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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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Das Baby weinte, doch Lidea drückte es an sich, in weiche Wolldecken gehüllt, in die zimtfarbenes Büffelgarn für mehr Wärme eingewebt war.
    Wend flirtete mit Lidea, während die anderen über ihre Projekte oder über Musik sprachen, die sie zusammen spielen wollten. Nachdem ich Anids winzige Finger, Nase und Ohren bewundert hatte – auf die Lidea mich hinwies, als könnte ich es nicht selbst sehen –, lag ich stundenlang auf der Decke, schrieb in mein geheimes Notizbuch und genoss das schwache, beinahe winterliche Sonnenlicht des Nachmittags und den fröhlichen Klang der Stimmen von Freunden.
    Die Stimmen verstummten.
    Plötzlich der Veränderung bewusst schaute ich über die Schulter und folgte den Blicken der anderen.
    Am Wald wanden sich Schatten dem Sonnenlicht zu. Fünf Sylphen. Zehn. Sie kamen aus dem Wald und schwebten lautlos über den Sand.
    Grauen durchzuckte mich, gefolgt von Furcht. Wie waren sie hierhergekommen? Was wollten sie?
    »Haben wir Sylpheneier?«, flüsterte Stef und griff nach der nächsten Tasche.
    »Nein.« Ich brauchte nicht nachzusehen. Warum sollten wir so nah bei Heart Sylpheneier dabeihaben? Der Mittelsee hätte sicher sein müssen. Zwischen diesem Ort und Menehems Labor mussten überall im Wald Hunderte Sylphenfallen aufgestellt sein.
    Keine Sylpheneier. Was hatten wir dann ?
    »Beschützt Anid«, sagte ich und stand auf. »Wenn ihr ihn von hier fortbringen könnt, tut es.«
    Die Sylphen an den Rändern des Reiches hatten nichts Bedrohlicheres getan, als uns anzusingen, aber hier, mit mehr Leuten? Mit Anid ? Ich konnte das Risiko nicht eingehen, dass sie ihn verletzten.
    »Was tust du?«, fragte Armande, als alle anderen schon aufstanden und einen schützenden Kreis um Lidea und Anid zogen. Als ob das Sylphen aufhalten würde.
    Keine Sylpheneier. In meiner Jackentasche waren mein Messer, der Schlüssel zum Tempel und mein SAK.
    Unheimliche Rufe trieben über den Strand, während ich den SAK aus der Tasche zog und eine schnelle Nachricht an Ratsfrau Sine schickte, in der ich um Wachen und Sylpheneier am See bat. Dann drückte ich die Musiktaste.
    »Geht hinter mich.« Meine Stimme zitterte, und mein Herz schlug zu schnell, aber am Wald hatten die Sylphen innegehalten, und sie sahen mich an. »Wenn sie abgelenkt sind, geht langsam zum Pfad. Wenn ihr rennt, werden sie euch jagen. Sie sind Räuber. Sie können nicht anders, sie müssen jagen.« Niemand wusste, ob Sylphen das, was sie verbrannten, irgendwie auffraßen, aber jagen würden sie.
    »Sei nicht dumm«, wandte Stef ein. »Niemand lässt dich allein.«
    »Bitte.« Ich warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Bitte, vertrau mir einfach.« Vielleicht waren es dieselben Sylphen. Vielleicht auch nicht. Ich musste es versuchen.
    »Ich bleibe bei dir.« Sam berührte mich an der Schulter; er schien sich wegen meines Plans nicht sicher zu sein, aber er war fest entschlossen, an meiner Seite zu bleiben.
    Dankbar für seine Gegenwart stellte ich die Lautstärke meines SAK hoch, und die Klänge einer Nokturne durchdrangen die Luft.
    Die Sylphen, die zuvor schon neugierig gewesen waren, horchten sofort auf. Alle zehn konzentrierten sich auf mich, als ich nach rechts trat, weg von dem Pfad. Weg von meinen Freunden.
    Der Wind fing die Melodie auf und ließ sie über den Strand und zu den Sylphen wehen. Sie folgten den Klängen und rückten nach und nach näher an mich heran, als hätten sie Angst, dass ich die Musik wegnehmen würde.
    Der SAK hatte für seine Größe gute Lautsprecher – Stef hatte alles entworfen und Sams Rat eingeholt, was die Klangqualität betraf –, daher war die Musik laut und klar, als ich die Sylphen von der Gruppe weglockte. Die Linie der Schatten folgte mir, verzückt von den langen Akkorden und Arpeggios.
    »Geht.« Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen, und hoffte, dass Stef, Lidea und die anderen mich hören würden. »Solange sie abgelenkt sind.«
    Orrin und Armande bedeuteten Lidea, mit dem Baby voranzugehen. Kiefernzweige raschelten, aber die Sylphen drehten sich nicht um. Sie beobachteten mich und glitten näher heran, als ich mich bückte und den SAK auf den Boden legte. Ich wich zurück, und sie wanden sich auf das Gerät zu und schienen darauf hinabzustarren.
    Ihre Rufe waren wie Wind über Schluchten: hohl, melancholisch, unheimlich. Sie verströmten Hitzewellen und stanken nach Asche und Tod. Jedes Geschöpf, das bei klarem Verstand war und aus Fleisch und Knochen bestand, wusste, dass man sich

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