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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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so tief, dass sein Bart den Boden berührte.
    „Alles, was ich weiß und zu sagen vermag, Herr.“
    Trümmerboldt nickte mit finsterem Blick.
    „Gut, ich danke dir, Knochenflicker.“
    Der Weißhelm wollte sich gerade zum Gehen wenden, als der provisorische Herrscher der Zwerge ihm plötzlich heftig auf den Bart trat und ihn an der Gurgel packte. Mit der anderen Hand griff er nach der Gürteltasche seines Gegenübers und riss sie mit einem Ruck vom Gurt. Die Tasche öffnete sich, und das Gold fiel polternd zu Boden. Trümmerboldt packte noch etwas fester zu, näherte sich dem Gesicht des Weißschurzes und flüsterte böse: „Sag, wenn ich es recht verstehe, dann besteht deine ganze Aufgabe darin, auf diesen zitternden Zwerg aufzupassen, von Zeit zu Zeit etwas Bier in ihn hineinzuschütten und dafür zu sorgen, dass seine Lampe nicht erlischt?“
    Der greise Knochenflicker wand sich in seinem Griff, wagte aber nicht, sich zu wehren. Stattdessen antwortete er hustend: „Ja, Herr, das ist meine Aufgabe, und ich erfülle sie gewissenhaft.“
    Krugk Trümmerboldt hatte genug gehört. Er stieß den Weißhelm von sich, der stolperte und zu Boden stürzte. Derweil wandte sich Trümmerboldt an seine beiden Begleiter: „Gebt ihm einen Hammer und bringt ihn irgendwohin, wo er sich sein Gold auf ehrliche Weise verdienen kann.“
    Sofort waren die beiden Menhire herbei, packten den wimmernden Knochenflicker unter den Armen und schleiften ihn aus der Fieberhöhle. Krugk Trümmerboldt blieb allein zurück, sammelte leise summend die Kiesel Gold vom Boden auf und ließ sie in seine Börse zurückgleiten, bevor er sich neben das Lager des zitternden Bims Funkenbruch setzte. In der Ferne hörte er die verhallenden Schritte seiner beiden Wachen. Doch er fürchtete sich nicht. Auch wenn er hier allein in den Tiefen der Gänge war. Die Zwerge waren in den Stollen und schufteten unter den Augen der Menhire, emsig und in steter Furcht vor ihren Schlagstöcken. Außerdem wusste er sich zu wehren. Er kannte Möglichkeiten, mit einem einzigen Schlag jeden Knochen im Leib eines Zwergs zu brechen. Sogar zweimal, wenn es sein musste. Nein, Krugk Trümmerboldt hatte keine Angst. Die Angst war vielmehr sein Verbündeter…
    Interessiert starrte er in die schreckgeweiteten Augen des fiebernden bleichen Zwergs und dachte nach. Jemandem, der komplett von Angst erfüllt war, noch mehr Angst zu machen, war keine leichte Aufgabe.
    „Du fürchtest dich also vor irgendetwas, das damals auf der Wächterebene geschehen ist.“ Nachdenklich strich er sich über den Bart und suchte nach einer Regung in den starren Pupillen seines Gegenübers. „Ob es wohl mit deinem Herrn zu tun hatte? Mit den Göttern? Oder diesen Experimenten?“ Doch Funkenbruch reagierte nicht. Er lag dort wie ein feuchter Sack voll Bibberpilz, zitterte, schwieg und schwitzte. Trümmerboldt schüttelte den Kopf. „Oh, wenn ich doch nur deinen Gedanken durch die Stollen deines Kopfes folgen könnte. Was soll ich nur tun?“
    Und dann fiel ihm ein, was er tun konnte. Der alte Weißschurz hatte es ihm verraten: Seit er hierhergekommen war, hatte Funkenbruch geschwiegen. Aber nicht nur das. Er hatte auch geschrien. Wann immer das Licht erlosch. Krugk Trümmerboldt wollte, dass Funkenbruch sprach. Und das Schreien war dem Sprechen näher als das Schweigen. Darum würde er ihn also zum Schreien bringen…
    Lächelnd zerrte Trümmerboldt seine schweren ledernen Handschuhe aus einer Gürteltasche hervor und zog sie über. Er leckte sich über die Lippen und beugte sich über die rußende Lampe, um seine Finger derart um die Flamme zu schließen, dass die Höhle mit einem Mal in vollkommener Finsternis lag.
    Er spürte, wie der Zwerg auf seinem Krankenlager emporfuhr. Und dann begann dieser tatsächlich zu schreien. Von einem Schlag auf den anderen war die Angst nicht mehr bloß zu riechen, sie war auch zu hören!
    Langsam öffnete Trümmerboldt die Hände, richtete sich auf und ließ das Licht zurück in die Höhle.
    Im nächsten Augenblick verstummte Bims Funkenbruch und sackte wieder in sich zusammen.
    Stirnrunzelnd beobachtete Trümmerboldt ihn so lange, bis er wieder ruhiger zu atmen begann.
    „Schreien tust du also schon mal. Aber sprechen willst du wohl immer noch nicht…“
    Damit beugte er sich erneut über die Lampe und schloss die Hände um die Flamme.
    Wieder schreckte Funkenbruch, kaum dass es dunkel wurde, schreiend empor.
    Und wieder ließ Trümmerboldt ihn ein wenig

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