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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Beachtung zu schenken, »ist Folgendes: Falls es einen Sohn von Holberg gibt, wieso weiß er, dass Elín die Tante von Auður ist? Weiß er dann nicht auch von Auður, die seine Schwester war? Wenn er von Elín weiß, m uss ich auch davon ausgehen, dass er von Kolbrún weiß, und von der Vergewaltigung, aber ich kapiere nicht, wieso. Über die einzelnen Aspekte der Ermittlung hat nichts in den Zeitungen gestanden. Woher hat er diese Informationen?«
    »Hat er das nicht von Holberg, bevor er ihm den Schädel eingeschlagen hat?«, sagte Sigurður Óli. »Ist das nicht wahrscheinlich?«
    »Er hat ihn vielleicht zwingen können, ihm das zu sagen«, sagte Elinborg.
    »Zunächst mal wissen wir nicht, ob es diesen Mann gibt«, sagte Erlendur. »Elín war sehr erregt. Wir wissen nicht, ob er Holberg umgebracht hat. Und genauso wenig, ob er überhaupt von der Existenz seines Vaters gewusst hat, wenn er unter solchen Umständen gezeugt worden ist, bei einer Vergewaltigung. Elliði sagt, dass es eine Frau vor Kolbrún gegeben hat, der dieselbe Behandlung zuteil wurde, vielleicht sogar noch schlimmer. Falls daraus ein Kind entstanden ist, bezweifle ich sehr, dass die Mutter erpicht darauf war, den Vater anzugeben. Sie hat sich jedenfalls nicht an die Polizei gewandt. In unserem Archiv liegt nichts über andere Vergewaltigungen von Holberg vor. Wir müssen immer noch diese Frau finden, so es sie denn gibt.«
    »Und wir bohren uns durch Hausfundamente auf der Suche nach einem Mann, der mit der Sache wahrscheinlich nicht das Geringste zu tun hat«, sagte Sigurður Óli.
    »Was soll denn jetzt auf einmal dieser blödsinnige Humor?«, sagte Erlendur und sprach lauter. »Besteht vielleicht die Möglichkeit, mal einen Satz aus euch herauszubekommen, der nicht total superwitzig ist?«
    »Vielleicht liegt Grétar gar nicht hier unter dem Fundament«, sagte Elinborg.
    »Wieso?«, fragte Erlendur.
    »Vielleicht ist er noch am Leben, meinst du das?«, sagte Sigurður Óli.
    »Er wusste alles über Holberg, könnte ich mir denken«, sagte Elinborg. »Er wusste von der Tochter, sonst hätte er nicht ihr Grab fotografiert. Er wusste bestimmt, wie sie gezeugt wurde. Wenn Holberg noch ein Kind gehabt hat, dann hat er auch davon gewusst.«
    Erlendur und Sigurður Óli schauten sie mit wachsendem Interesse an.
    »Vielleicht weilt Grétar noch unter uns«, fuhr sie fort, »und hat Verbindung zu dem Sohn. Das ist die einzige Erklärung dafür, wie der Sohn von Elín und Auður wissen konnte.«
    »Aber Grétar ist vor einem Vierteljahrhundert verschwunden, und seitdem hat man nie wieder etwas von ihm gehört«, sagte Sigurður Óli.
    »Selbst wenn er verschwunden ist, muss das nicht bedeuten, dass er tot ist«, sagte Elinborg.
    »Also …«, begann Erlendur, aber Elinborg unterbrach ihn.
    »Meiner Meinung nach besteht kein Grund, ihn auszuschließen. Warum nicht die Möglichkeit einkalkulieren, dass Grétar am Leben ist. Die Leiche wurde nie gefunden. Er kann außer Landes gegangen sein. Es könnte ihm auch gereicht haben, aufs Land zu gehen. Keiner hat sich um ihn gekümmert. Keiner hat ihn vermisst.«
    »Ich kann mich nicht an einen solchen Fall erinnern«, sagte Erlendur.
    »Was für einen?«, fragte Sigurður Óli.
    »Dass ein verschwundener Mann fünfundzwanzig Jahre später wieder auftaucht. Wenn hierzulande Menschen verschwinden, dann ist das meist endgültig. Da kommt niemand Jahrzehnte später wieder zum Vorschein. Niemand.«

Kapitel 31
    E rlendur ließ sie in Nordermoor zurück und fuhr zum Barónsstí gur, um den Gerichtsmediziner zu treffen. Der Arzt beendete gerade die Obduktion von Holberg, als Erlendur eintraf, und deckte die Leiche zu. Die irdischen Überreste von Auður waren nirgends zu erblicken.
    »Hast du etwas über das Gehirn des Mädchens herausgefunden?«, fragte der Arzt ohne Umschweife, als Erlendur zu ihm hereinkam.
    »Nein«, sagte Erlendur.
    »Ich habe mit einer Professorin gesprochen, einer alten Freundin von mir an der Uni, und habe ihr den Fall unterbreitet. Ich hoffe, dass das in Ordnung war. Sie war überhaupt nicht erstaunt über unsere kleine Entdeckung. Diese Geschichte von Halldór Laxness, hast du sie gelesen?«
    »Über Nebukadnezar? Sie ist mir in den letzten Tagen schon durch den Kopf gegangen«, sagte Erlendur.
    »Heißt die Erzählung nicht Lilja? Es ist lange her, dass ich sie gelesen habe. Handelt sie nicht von einem Medizinstudenten, der eine Leiche raubt und statt ihrer Steine in den Sarg legt? Das

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