Nuhr, Dieter
dunkel ist, dann steht da am Ende ein Oktopus mit
seinen acht Armen und sagt: »Hallo, ist grad so schön dunkel hier ...« Das
will man ja auch nicht...
Da freut man sich auf den Frühling - wenn man nicht gerade
an Heliophobie leidet, der Angst vor Sonnenschein, oder an einer Hedonophobie,
der Angst vor Freude. In diesen Fällen sollte man den Winterschlaf am besten
auf zwölf Monate ausdehnen und sich am besten 30 Meter tief unter Wasser verschanzen.
Es ist ratsam, ein großes Schild mit der Aufschrift aufzustellen: »Achtung!
Für Achtarmige verboten. Wegen Oktophobie.« Was es nicht alles gibt...
Kalender 9. Januar 2008
Gerade sind 365 Tage wieder einmal in rasender Geschwindigkeit
an uns vorbeigezogen. Da finde ich es gut, dass man sich dieses Jahr gesagt
hat: »So geht das nicht weiter, 2008 legen wir mal einen Tag drauf!« Gesagt,
getan! Und was für eine gute Idee, den Zusatztag in den Februar zu legen, der
war letztes Jahr so kurz! 29 Tage finde ich für einen richtigen Monat das
Mindeste!
29 Tage ist natürlich immer noch irgendwie knapp. Es
stellt sich die Frage, ob man den Februar nicht wegen Geringfügigkeit ganz
rausschmeißt. Wäre es nicht vorteilhafter gewesen, alle 28 Jahre einen
Schaltmonat einzulegen - den Jaguar, den Trizember oder den Schärz? Aber nein,
Papst Gregor XIII hat es 1582 anders festgelegt. Man glaubt kaum, wie weit der
vorausgedacht hat.
Nicht weit genug allerdings, wie ich meine. Man hätte den
Schalttag schließlich auch in den Herbst legen können, so müssen wir jetzt
wieder einen Tag länger auf die Fußball-Europameisterschaft und auf Ostern
warten. Wahrscheinlich liegt selbst der Krokus unter der Erde und sagt sich:
»Ich hab ja noch Zeit, es ist ja Schaltjahr.«
Wieso legt eigentlich der Papst den Kalender fest? Und
wieso richtet sich der Krokus nach dem Papst? Der 29. Februar ist ja überhaupt
komisch. Wenn man Fisch ist, hat man ja eigentlich immer einen Tag weniger zur
Verfügung für sein Sternzeichen, beziehungsweise in Schaltjahren ist man als
Märzgeborener plötzlich noch Fisch, wo man in anderen Jahren schon Widder wäre
oder Gemse oder tasmanischer Beutelteufel, ich kenne mich da nicht so aus.
Offenbar richten sich selbst die Gestirne nach dem Papst.
Dabei ist das mit dem Kalender ein elendes Durcheinander.
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn man ein metrisches System
eingeführt hätte. Wir tanken ja auch keine Gallonen mehr und messen auch nicht
mehr in Pfund. Da hätte man doch sagen können: Ein Monat hat zehn Tage, das
Jahr hat zehn Monate und alle zehn Jahre ist Europameisterschaft. Der Krokus
kommt, wann er will und der Winter ist auch nicht mehr so kalt, wenn er mal in
die warme Jahreszeit fällt. Das wäre doch schön.
Freiheit 15. Januar
2008
Der Begriff »Freiheit« hat in den letzten Jahren eine
seltsame Wandlung durchgemacht.
Früher drückte Freiheit etwas Positives aus. Mit Freiheit
verband man Pferde, Prärie, Abenteuer, Lungenkrebs ... kurz: dass einem niemand
reinzureden hatte und man tun konnte, was man wollte. In erster Linie richtete
sich das natürlich gegen die Eltern, die einem ständig seltsame Vorschriften
machten, dass man in die Schule muss, zum Friseur oder nach Hause, oft noch
bevor es dunkel wurde.
Dem gegenüber stand eine Vorstellung von Freiheit, die beinhaltete,
dass jeder Mensch dorthin gehen können sollte, wohin er wolle, also in erster
Linie in Urlaub oder unter die Bluse, aber auch raus in die Wildnis, das Leben
erfahren, spüren, schmecken.
Heute pflegt man gemeinhin eine ganz andere Lebenseinstellung:
»Freiheit?«, so fragt man sich, »Ist man in der Freiheit nicht ganz auf sich
allein gestellt? Wie unangenehm! Was mach ich, wenn in der Freiheit draußen
schlechtes Wetter ist ...? Oder wenn da so komische Käfer sind? Oder Spinnen
...? Nö, da bleib ich lieber zu Hause ...« Wenn die Menschen bei uns die Wahl
zwischen Prärie und Gefängnis hätten, würden sich heute die meisten lieber
sofort festnehmen lassen. Deswegen erfreut sich die DDR ja auch wieder
wachsender Beliebtheit. Im Gefängnis hat man immer ein Dach über dem Kopf.
In der Freiheit kann man auch viel mehr Fehler machen. Das
geht los bei der Berufswahl. Da kann es passieren, dass man 30 Jahre im Beruf
hinter sich hat und plötzlich feststellen muss, dass man eigentlich Fußballprofi
werden wollte. Das wird dann schwierig. Denn die Freiheit ist auch ungerecht.
Ohne staatlich garantierte Quoten wird es schwierig, im hohen Alter
Weitere Kostenlose Bücher