Nuhr, Dieter
nicht, dass ein solches System bei uns
funktionieren würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei uns eine
Versicherung akzeptieren würde, wenn eine Großbank statt Alarmanlage und
Tresorschloss einen Fluch über dem Eingang anbringen würde. Jedenfalls könnte
man dann Afrikaner als Einbrecher ausschließen, was ein schöner Beitrag zur
Integration ausländischer Mitbürger wäre.
Natürlich gibt es auch bei uns Menschen, die an Zauberei
glauben und fest davon überzeugt sind, dass die Hölle auf sie wartet, wenn sie
nicht den ganzen Tag lang »Keke, Keke, gunkangelei?« rufen und dabei auf dem
linken Bein hüpfend eine Schnabeltasse in die Luft werfen. Allerdings befinden
sich solche Menschen meist unter behördlicher Aufsicht in einer geschlossenen
Abteilung und haben selten Freigang, es sei denn es ist Wahlkampf und sie
treten als Kandidaten einer Splitterpartei im Wahlkreis Köln-Porz zur
Bundestagswahl an. Köln ist eine sehr tolerante Stadt.
Witze 23.
September 2006
Wissen Sie, was mich im Leben am meisten überrascht hat?
Dass man vom Witzemachen leben kann. Andere bohren, hämmern, rechnen. Ich
mache Witze. Ich sehe das als seelsorgerische Tätigkeit. Es ist ja wichtig, dass
einer für gute Laune sorgt.
In Deutschland durfte man ja jahrzehntelang nur lustig
sein, wenn man gleichzeitig daraufhinwies, dass eigentlich alles ganz furchtbar
sei. Das war die Vorstellung des Deutschen vom Witz. Man nannte das Kabarett.
Heute geht es etwas lockerer zu. Es gibt sogar vereinzelt witzige
Kabarettisten, aber im Grunde gilt im Kabarett immer noch die klare Ansage: »Wir lachen, aber trotzdem ist die Welt schlecht.« Das ist die
Art von Humor, für die wir Deutsche weltweit bekannt und beliebt sind.
Wobei witzig zu sein an sich natürlich auch nicht immer
nur locker ist. Man sitzt zu Hause, am Computer, am Bleistift oder am
Diktiergerät, wobei ich glaube, dass im Kabarettbereich viele noch mit der
alten Adler oder einem Gänsekiel schreiben. Das würde auch das Alter der Witze
erklären. Und dann grübelt man, und wenn einem dann nichts einfällt, ist das
gar nicht witzig.
Darum liegen Verbissenheit und Humor auch oft so nah
beieinander. Man prügelt auf die Tastatur, beschimpft die Mitbewohner, verflucht
die Welt - und plötzlich macht es Pling: Man hat eine Idee, die total lustig
und geistreich ist. Das ist dann auch der Moment, in dem sehr zuverlässig das
Telefon oder die Nachbarin klingelt: »Kann ich mal zwei Eier leihen?« Natürlich
habe ich Eier. Aber der Gedanke ist weg. Da kann man als Witzschaffender auch
schon einmal Gewalttäter werden, wenn man nicht ganz vorsichtig ist.
Deswegen sind viele Kollegen auch mehrfach geschieden.
Oder ihre Lebenspartner sind unter mysteriösen Umständen verschwunden. Weil sie
kurz nach einem Geistesblitz gefragt haben, warum der Müll noch nicht
rausgebracht wurde - und weg ist die Pointe ...
Natürlich spielt bei der Trennungshäufigkeit von Künstlern
auch das Tourneeleben eine Rolle. Da wird viel getrunken und getanzt, weil man
die Verbitterung aufgrund der Schreib blockade aus sich herausfeiern
muss. Meist geschieht das morgens um drei in einer westfälischen Kleinstadt,
wenn man sich das Publikum bereits schöngetrunken hat - und schon hegt man mit
einer örtlichen Krankenschwester auf der Trage.
Oft werde ich gefragt: »Sind Sie zu Hause eigentlich auch
lustig?« Ich sage dann immer: »Nein. Bei uns zu Hause gilt der Grundsatz:
>Wer lacht, wird erschossen<.« Dann sind die Journalisten oft überrascht.
Ironie wird bei uns ja auch nicht immer verstanden. In Wirklichkeit nämlich ist
es ziemlich lustig bei uns zu Hause. Ich sage immer: Ein Analphabet wird auch
selten Schriftsteller. Und wer privat Pazifist ist, sollte auch nicht als
Auftragskiller arbeiten. Das macht dann keine Freude. Das nur als Tipp, wenn
Sie gerade zu Hause ein Messer schärfen oder die Waffe reinigen - und Sie sind
eigentlich ein lustiger Vogel: Denken Sie doch mal über einen Branchenwechsel
nach!
Partnerauswahl 27
September 2006
Heute hat mir jemand erzählt, er sei mit seiner Frau total
unzufrieden, sie sähe gar nicht mehr gut aus, habe auch so ein kleines
Bäuchlein bekommen und würde sich überhaupt nicht mehr so schön zurechtmachen
wie früher. Das ist natürlich nicht angenehm. Andererseits trug der
Beschwerdeführer während seines Lamentos ein hautenges T-Shirt der Größe
XXXXXXL sowie eine Hose, die in ihrem Design jedem Altkleidercontainer zur Ehre
gereicht
Weitere Kostenlose Bücher