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richtig untersuchen lassen, um das genaue Alter feststellen zu können. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es prinzipiell möglich ist, Schmuck über eine lange Zeit zu erhalten. Wenn man das Material pflegt und regelmäßig aufarbeitet, kann man Edelmetalle und Edelsteine über viele hundert Jahre aufbewahren. Sehen Sie sich die britischen Kronjuwelen an. Der Großteil dieser Schmuckstücke wurde nachweislich um das Jahr 1000 herum angefertigt. Manche Teile wurden hin und wieder eingeschmolzen und neu geformt, aber die Rohstoffe bleiben die gleichen.“
„ Und was passiert mit den Edelsteinen, wenn man den Schmuck einschmilzt?“, frage ich interessiert nach. Sollte meine Oma doch Recht haben?
„ Die Steine nimmt man vor dem Einschmelzen heraus und setzt sie hinterher wieder ein, das ist ein gängiges Verfahren“, erklärt sie mir freundlich.
„ Ich weiß, dass meine Oma den Armreif mal für einige hundert Mark hat aufarbeiten lassen, vor fast dreißig Jahren. Meinen Sie denn, dass er wirklich uralt sein kann?“, hake ich nach.
„ Theoretisch ist es möglich. Meiner Meinung nach ist dieser Armreif sehr alt, aber wie alt genau, kann ich leider nicht sagen.“ Sie schüttelt bedauernd den Kopf. Hm, sehr alt. Was immer das heißen mag.
„ Was meinen Sie denn, was dieser Armreif wert ist?“
„ Puh, für eine präzise Einschätzung des Wertes muss man alle Fakten kennen. Da hier keinerlei Stempel vorhanden sind, kann ich den Reinheitsgehalt des Goldes nur schätzen. Zudem ist das Alter unbekannt, was auch eine Rolle für die Einschätzung spielt.“
„ Bitte, versuchen Sie doch, mir einen groben Anhaltspunkt zu geben. Wenn meine Oma ein paar hundert Mark für die Aufarbeitung ausgegeben hat, dann wird er doch jetzt sicher mehrere hundert Euro wert sein, oder?“ Warum mir der materielle Wert plötzlich wichtig ist, weiß ich selbst nicht. Vielleicht weil diese Frage einfacher zu beantworten ist als all die anderen, die mir im Kopf herumgeistern.
Sie sieht mich an und runzelt die Stirn. „Also von ein paar hundert Euro kann hier nicht die Rede sein.“
Enttäuscht lasse ich die Hand mit dem Armreif sinken. Na ja, was hatte ich mir auch vorgestellt. Die Frau scheint mir meine Enttäuschung anzumerken und fährt schnell fort: „Verstehen Sie mich nicht falsch, der Wert liegt weit darüber, nicht darunter.“ Aha? Gespannt warte ich auf weitere Erklärungen.
„ Man sieht auf den ersten Blick, dass es sich um echtes Gold handelt, das merkt man auch am Gewicht des Schmuckstücks. Außerdem ist leicht erkennbar, dass es sich ausschließlich um echte Steine handelt. Der große Stein in der Mitte ist ein Smaragd, das ist ein sehr wertvoller Edelstein, und in dieser Größe ist er außerdem sehr selten. Und die sechs weißen Steine sind echte Diamanten mit Brillantschliff. Die sind nicht so selten, sie sind auch nicht übermäßig groß. Diese Einfassung des Smaragden ist aus Platin, das sieht auf den ersten Blick zwar aus wie Silber, ist aber fast hundertmal so teuer. Demnach schätze ich den Wert dieses Armreifes auf circa…“, sie macht eine Pause, sieht sich den Schmuck noch einmal genau an, nimmt sogar ein Vergrößerungsglas zur Hilfe, „hm, ja, also in Abhängigkeit von Alter und Reinheit der Edelsteine und des Metalls, etwa zwanzigtausend bis fünfzigtausend Euro.“
„ Was?“, krächze ich und starre sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost. Sie lacht und wiederholt freundlich und etwas langsamer ihre Einschätzung. Zwanzigtausend. Bis. Fünfzigtausend. Euro. Unfassbar.
Mir fehlen die Worte. Die Dame rät mir noch, mich doch mal bei dem Juwelier zu erkundigen, der für meine Oma an dem Armreif gearbeitet hat. Vielleicht könne er mir genauere Angaben machen. Außerdem drückt sie ihre Verwunderung darüber aus, dass ich mit einem solch wertvollen Stück herumlaufe, ohne auch nur das Geringste darüber zu wissen. Ich bin ganz verdattert, kann es nicht fassen. Das war doch sicher ein schlechter Scherz? Aber die gute Frau sieht nicht aus wie jemand, der seine Kunden auf dem Arm nimmt. Ich bedanke mich, stammelnd und ein wenig verwirrt, und verlasse den Laden.
Sollte das wirklich stimmen, dann trage ich nun schon seit Jahren tagtäglich den Wert eines Neuwagens – gehobener Klasse versteht sich – am Handgelenk. Ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben. Das kann nicht sein.
Das hätte meine Oma mir sagen müssen. So wertvoller Schmuck gehört in einen Tresor, der gut abgesichert ist,
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