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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Schmerzensschrei in ihrer Kehle brannte, bewegte er sich. Mit dem Bogen als Stütze zog er sich auf die Beine, tastete nach den Adlerfedern in seinem Haar und kam auf sie zu. Blut rann aus einer oberflächlichen Schulterwunde, sonst schien er u n verletzt.
    Ein Wunder, bedachte man seinen todesverachtenden Angriff.
    Sie sah die Augen des Büffels, erfüllt vom letzten, ohnmächtigen Au f begehren gegen das Schicksal. Sie hätte tot sein müssen. Zertrampelt, durchbohrt, zerfetzt. Nur noch eine tote Hülle, aus deren Herzen in der Einsamkeit der Antelope Hills eine Birke wuchs.
    „Geht es dir gut?“ Nocona stand vor ihr. Zitternd, mit zerzaustem Haar, bedeckt von Kratzern und Staub. In seinen Augen funkelte das pure, wilde Leben. „Was machst du nur, du Unglücksvogel? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie jemanden getroffen, der so viel Pech und so viel Glück besitzt. Ihr müsstet tot sein. Der Große Geist scheint viel mit euch vorzuhaben.“
    Naduah war sprachlos. Er stand direkt vor ihr. Seine Hände legten sich auf ihre Schulter, während der kalte Wind sein Haar erfasste und über ihr Gesicht wehte. Himmel und Erde, alles, was sie umgab, löste sich in Nichtigkeit auf. Ein dunkler Schleier legte sich über ihr Bewuss t sein, doch als er sie ganz erfüllen und in sich aufnehmen wollte, wischte ihn Noconas Stimme beiseite.
    „Naduah, geht es dir gut?“ Behutsam rüttelte er an ihrer Schulter. „Antworte mir!“
    Sie blickte zu ihm auf. Schwarze Farbe blätterte von seinem Gesicht. Vorsichtig zog sie die trockenen Reste von seiner Haut und wischte die Schweißtropfen fort, die auf seiner Stirn glänzten.
    „Was du getan hast, war lebensmüde.“
    „Ich weiß.“ Nocona schloss unter ihren Berührungen die Augen. Nicht einmal, wenn die Herde umgekehrt und auf sie zugestürmt wäre, hätte sie von ihm lassen können. „Aber ich musste sicher sein, dass er sofort zu Boden geht. Ein Wurf wäre zu unsicher gewesen.“
    Sie ließ ihre Hand sinken, doch nur, um beide Arme um seine Schu l tern zu legen. Weich schmiegte sich der Wolfspelz an ihre Haut. Sie bebte am ganzen Körper, kam seinem Gesicht näher, immer näher, bis sein Atem ihre Lippen streifte. Naduah sog Noconas Geruch in sich ein. Ungezügelte, fiebrige Wildheit .
    „Mein tapferes Blauauge.“ Er seufzte. „Du wirst irgendwann mein U n tergang sein.“
    Naduah überwand die letzte Kluft, die zwischen ihnen lag, und legte ihre Lippen auf die seinen. Weiche, warme Haut. So wunderbar wie in ihrem Traum. Sie schmiegte ihren Körper an den seinen. Jede Scheu löste sich auf in verzweifeltem Verlangen. Noconas Hände umfassten ihre Hüften, überraschend grob, um sie noch fester an sich zu ziehen. Die Geschichte wiederholte sich. Sie küssten sich dort, wo alles bego n nen hatte, inmitten von Staub, Blut und Tod. Sie küssten sich, bis ihr Atem erstickte und sie sich keuchend voneinander lösen mussten. Sein Geschmack berauschte sie. Hitze durchfloss ihren Körper und verwa n delte ihre Gedanken in träges, glühendes Feuer. Ihr schwindelte. G e schah das hier wirklich? Hielt er sie wirklich fest, seufzend vor Lust, und streichelte mit zitternden Händen ihr Haar?
    „Wir müssen weiter.“ Noconas Atem strich über ihre geschwollenen Lippen. „Die Jagd ist noch nicht vorbei.“
    „Bleibst du bei mir?“ Tränen brannten in ihren Augen. „An meiner Seite?“
    „Das werde ich.“ Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Zärtlich und behutsam, doch sie spürte, wie gern er sie an Ort und Stelle auf den B o den geworfen hätte, um seinen Hunger zu stillen. Bei allen Gei s tern, würde er es nur tun. Alles war ihr gleich, wenn sie nur endlich z u sammen sein konnten. „Ich will nicht noch mal erleben müssen, wie du wie fes t gefroren auf deinen Tod wartest.“
     

     
    Kadaver sprenkelten die Landschaft, warfen lange Schatten und erwec k ten den Eindruck, als lägen sie seit Ewigkeiten hier und wären wie die Steine und das Gras ein Teil des Landes. Die tief stehende Sonne übe r zog die Prärie mit goldenen Pfaden aus Licht. Alles holte tief und schweigend Atem. Mensch, Tier, die Ebene selbst. Der Tod lag über dem Land.
    Stolze Herrscher der Prärie verwandelten sich unter den Händen der Frauen und Kinder in Fleisch. Man schnitt die noch dampfenden He r zen aus den Leibern, vergrub sie in der Erde und sprach Dankgebete, um sicherzustellen, dass die Seelen der Tiere nicht verärgert wurden. Man weidete aus und häutete, zerstückelte und

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