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Nullzeit

Nullzeit

Titel: Nullzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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scharf. »Was ist passiert?«
     »Ich habe David Nash getroffen …« Grelle war auf die Frage gut vorbereitet und sprach in einem monotonen, fast gelangweilten Tonfall. »Er ist herübergekommen, um herauszufinden, weshalb Florians Reden immer amerikafeindlicher werden. Das State Department scheint sich deshalb offensichtlich große Sorgen zu machen. Ich habe seine Fragen abgeblockt und erklärt, ich sei Polizist, ich verstünde nichts von Politik. Er schien mit meiner Antwort nicht besonders zufrieden zu sein, also hielt ich es für das beste zu gehen, und dann bin ich auch gegangen.«
     »Mm-m …« Die leicht gebeugte Gestalt wandte sich vom Fenster ab und stand plötzlich kerzengerade. Der Anblick versetzte Grelle einen leichten Schock; er konnte sich nicht erinnern, Danchin jemals in aufrechter Haltung gesehen zu haben. »Ich finde, Sie haben Ihre Sache gut gemacht. Was hat Lasalle jetzt wohl vor? Was meinen Sie? Ich habe heute morgen Ihre Notiz bekommen.«
     Wieder dieses unvermittelte Überwechseln zu einem anderen Thema, eine typische Taktik Danchins, um einen Gesprächspartner zu überrumpeln. Grelle zuckte die Achseln. Er war sich bewußt, daß seine legere Kleidung - Hosen und Rollkragenpullover - mißbilligend gemustert wurde. »Was Lasalle angeht, tappe ich genauso im dunkeln wie Sie, Herr Minister«, erwiderte er. »Ich habe die Grenzbeamten auf den Engländer aufmerksam gemacht, aber es kann sein, daß wir erst den nächsten Bericht Hugons abwarten müssen, bevor wir mehr erfahren.«
     »Vermutlich, vermutlich …«Danchin ging in dem Raum auf und ab und blieb dann hinter Grelle stehen. »Halten Sie es für denkbar, daß Lasalle mit den Amerikanern in Verbindung steht?« fragte er plötzlich.
     Grelle fuhr herum und starrte den Minister an. »Bis jetzt habe ich keinerlei Hinweis bekommen, der diesen Schluß zuließe. Wollen Sie sagen, Sie wüßten etwas? Wenn das so ist, sollte mir das auch bekannt sein …«
     »Ich habe nur laut gedacht, Grelle. Nicht einmal gedacht - nur eine Frage gestellt. So, ich glaube, ich brauche Sie jetzt nicht länger aufzuhalten …«
     Auf dem Rückweg zur Präfektur kehrte Grelle in einer Bar in einer Seitenstraße der Rue St. Honoré ein, um sich zu beruhigen. Ob es wohl Leute gibt, die ihren Chef nicht hassen? fragte er sich, als er sich wieder in seinen Wagen setzte und zur Ile de la Cité fuhr. Die Nachricht, die Boisseau für ihn bereithielt, ließ ihn den Ärger über den Ausflug zum Place Beauvau vergessen.
     »Sie haben Lennox entdeckt …« Boisseau kam mit einem Blatt Papier in das Büro des Präfekten. »Sie haben seinen Paß am Grenzübergang nach Saarbrükken kontrolliert. Er war allein und fuhr einen blauen DS 21 Kennzeichen BL 49120. Es paßt alles zu den Angaben, die Hugon uns gemacht hat. Im Paß ist er als Geschäftsmann eingetragen.«
     »Schnelle Arbeit. Hat sich jemand an seine Fersen geheftet?« fragte der Präfekt.
    »Nein. Wie sollten sie? Er ist doch nach Deutschland gefahren. Das war um achtzehn Uhr heute abend …«
    »Nach Deutschland gefahren? Sie meinen, er hatte Frankreich gerade verlassen? Was zum Teufel hat er eigentlich vor? Hugon zufolge wollte er gerade nach Frankreich!« Grelle durchquerte sein Büro, um eine große Wandkarte zu studieren. »Er überquert die Grenze nach Frankreich und fährt dann sofort nach Deutschland zurück? Das ergibt keinen Sinn, Boisseau.« »Vielleicht ist Hugon gar nicht so zuverlässig …« »Daß der Engländer Lasalle einen Besuch abgestattet hat, entspricht jedenfalls den Tatsachen. Ich verstehe das einfach nicht.« Grelle ging vor der Karte auf und ab und betrachtete sie gelegentlich flüchtig von der Seite. »Es ist bestimmt kein Zufall, daß er so nahe bei Saarbrücken die Grenze überschritten hat, bemerkte er. »Er muß zurückgefahren sein, um Lasalle zu treffen. Wir werden Hugons nächsten Bericht abwarten müssen. Ich möchte wetten, daß er uns einen neuen Besuch des Engländers beim Obersten melden wird.«
    »Sollen wir die Bereitschaft an der Grenze aufrechterhalten?« »Ja. Für den Fall, daß er doch wieder nach Frankreich fährt.«
     Der dritte Angehörige des sowjetischen Kommandos war Antonin Lansky, der Mann mit dem Spitznamen ›der Strick‹. Der achtundzwanzigjährige Lansky hatte bereits einen Auslandsauftrag hinter sich: Er hatte zwei Tschechen gejagt, die sich vom Geheimdienst in Bratislava abgesetzt hatten. Die beiden Tschechen, ein Mann und ein Mädchen, waren über

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