Öl auf Wasser - Roman
hören, wenn er in das Funkgerät schrie, während er mit einer Hand das Steuer bediente. Am anderen Ende antwortete niemand.
»Ich bin jetzt da. Ich brauche eine Verbindung. Over!«
»Was ist los?«
Nkem, der Reporter vom
Globe
, stand auf und trat zum Führer, rief seine Frage gegen den Wind und die Gischt. Der Führer wedelte mit dem Funkgerät über dem Kopf, als wollte er es ins Wasser werfen. Oder auf Nkem. Der Kanal war immer enger geworden, und ich war mir jetzt nicht mehr sicher, ob er noch genau wusste, wo wir uns befanden. Ich kannte mich in dieser Gegend ein wenig aus und wusste, wie verwirrend und voneinander ununterscheidbar die miteinander verbundenen Flüsse und Bäche aussehen konnten, was auch, da war ich sicher, der Grund dafür war, dass die Rebellen sie für das Treffen ausgewählt hatten. Das Wasser war unbeständig und konnte von einem Augenblick zum anderen vom klarsten, freundlichsten Blau zu einem trüben, undurchschaubaren Grau wechseln; jeder Baum am Ufer und jede Biegung sahen aus wie der vorhergehende Baum und die vorangegangene Biegung. Seit einer halben Stunde fuhren wir jetzt im Kreis und hatten immer noch keine Verbindung aufnehmen können. Wir bogen ab und befanden uns plötzlich wieder im offenen Wasser. Ich konnte die Erleichterung sehen, die den Journalisten ins Gesicht geschrieben stand: besser hier zu sein, wo wir meilenweit sehen konnten, und weg von den heißen, klaustrophobisch machenden Mangroven und dem unheilvollen Sumpf, der es auf uns abgesehen zu haben und sich auf das Boot zuzuschieben schien. Eine halbe Stunde ungefähr fuhren wir schnell geradeaus und auf einmal konnten wir in der Ferne vor uns ein paar Inseln ausmachen: Wie Flaggen winkten uns die schlanken Ölpalmen heran. Wir fuhren an der ersten Insel vorüber und als wir auf die zweite zuhielten, entdeckten wir ein Feuer, das am Strand brannte, unmittelbar am Wasser. Zunächst verstanden wir es als Leuchtfeuer, das für uns bestimmt war, doch als wir näher herankamen und hinter die lichte Linie der Bäume sehen konnten, tauchten weitere Feuer auf. Sie brannten wahllos und waren außer Kontrolle. Die gesamte Insel stand in Flammen. Einer nach dem anderen standen die Journalisten auf, hielten sich an den Bootsflanken fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und versuchten, hinter die Baumlinie zu blicken.
Ein Holzboot war die Ursache des Feuers am Strand: in Stücke zerschmettert, vielleicht von einem Raketentreffer. Landeinwärts schnitt sich der Rauch wie ein Tornado in den Himmel, hoch über die verwilderten, versengten Bäume hin. Unser Führer umfuhr das brennende Boot. Schweiß rann ihm über den kahl geschorenen Schädel und in sein Hemd, und er schien unentschlossen, was er als nächstes tun sollte.
»Das sieht nicht gut aus.«
Er drehte sich zu uns um, sein Gesichtsausdruck heischte halb um Vergebung, halb war er verunsichert, verstand nichts. Wieder brüllte er etwas in sein nutzloses Funkgerät, doch kamen nur statisches Rauschen und dann Stille zurück.
»Können wir an Land? Wir müssen ein paar Bilder machen.«
Nkem drückte bereits unentwegt auf den Auslöser. Die anderen holten ihre Fotoapparate hervor und sprangen einer nach dem anderen in das knietiefe Wasser. Ich war beeindruckt, als ich die Reporter aus Lagos ebenfalls ins Wasser springen sah, im Anzug samt Krawatten und Stadtschuhen. Auch ich sprang ins Wasser und wartete auf Zaq, der sich erst fein säuberlich die Hosen hochkrempelte, bevor er sich ins Wasser herabgleiten ließ. Er schoss keine Fotos; stattdessen machte er beim Umherstreifen Aufzeichnungen in ein zerfleddertes Notizbuch, stakste durch das nasse Unterholz, schwitzte, keuchte. Ich hielt mich dicht neben ihm und beobachtete ihn, während ich nebenbei meine Aufnahmen machte.
»Du hast keinen Fotoapparat.«
Er zuckte die Achseln und schwieg.
»Was ist deiner Meinung nach hier geschehen?«
»Dieses Ding ist so unbequem.«
Er zog die unförmige Schwimmweste aus, die anzulegen man uns allen geraten hatte, die aber nur Zaq tatsächlich übergestreift hatte, zerrte ungeduldig an den Riemen, drehte sich im Kreis wie ein Hund, der nach dem eigenen Schwanz schnappt, und fluchte unentwegt. Als ich meine Frage wiederholte, richtete er seine geschwollenen, blutunterlaufenen Augen auf mich und zuckte wieder die Achseln.
»Ganz offensichtlich ein Hinterhalt. Jemand muss die Soldaten über dieses Treffen informiert haben.«
»Du meinst, jemand aus dem Lager der
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