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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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vielleicht bald nicht mehr kümmern musste.
    Welches Gefühl das in ihm auslöste, konnte er nicht sagen.
    «Er ist hier», sagte Tessa und ging in das von ihr so genannte Fernsehzimmer. Jacob saß im Schneidersitz auf dem Boden und
     schaute auf den großen Bildschirm, wo sich Tom und Jerry gegenseitig Bösartigkeiten antaten. Scott saß neben seinem jüngeren
     Bruder, beide ein ganzes Stück von Jacob entfernt.
    «Hallo, Jake, hattest du einen schönen Tag?», fragte Ben so fröhlich wie möglich. Jacob sah ihn einen Augenblick ausdruckslos
     an, schenkte ihm dann ein seltenes Lächeln und widmete sich wieder dem Fernseher. Ben spürte einen stechenden Schmerz dabei.
    Keith kam ins Zimmer. Er hatte bereits seine Freizeitkleidung angezogen, sein Anwaltsgestus war ihm aber mittlerweile so sehr
     zur zweiten Haut geworden, dass er in Jeans und T-Shirt völlig unnatürlich aussah. «Hallo, Ben, Lust auf ein Bier?»
    |77| Ben wollte schon ablehnen, als Keith ihm einen vielsagenden Blick zuwarf und mit einer Kopfbewegung zur Tür zeigte. «Äh, ja,
     vielleicht eins auf die Schnelle.»
    Unter Tessas missbilligenden Blicken folgte er Keith in die Küche. Keith vergewisserte sich, dass ihm sonst niemand gefolgt
     war, und schloss dann die Tür.
    «Ich habe einen Detektiv für dich aufgetrieben.»

[ Navigation ]
    |78| Kapitel 5
    In der Nähe der Adresse, die Keith ihm gegeben hatte, konnte Ben nicht parken. Die Nebenstraße der Kilburn High Street war
     aufgebaggert worden und nur auf einer Spur befahrbar. Als Ben an der Baustelle vorbeiging, dröhnte das Hämmern der Pressluftbohrer
     in seinem Schädel und bestrafte ihn für die Biere, Zigaretten und Wodkas, die er in der vergangenen Nacht konsumiert hatte.
     Die heruntergekommene Straße war von verschlossenen Ladenfenstern und leerstehenden kleinen Geschäften gesäumt. Schließlich
     erreichte er die Nummer, die er gesucht hatte. Im Erdgeschoss befand sich ein zwielichtig aussehender Gebrauchtwarenjuwelier;
     am Ende dreier brüchiger Stufen deutete jedoch die Klingelreihe neben der Tür auf weitere Bewohner des Gebäudes hin. Sein
     Kopf war von der Sonne wie in grelles Scheinwerferlicht getaucht, er musste die Augen zusammenkneifen und erzitterte, als
     ein kurzer Schwindelanfall ihm Schweißperlen auf die Stirn trieb. Obwohl die Baustelle Abgase und Staub herüberwehte, holte
     er tief Luft und stieg die Stufen hinauf.
    Neben jedem Klingelknopf war auf kleinen Klebestreifen ein Name ausgewiesen. «IQ Ermittlungen» klebte direkt über dem Schildchen
     des Juweliers, und Ben hoffte, dass sich das Büro im ersten Stock befand, denn einen höheren Aufstieg |79| glaubte er nicht bewältigen zu können. Er drückte auf die Klingel und wartete. Es knisterte in der Gegensprechanlage, und
     dann sagte eine Frauenstimme bloß «Hallo?».
    «Ich habe einen Termin mit Mr.   Quilley.» Er wartete auf eine Antwort. Nach einem Augenblick wurde die Tür mit einem Summen geöffnet. Ben schob sie auf und
     ging hinein.
    Das Treppenhaus wurde von einer flackernden Neonröhre beleuchtet, obwohl die Sonne durch die Fenster einfiel. Das Licht verschlimmerte
     nur seine Kopfschmerzen. In den Ecken der mit Linoleum ausgelegten Stufen hatten sich Staubfussel angesammelt, und das Geländer
     war wackelig. Auf dem Gang im ersten Stock befand sich lediglich eine Tür, auf der in zerkratzten weißen Buchstaben «I.   Quilley Ermittlungen» stand. Offensichtlich war die griffige Abkürzung IQ erst später eingeführt worden. Ben klopfte gegen
     das Glas und hörte ein entferntes «Herein».
    Das Büro war ein langer, dunkler Schlauch. In einer engen Nische auf der einen Seite hatte sich eine junge Frau hinter einen
     Schreibtisch gezwängt, auf dem ein ramponierter Computer und ein Faxgerät standen. Beide Geräte sahen aus, als hätte der Besitzer
     jeden Pfennig, den er vor Urzeiten einmal für sie ausgegeben hatte, aus ihnen herausgeholt. Die Frau schaute ohne ein Lächeln
     vom Bildschirm auf.
    «Hallo», sagte Ben. Sein Schädel brummte. «Ich bin Ben Murray. Ich habe gestern mit Mr.   Quilley gesprochen   ...»
    Eine Tür, von der Ben angenommen hatte, dass sie in einen Schrank führte, ging auf, und ein Mann steckte seinen Kopf herein.
     «Kommen Sie, Mr.   Murray.»
    Der Kopf verschwand, und die Frau begann wieder zu tippen. Ben ging durch die Tür in das Nebenzimmer. Der Mann saß bereits
     hinter einem alten Lehrerpult. Er war Mitte fünfzig, hatte dunkles, öliges und

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