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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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die Buchstaben so verwittert, dass man sie kaum entziffern konnte.
    »… K, das ist ein K aus der Menschenschrift«, sagte Kaveh. »K wie Korr.«
    Mit einem Hilfe suchenden Blick wandte er sich an die anderen. »Was meint ihr? Sollen wir den Weg nehmen?«
    »Was bleibt uns übrig?«, fragte Nill.
    Kaveh ging ein paar Schritte zur Seite und wies mit der Fackel in die Finsternis. Ein schmaler Trampelpfad war zu erkennen. »Zwei Wege, einer beschriftet, der andere nicht.«
    Eine Weile sagte niemand etwas. Nill wartete darauf, dass die Elfen sich entscheiden würden; schließ-
    lich hatten sie behauptet, dass sie den Weg kannten.
    Als niemand etwas sagte, fasste sie Mut und zog sich den Quersack zurecht.
    »Wir folgen dem Straßenschild«, sagte sie.
    »Das finde ich auch«, sagte Mareju.
    Kaveh nickte. »Dann also los.«
    Sie schlugen den breiteren Weg ein. Nill drehte
sich im Vorbeigehen noch einmal zum Schild um.
    Der Schein ihrer Fackel glitt über die eingeritzten Buchstaben hinweg, und mit einem Mal sah sie darin hämische Grimassen und Fratzen … Dann hatte die Finsternis hinter ihr das Schild verschlungen.
    Sie gingen wachsam weiter. Nill hielt nach etwas Ausschau, das bestätigen konnte, dass sie dem richtigen Weg folgten. Aber es gab nichts, woran ihr Blick sich klammern konnte. Sie bewegten sich nach wie vor in absoluter Dunkelheit.
    Umso verwirrter war Nill über das erste Licht, das zu ihnen durch die Nacht drang.
    »Was ist das?«, flüsterte sie.
    Mit zusammengekniffenen Augen fixierten sie den Lichtfunken, der vor ihnen der Finsternis trotzte. Als sie näher kamen, erschien ein zweites Licht. Und bald noch eines. Immer mehr Lichter traten aus der Nacht, eins nach dem anderen.
    Nill lief schneller, bis sich direkt vor ihren Füßen der Boden öffnete. Mit angehaltenem Atem starrte sie hinab.
    Und auch die Ritter und der Prinz hielten den Atem an, als sie auf das glühende Nest herabblickten.
    Wie ein Tal voll Glühwürmchen eröffnete sich ein Wirrwarr von Lichtern vor ihnen – sie strahlten ihnen entgegen und versilberten den Regen über sich, sodass ein glänzender Schweif über der gesamten Stadt hing.
    »In den Marschen sind wir nicht. Das hier«, sagte Erijel, »ist die Heimat der Verstoßenen und Verbann-ten. Das ist Kesselstadt.«

Zum versunkenen Palast
    »Wir werden nur so lange bleiben wie gerade nötig«, erklärte Kaveh entschlossen, während sie sich dem funkelnden Lichtgewimmel näherten. »Wir fragen jemanden nach dem Weg in die Marschen. Dann suchen wir uns ein Zimmer für die Nacht und brechen gleich in aller Frühe wieder auf …«
    Erijel bedachte ihn mit einem dunklen Blick.
    »Also gut«, murmelte Kaveh. »Wir übernachten nicht. Nur nach dem Weg fragen wir. Vielleicht können wir eine Karte kaufen.«
    »Du weißt, was Kesselstadt für uns bedeutet«, sagte Erijel. Selbst Mareju und Arjas hörten ihm aus-nahmsweise sorgenvoll zu. »Das Leben eines Elfs ist hier keinen Pfifferling mehr wert, seit der König die Macht hat und die Menschen die Stadt beherrschen!
    Ganz zu schweigen davon, was das Leben eines Fremden hier zählt …«
    »In Ordnung«, sagte Kaveh. »Wir bleiben nicht länger als nötig.« Mit diesen Worten zog er sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, was die Ritter ihm sogleich nachmachten, und mit seiner freien Hand tätschelte er Brunos Kopf.
    Vor ihnen tat sich ein hohes Holztor auf. In unzähligen glimmenden Rinnsälen zog sich der Regen durch die Holzfurchen. Ein Fenster öffnete sich im Tor und das Gesicht eines Moorelfs erschien.
    »Wer seid ihr? Was wollt ihr?«, fragte er knapp.
Er sprach in der Sprache der Menschen, wobei er sich sehr schwer zu tun schien, denn er spuckte die Silben wie Gräten aus.
    »Wir sind Wanderer und suchen Schutz vor dem Regen«, sagte Kaveh, ohne den Kopf höher als nötig zu heben.
    »Das kostet Steuern«, erwiderte der Graue Krieger. Wenn er wusste, dass vor ihm Elfen standen, hielt ihn das nicht davon ab, weiter die Menschensprache zu gebrauchen. Vielleicht durfte er es gar nicht anders.
    »Wie viel?«, fragte Kaveh und zog ein kleines Ledersäckchen unter seinem Mantel hervor.
    »Zwei Kupfertaler für jeden Kopf.«
    Kaveh ließ seine Münzen in die ausgestreckte Hand des Grauen Kriegers fallen.
    Das Fenster schloss sich. Dann wurde ein Riegel aufgeschoben, und laut knarrend öffnete sich eine Tür, die in das Tor eingelassen war.
    »Kommt rein.« Der Graue Krieger machte eine ungeduldige Geste mit seiner Lanze.
    Rasch schlüpften

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