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Niemand kennt mich so wie du

Niemand kennt mich so wie du

Titel: Niemand kennt mich so wie du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna McPartlin
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gehst auf die Vierzig zu und siehst aus wie sechzehn. Du bist witzig, niedlich, freundlich, warmherzig, intelligent und mit Sicherheit der Albtraum jeder gegen Falten und Speckröllchen kämpfenden Ehefrau mittleren Alters, die ihren Ehemann an der kurzen Leine hält.»
    «Wenn das der Fall ist, warum gehe ich dir als Frau mittleren Alters dann nicht auch auf die Nerven?»
    «Weil ich sogar mit einem Gesicht voller Narben noch besser aussehe als du. Ich besitze das Naturell eines Elitesoldaten, von daher hast du recht, aber andererseits habe ich keinen Mann, den du mir ausspannen könntest, und außerdem weiß ich etwas, das die nicht wissen.»
    «Und zwar?»
    «Dass du loyal bist bis zur Selbstaufgabe.»
    Lily wurde traurig. Eine Minute lang sagte keine von ihnen ein Wort, ehe Eve ihre Frage nach Lilys Beruf wieder aufgriff.
    «Also, mal abgesehen von der Zuflucht und deiner unglaublichen Klugheit, bist du als Krankenschwester da, wo du sein wolltest?»
    «Ich habe mich ja schon immer für Schönheit interessiert. Frisuren und Make-up, vielleicht Modeschauen und Fotoshootings … Das war eigentlich mein Traum, wenn ich nicht so bescheuert gewesen wäre, ihn nicht zu verfolgen.»
    «Ach ja! Ich erinnere mich noch an ‹Girl’s World›» , sagte Eve. «Und du wolltest mir ständig die Haare machen!»
    «Du hattest so tolles Haar.»
    «Und jetzt nicht mehr?» Eve lachte.
    «Zu kurz.»
    «So wie deins.»
    Lily lachte ebenfalls. «Ich habe immer Daisys Haare gemacht, aber inzwischen lässt sie mich nicht mehr an sich ran.»
    «Gott! Wenn ich jetzt darüber nachdenke, gab es für dich überhaupt kein anderes Thema, als wir jünger waren. Als meine Mutter krank wurde, hast du darauf bestanden, einmal die Woche zu ihr zu kommen, um ihr die Haare zu bürsten. Und wenn ich von einer neuen Designidee geschwärmt habe, hast du über Frisuren und Make-up gesprochen! Doch dann kam alles anders. Weshalb eigentlich?»
    «Ich hatte das beste Abschlusszeugnis aller Zeiten an dieser Schule, und Mrs.   Moriarty meinte, ein Mädchen mit meinem Intellekt müsste mehr aus seinem Leben machen, zum Beispiel Medizin studieren.»
    «Du warst schon immer leicht zu beeinflussen.»
    «Wovon du ja wohl garantiert profitiert hast», sagte Lily und musste daran denken, wie oft Eve sie zu den verrücktesten Dingen überredet hatte, um ein bisschen Spaß zu haben.
    «Du wolltest nie Ärztin werden, das war immer Declans Traum. Du wolltest Ehefrau und Mutter sein, und da war Krankenschwester genau das Richtige. Du konntest in seiner Nähe bleiben, hast die Ausbildung sicher mit links absolviert und so schneller Geld verdient.»
    «Genau.»
    «Das war damals sicher alles ganz sinnvoll, aber inzwischen sind deine Kinder fast erwachsen.»
    «Daisy ist erst zwölf.»
    «Ich meine ja auch nur … Wenn du immer noch vom Beauty-Sektor träumst, wieso unternimmst du dann nicht einfach etwas in der Richtung?»
    «Weil das Leben nun mal nicht so einfach ist, Eve.»
    «Das behauptet auch keiner. Normalerweise sind die richtigen Entscheidungen immer die schwersten. Ich schlage dir ja auch nur einen Kosmetikkurs vor und nicht, auf eine einsame Insel auszuwandern.»
    Lily dachte stumm über das nach, was Eve gesagt hatte. Ich könnte es tun. Ich weiß, dass ich es könnte. Wenn ich wüsste, dass ich bald von dieser Welt scheiden muss, würde ich dann alles anders machen?
    An einem anderen Tag erzählte Eve Lily von ihrer Zeit in London, Paris und New York.
    «Aufregend?», wollte Lily wissen.
    «Manchmal.»
    «Du hast sicher die unglaublichsten Menschen kennengelernt.»
    «Ach, Menschen sind Menschen.»
    «Komm schon, erzähl mir wenigstens einen aufregenden Schwank aus deinem Leben!»
    Eve dachte darüber nach und seufzte. «Ich war mit ein paar Filmstars, einem Rockstar und einem Politiker im Bett. Einer von der perversen Sorte.»
    «Du nimmst mich auf den Arm!»
    «Seine Frau hat mitgefilmt.»
    «Das ist nicht dein Ernst!»
    «Hinterher haben wir uns den Film bei Pizza und Wein angesehen. Ein ganz reizendes Pärchen, wirklich, und es war eine tolle Nacht, aber als die beiden richtig betrunken waren, habe ich die Videokassette mit einer Talkshow überspielt, weil mein Hintern so fett aussah. Wer will das schon?»
    «Nimmst du mich auf den Arm?», fragte Lily mit Grabesstimme.
    «Nein. Ich schwör’s!»
    «Wer war es?» Lily beugte sich so weit vor, dass sie fast vom Stuhl gekippt wäre.
    «Kann ich nicht verraten.»
    «Jetzt komm schon!»
    «Komm

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