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Nuhr, Dieter

Nuhr, Dieter

Titel: Nuhr, Dieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuhr auf Sendung
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intelligentes
Leben geben. Das mag stimmen. Aber nicht bei 30 Grad. So viel ist sicher.
     
    Kinder im Urlaub 30. August 2002
    Ich war im Urlaub. Da können viele schlimme Dinge
passieren. Die einen holen sich eine Tropenkrankheit, die anderen geraten in
Bürgerkriege, aber mich hat es am schlimmsten getroffen: Ich hatte Kinder im
Hotel. Ich war mit ein paar Leuten unterwegs, die selber Kinder haben, und
hatte gedacht: »Komm, das hältst du aus ...« Aber Kinder sind seltsam.
    Das fängt schon morgens an. Kinder stehen ja nicht nur
auf, die sind auch noch gleich wach. Und dann gibt es gleich eine volle
Breitseite Lebensfreude - da wird gejohlt, getrommelt und dem Schwesterchen der
Augapfel durch die Ohren rausgedrückt. O. K., das ist lustig.
    Als Nächstes kommt das Hotelfrühstück. Es ist schon toll,
wie selbstständig Kinder heute sind! Sie gehen selbst zum Buffet, stellen sich
ihr Müsli zusammen, gehen dann zurück damit zum Tisch, kommen mit einer leeren
Schüssel an und gehen wieder zum Buffet. Kurz vor zehn ist der Frühstücksraum
knöcheltief unter Frischmilch, versetzt mit anderen organischen Überresten wie
rohem Fleisch oder Lachs mit Nutella. Der Frühstücksraum eines Kinderhotels
erinnert immer ein bisschen an einen Schützengraben 1917.
    Auch die Geräusche haben etwas Kriegerisches: Geheul, Klirren
von Messern und gebrochenem Glas, und überall Flehen um Gnade: »Nein! Ich will
nicht in den Micky-Maus-Kinder-Club.« Das muss eine Art Folterstube sein, so
wie die Kinder kreischen.
    Aber damit muss man natürlich rechnen, wenn man in ein
Hotel mit Kinderbetreuung geht. Eigene Dummheit, wenn man dann auch noch
Anfängerfehler begeht. In so einem Hotel geht man, wenn man noch halbwegs bei
Verstand ist, natürlich nicht ins Schwimmbad!
    Da versuchte gerade eine Gruppe von Siebenjährigen, sich
gegenseitig zu ertränken. Zumindest sah es für mich so aus. Es kann sich auch
um einen wissenschaftlichen Versuch gehandelt haben, in dem die Frage geklärt
werden sollte: Wie reagieren Dreijährige, nachdem sie ein paar Minuten unter
Wasser verbracht haben?
    Abendessen dann wieder im Schützengraben. Ich bin danach
gleich aufs Zimmer gegangen, um ein bisschen Ruhe zu tanken, da rissen mich
unmenschliche Schreie aus dem Halbschlaf. Ich dachte: »Was ist? Untote? Wird
im Nebenzimmer ein Schaf geschachtet?« Nein! Dennis will nicht ins Bett.
    Ich habe das ertragen. Andere wären vielleicht anders vorgegangen,
hätten nebenan geklopft und Hilfe angeboten: »Isch helf Sie, den schlag isch
bewusstlos.« Aber ich habe ja auch ein paar Semester Pädagogik studiert und
weiß deshalb: Das müssen Eltern selber machen, schon aus juristischen Gründen
...
    Ich habe mir dann vom Zimmerservice eine Kiste Rotwein
bringen lassen. Das hat geholfen. Irgendwann habe ich mich nur gefragt: Wieso
haue ich mir eigentlich dieses Sauzeug in die Birne? Bei Dennis würde eine
halbe Flasche reichen - und der schläft durch.
    Vielleicht sollte man die Fortpflanzung auch einfach denen
überlassen, die es gelernt haben: Den Mäusen oder den Heuschrecken. Die Welt
wäre friedlicher - und leiser. Einen Versuch wäre es wert.
     
    Camping 24. September 2002
    Ist das nicht schrecklich? Es ist so gut wie Herbst, und
ich habe meinen Sommerurlaub noch gar nicht hinter mir. Da war ich früher
konsequenter, da war ich ständig unterwegs, Camping! Mit dem Interrailticket
nach Griechenland! Da gibt es praktisch gar keine Eisenbahn, aber das war uns
egal. Und abends dann ab ins Zelt. Das war gemütlich. Gut, nicht bei Regen, und
bei Sonne war es auch nicht so toll, wegen der Hitze. Im Grunde sind wir immer
in einer Pfütze aufgewacht, es war nur die Frage, handelte es sich um Regen
oder Schweiß.
    Trotzdem: Es war schön. Man war in der Natur, manchmal
sogar mehr, als einem lieb war. Ich habe beim Zelten Tiere kennen gelernt, da wäre
manches Terrarium neidisch geworden. Die Spinnen im Süden sind ja wie die
Kerle da unten: sehr haarig und bis zu 1,50 Meter.
    In Andalusien hat sich mal eine Ratte bei mir durch den
Zeltboden gefressen. Dann pfiff die durch die Zähne und holte ihre Brüder, was
unerfreulich war. Gott sei Dank sind die ganzen Viecher gleich wieder raus,
weil ihnen bei uns im Zelt die Luft zu schlecht war. Weil man ja praktisch zu
zweit oder zu dritt auf 4 Quadratmetern lebte.
    Auf zwei Luftmatratzen. Das war nicht sehr komfortabel.
Wenn die Matratze endlich so weit aufgepumpt war, dass die Steine darunter
nicht mehr den Rücken

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