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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hoffnung, ihn noch zu retten.“
    - Mord, kam es von Pauls Bewußtsein.
    Man brauchte nicht besonders gewitzt zu sein, um das zu erkennen. „Kann so etwas auf natürliche Weise geschehen?“ fragte Mark.
    „Höchst unwahrscheinlich. Natürlich ist nach der Statistik möglich, Mr. Kaufmann, daß so etwas vorkommt, aber …“
    „Aber in der Praxis ist das so gut wie ausgeschlossen.“
    „Nein, so darf man es auch nicht sehen.“
    „Was war es denn? Ein Gift etwa – Carniphage?“
    „Carniphage hat einen anderen Effekt“, sagte der Mediziner. „Jedenfalls steht einem Giftmörder heutzutage ein außerordentlich großes Arsenal an Mitteln zur Verfügung. Ich habe mir die Symptome genau angesehen und die Auswirkungen mit potentiellen Ursachen verglichen. Und dabei bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen.“
    Er gab Kaufmann einen Computerausdruck mit folgender Überschrift:
    ZYKLOPHOSPHAMID-8
    Mark überflog ihn rasch. „Ist dieses Gift leicht erhältlich?“
    „Ich würde sagen, daß ein Gramm etwa fünfunddreißigtausend Dollar kostet“, antwortete der Arzt. „Und als tödliche Dosis reichen schon etwa 0,3 Gramm.“
    „Also ist es teuer, aber nicht unerschwinglich. Ist es denn selten?“
    „Man kann drankommen. Die Quellen sind schwer zu erreichen, aber es gibt sie. Und mit dem nötigen Kapital …“
    „Ja, mit dem nötigen Kapital“, sagte Mark. „Haben Sie im Körper irgendwelche Spuren dieses – dieses Zyklophosphamids gefunden?“
    „Es hinterläßt keine Spuren, löst sich bei seiner Anwendung restlos auf. Die einzigen Anzeichen auf das Gift sind die Effekte, die es hervorruft.“
    „Mit anderen Worten, der Beweis muß empirisch durch den Körperzustand des Opfers erbracht werden?“
    „Ganz genau“, sagte der Arzt ruhig. „Die Polizei führt gerade eine zweite Autopsie durch. Dabei werden natürlich alle nur möglichen Anstrengungen unternommen, der wahren Todesursache auf den Grund zu kommen. Aber ich möchte jetzt schon voraussagen, daß sie letztendlich zu keinem anderen Schluß als ich kommen können: Vergiftung durch Zyklophosphamid-8.“
    „Na gut. Vielen Dank. Machen Sie weiter.“
    - Du mußt dein Sicherheitsnetz enger ziehen, mußte sich Mark von seinem Onkel sagen lassen. Daß in deiner eigenen Wohnung ein Mord begangen werden konnte, ist schon sehr blamabel.
    „Auch Sicherheitsvorkehrungen haben ihre Grenzen“, sagte Mark. Ruhelos ging er im Zimmer umher. Der Vorfall ließ ihm keine Ruhe, erstaunte ihn und machte ihn wütend. Es machte ihm gar nicht einmal so viel aus, daß jemand Martin St. John, den Dybbuk Paul Kaufmann, so rasch nach der Transplantation umgebracht hatte. Was ihn wirklich aufregte, war die Tatsache, daß St. John ausgerechnet hier bei ihm so frech ermordet worden war. Unter Umständen würde man ihn verdächtigen. Das beunruhigte ihn.
    In der Tat eine unangenehme Situation. Wenn sich für die Polizei der Verdacht erhärten sollte, würde man seinen Geist untersuchen lassen. Davor konnte ihn alles Geld der Welt nicht bewahren. Natürlich würde das nur beweisen, daß er mit dem Mord an Martin St. John nichts zu tun hatte.
    Aber gleichzeitig konnte bei dieser Untersuchung die illegale Anwesenheit von Onkel Pauls Bewußtsein in Marks Gehirn ans Tageslicht kommen – mußte sogar.
    Nur Roditis konnte hinter diesem Mord stecken, dachte Mark. Er hatte seine Abwesenheit geschickt ausgenutzt und einen Agenten in seine Wohnung eingeschleust, um St. John umzubringen. Dadurch zwang er Mark, seinen Geist untersuchen zu lassen und in Schimpf und Schande zu enden. Nein, nein, Roditis konnte ja nichts von Marks Aufenthalt in San Francisco wissen. Man durfte nicht den Fehler begehen und dem Mann die ganze Bösartigkeit zutrauen, zu der man selbst fähig war – außer natürlich … dieser Roditis besaß ja auch Verbindungen zum Lamakloster. Wenn er nun einen Wink von den Gurus erhalten hatte, daß Mark Kaufmann eingetroffen sei, um sich eine sub r os a -Transplantation geben zu lassen …
    Völlig erschöpft von den moralischen Abgründen seiner eigenen Hypothesen sank Mark auf eine Couch nieder.
    - Du Idiot, gerate jetzt nur nicht in Panik.
    „Paul, bitte, laß mich nachdenken.“
    - Denk von mir aus, was du willst, aber denk schnell. In einer Stunde sitzt du vielleicht schon hinter Gittern.
    „Nein, da bleibt uns noch mehr Zeit. Die Gerichtsmediziner sind noch nicht mit der zweiten Autopsie fertig. Und dann muß die Polizei erst einmal bei übergeordneten Stellen

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