Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
Vom Netzwerk:
so
selbstverständlichen Begriff der »Heimat« schunkelnden Musikanten überlassen.
Das war ein Fehler. Ich bin ein begeisterter Hasser der Marschmusik. Ich möchte
trotzdem eine Heimat haben dürfen.
    Dabei darf natürlich grundsätzlich jeder hören, was er
will. Wir leben in einem Land, in dem selbst schunkelnde Musikanten nicht
gesteinigt werden. Das ist Freiheit. Schwer auszuhalten, aber in Ordnung.
     
    Iran 7 November
2007
    Letzte Woche war ich im Iran. Wir hatten da natürlich vor
Ort jemanden, der sich auskennt, eine Frau. Die hat uns da ein bisschen
herumgeführt, eine sehr hübsche Frau übrigens. Aber keine falschen Gedanken!!!
Auf Ehebruch stehen da unten unangenehme, entbeinende Strafen. Grundsätzlich
sollte man auf Reisen fremden Sitten gegenüber offen sein und auch mitmachen,
ich bin kein prinzipieller Spaßverderber. Aber an einer öffentlichen
Auspeitschung möchte ich nicht teilnehmen, weder als Peitscher noch als
Gepeitschter ...
    Ich weiß, es gibt Leute, die sagen: »Warum nicht? Ich hab
das ganz gern.« Aber auch die meinen wohl eher irgendwelche seltsamen Spiele
mit Reitpeitschchen. Da fangen die im Iran erst gar nicht mit an, da wird
richtig blutig geschlagen. Es handelt sich bei den üblichen vom Staat
verhängten Strafen um Praktiken, die bei uns selbst in bizarren Kontaktanzeigen
selten vorkommen.
    Wenn Sie also gerade in Teheran sind oder in Shiraz oder
in Isfahan: Behalten Sie die Finger bei sich. Die einzige Form von
außerehelicher Geschlechtlichkeit, die dort erlaubt wird, ist der Pollenflug.
Und auch Pollenflug ist nur mit Kopftuch gestattet.
    Im Iran war ich übrigens auch an dieser Atomanlage, an der
man auf dem Weg von Isfahan nach Teheran vorbeikommt. Das zeigen die einem dann
auch gern, weil sie stolz darauf sind. Weil ja immer von friedlicher Nutzung
der Kernenergie die Rede ist, hat es mich überrascht, dass die Menschen
offenbar schon ganz genau wissen, wo die Atomwaffen stationiert werden sollen
- nämlich gleich gegenüber auf einem Hügel. Das erzählen sie auch gern, ganz
stolz.
    Der Iraner sagt: »Wenn Amerikaner Atomwaffen haben dürfen,
warum nicht auch Iran?« Gute Frage. Sollte nicht jeder Atomwaffen haben dürfen?
Ich beispielsweise? Bei uns vor dem Haus steht in letzter Zeit immer einer auf
meinem Parkplatz. Gut, ich würde da auch erst mal konventionelle Waffen einsetzen,
aber wenn das nichts nützt? Da kennt der Revolutionsgardist kein Pardon. Das
ist wie bei der Auspeitschung, der Iraner neigt einfach zu eher drastischen
Lösungen. Insofern sollte man da mit Atomwaffen vielleicht doch vorsichtig
sein. Und wenn man schon einmal über Abrüstung diskutiert, sollte man
vielleicht auch gleich über Peitschen reden. Und Galgen. Es ist nämlich
ansonsten sehr schön da. Wenn da jetzt noch so was Ähnliches wie Zivilisation
einkehren würde, fände ich das super. Salam!
     
    Dunkel 12. Dezember 2007
    Jetzt wird es jetzt gar nicht mehr so richtig hell. Oder
besser: Kaum ist es hell, hört man von allen Seiten: »Mahlzeit!«, und dann ist
es auch schon wieder dunkel. Die Zeit vergeht.
    Als Mensch geht mir die Dunkelheit auf die Nerven. Ein
Oktopus beispielsweise hat es da leichter, er ist ja an Dunkelheit gewöhnt. So
ab 30, 40 Metern Wassertiefe kommt ja gar kein Sonnenlicht mehr an, da sieht
man gar nichts mehr. Sonst würden sich so hässliche Tiere auch gar nicht
fortpflanzen können. Wenn da Licht wäre, würden die aufeinandertreffen und
sagen: »Mein Gott, bist du hässlich.« Und das wär's dann gewesen ... So leben
die da unten, und die Viecher haben ja auch außer Fortpflanzung nichts zu tun.
Und so ein Oktopus hat acht Arme. Das muss nicht schlecht sein.
    Eine Alternative wäre der Winterschlaf. Drei, vier Monate
... Aber erklären Sie das mal Ihrem Arbeitgeber. Außerdem kann der Mensch schon
deshalb keinen Winterschlaf halten, weil er ja spätestens zu Silvester von dem
ganzen Geballer aufwachen würde.
    Das Silvesterfest allerdings hat ja ebenfalls mit der Dunkelheit
zu tun. Es hat altgermanische Ursprünge und diente der Vertreibung der Geister.
Der Mensch hat ja schon seit Urzeiten Angst vor der Dunkelheit, vor der Nacht.
Nyktophobie nennt man das. Es gibt viele Phobien, die mit Dunkelheit zu tun
haben, die Achluophobie etwa, die Angst vor Dunkelheit schlechthin, oder die
Hylophobie, die Angst vor Wäldern. Der Winter ist auch die Jahreszeit der
Kyphophobie, der Angst sich zu bücken, weil man ja nie weiß, wer hinter einem
steht. Wenn es dann noch

Weitere Kostenlose Bücher