Nur für Schokolade
Verkäuferin Sylwia umgebracht hatte. Daß er in dieser Stadt war, weiß ich sehr 164
genau, da von dieser Stadt jemand von der Fürsorge kam, um mich zu fragen, worum es bei unserem Streit gegangen sei. Wie immer – so auch dieses Mal – ging es um das Geld, das er als Rente bekam. Alles Geld verbrauchte er für seine verrückten Wünsche nach einer Frau, er schrieb ständig an Heirats-vermittlungsstellen und die lachten ihn nur aus, doch sein Geld gefiel ihnen. Alles Geld gab er für Briefmarken und Briefpapier aus, denn es gab keine Annonce in der Zeitung, auf die er nicht antwortete. So blieb nie Geld für Lebensmittel übrig und ich mußte ihn immer durchfüttern. Leszek war immer sehr hinter den Frauen her, er wollte nur eines: eine Ehefrau.«
Ein Opfer Pekalskis. Anna P, die überlebte:
»Leszek Pekalski hat mich im Juni 1991 in Jaroslaw verfolgt, furchtbar mit einem Stock geschlagen und mich dann vergewaltigt. In den folgenden fünf Jahren habe ich versucht, es zu vergessen, aber die Erinnerung kommt immer wieder zurück. Heute geht es nicht mehr um mich, sondern es geht darum, daß er es eines Tages wiedertut. Man sieht es in meinem Alter, wenn man selbst große Kinder hat, etwas anders. Erst jetzt ist mir bewußt, daß viele junge Mädchen ums Leben kamen, die fast noch Kinder waren. Ich finde, daß es besser mir als einem jungen Mädchen passiert ist …«
Anna P. kann nicht mehr weitersprechen, sie bekommt einen Weinkrampf und wird vom Gericht entlassen.
Ein Opfer Pekalskis. Bernadetta B., die ebenfalls überlebte:
»Für mich ist klar, Leszek muß es gewesen sein. Er war sehr stark, man konnte ihn fürchten. Sofort wußte ich, wer es war, der mich auf meinem Nachhauseweg verfolgte. Obwohl er sein Gesicht und seine Haare verdeckt hatte, wußte ich, es war Leszek Pekalski. Als er mich auf den Boden warf, bekam ich solch einen Schrecken, daß ich nicht schreien konnte und auch seine zahllosen Schläge nicht spürte.
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Erst am nächsten Morgen, als ich im Spiegel meinen Körper betrachtete und die unzähligen Blutergüsse sah, merkte ich, was er mir angetan hatte. Hätte ich gewußt, daß er so viele junge Mädchen umgebracht hat, hätte ich viel größere Angst gehabt. Mich vielleicht verteidigt, sogar auch zugeschlagen.
Egal mit was, vielleicht mit einem Stein, damit er niemals mehr und niemanden mehr töten kann.
Ich bin schon eine alte Frau, aber die jungen Mädchen …«
Sie beginnt zu weinen.
Der Richter fragt Bernadetta: »Haben Sie schon gehört, daß er jetzt alles bestreitet?«
»Ja, ich habe es gehört, und es wundert mich auch nicht, bei mir hat er es genauso getan. Bei mir hat er auch erst alles zugegeben und es dann gleich widerrufen, und jetzt macht er es hier genauso.«
Stefania R., Mutter des Opfers Sylwia R.:
»Als ich von der Polizei erfuhr, daß dieser Leszek Pekalski meine Tochter ermordet hat, hatte ich nur einen Wunsch: dieses Schwein kaltzumachen. Als ich eines Tages von der Polizei erfuhr, daß eine Tatortbesichtigung stattgefunden hatte, bei der auch Leszek anwesend war, hatte ich nur einen Wunsch, hätte ich es nur früher erfahren. Ich hätte bestimmt ein Messer oder einen Stock mitgenommen und ihn getötet.
Als ich dann später zum Gericht mußte, um zu erzählen, wie wir den Körper unserer Tochter im Wald aufgefunden hatten, wollte ich ein Beil mitnehmen, um ihn zu verletzen, so wie er meine Tochter verletzt hat. Vor lauter Aufregung habe ich es jedoch vergessen. Nach meiner Aussage, Leszek befand sich im selben Raum, ging ich zu seinem Platz und schrie ihm ins Gesicht, daß ich ihn hasse, ewig hassen werde, weil er meiner kleinen Sylwia soviel Leid zugefügt hatte.
Doch Leszek zeigte keine Gefühlsregung, er lächelte nur.
Wieviel kann er für all die Morde schon kriegen? Nur 166
Gefängnis für solch einen Menschen? Wie viele Jahre? Zehn, zwanzig? Das bringt keinem dieser Opfer das Leben zurück, er kommt doch irgendwann wieder heraus aus dem Gefängnis und wird wieder morden. Wie furchtbar.«
Auch Maria A. wird in den Zeugenstand gerufen.
Leszek Pekalski hatte sie am 5. Februar 1989, damals war sie neunzehn Jahre alt, gegen 20 Uhr in dem Lubliner Stadtteil Czechow angefallen – direkt vor der katholischen Kirche, die die Frau gerade besucht hatte. Leszek riß sie zu Boden und schlug ihren Kopf mehrmals gegen die Steintreppe. An den Beinen zog er das bewußtlose Opfer hinter die Kirche, verging sich mehrfach an ihr und ließ sie dann einfach
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