Öl auf Wasser - Roman
Krankenhauses hing, zu Stift und Papier, und die Worte waren nur so aus mir herausgeflossen. Ich schrieb über unsere Kindheit, über die Tage, an denen wir gemeinsam Krebse gefangen hatten, um das Geld für die Oberschule aufzutreiben, über Bomas Traum, Ärztin zu werden. Ich hatte die Story ins Internet gestellt und sie war oft zitiert und auf anderen Webseiten vervielfältigt worden. Und natürlich hatte ich sie benutzt, als ich mich um Stellen bewarb: Sie war der beste Beleg. Um ein großer Reporter zu werden, brauchte es jede Menge Leiden, jede Menge Hintergrund, und das hatte ich am eigenen Leib erfahren.
»Eins noch. Inzwischen kann ich mich an jenen Tag am Bar Beach erinnern. An den Tag mit dir und deinen Dozenten im Restaurant.«
»Aha.«
»Ich erinnere mich auch an deinen Anruf, aber ich habe nicht dafür gesorgt, dass du die Stelle kriegst.«
»Wie meinst du das?«
»Nachdem du angerufen hattest, wollte ich bei deinem Vorsitzenden anrufen und ihn überreden, dir eine Chance zu geben, aber ich war an dem Tag zu beschäftigt und …«
»Das heißt … ich habe die Stelle selbst …«
»Sieht wohl so aus.«
»Ich weiß nicht, ob ich dir danken oder dich verfluchen soll.«
»Ich bin nur ehrlich zu dir. Also, los jetzt. Besuchen wir den Priester.«
13.
Wir fanden ihn in seiner Hütte hinter dem Gebetsraum. Er zog sich gerade ein sauberes Gewand an. Als er auf unser Klopfen hin die Tür öffnete, schien er nicht überrascht, uns zu sehen.
»Ah, Mr. Zaq. Es scheint Ihnen besser zu gehen. Sie müssen erpicht darauf sein, wieder nach Hause zu kommen. Wir freuen uns natürlich, Sie so lange hier zu Gast zu haben, wie Sie das möchten, Sie beide, aber die Krankenschwester meint, dass Sie so bald wie möglich zum Arzt gehen sollten.«
»Wo sind die Britin … und der Professor?« Zaq bückte sich und trat durch die niedrige Tür, dann richtete er sich streitlustig vor dem Priester wieder zu voller Größe auf.
»Der Professor?«
»Hören Sie auf, es ist doch kein Geheimnis, dass diese Inseln und Dörfer unter seinem Schutz stehen. Wir gehören nicht zur Armee, wir sind Reporter. Wir wollen wissen, was er dieser Frau angetan hat. Wir wollen ihn fragen, warum er vom Freiheitskämpfer zum Entführer von Frauen und Kindern geworden ist. Wir wollen wissen, ob die Weiße lebt.«
Der Priester setzte sich auf einen hohen Hocker, Müdigkeit ließ seine Schultern heruntersacken.
»Ich glaube, es wäre das Beste, wenn Sie einfach nur heimkehren würden.«
»Nicht, bevor wir nicht die Frau gesehen haben.«
»Das könnte sich aber als unmöglich erweisen.«
»Wieso? Stecken Sie in der Entführung mit drin?«
»Nein. Wir sind eine gottesfürchtige Gemeinschaft, ein friedfertiges Volk. Unsere alleinige Aufgabe hier besteht darin, zur Heilung beizutragen, zu erhalten und wiederherzustellen …«
»Erzählen Sie uns einfach, was Sie wissen.«
Naman atmete tief durch und erhob sich.
»Kommen Sie mit.«
Seine Worte wie seine Bewegungen waren von Entschlossenheit getragen. Wir folgten ihm. Sein sauberes Gewand schleifte durch das feuchte, schlammige Gras. Wir gingen an den Glaubensanhängern vorbei; sie kamen aus ihren Hütten, standen unter Bäumen, sahen uns neugierig hinterher. Gloria stand bei einer Gruppe von drei Frauen, redete und lachte, verstummte aber und starrte uns an. Zaq deutete eine Verbeugung zu ihr hinüber an und sie nickte grüßend. Ich verhielt im Schritt, drehte mich halb zu ihr hin, aber Zaq machte eine ungeduldige Bewegung mit dem Kopf und ich beschleunigte meinen Schritt wieder. Wir gingen weiter. Der Priester führte uns an den Skulpturen vorüber, weg vom Wasser, in den Wald hinein. Hier, unter den Bäumen, war die Hitze gefangen, und die toten Blätter auf dem Boden waren verfault. Wir gelangten bald zu einer Lichtung, die von Maschendraht umsäumt war. Es war ein Friedhof, und die Grabsteine sahen so einsam und verlassen aus, wie nur Grabsteine aussehen können. Er schob das altersschwache Holztor auf und winkte uns herein wie ein Mann, der uns in sein Wohnzimmer einlädt. Vor einem frisch aufgeworfenen, nicht gekennzeichneten Erdhügel blieb er stehen.
»Vor vier Tagen haben die Entführer sie hergebracht und, es stimmt, einer von ihnen war der Professor. Wir bemühen uns, so sehr wir können, ihnen aus dem Weg zu gehen, und sie lassen uns in Ruhe. Wir reden nicht mit ihnen, auch mit der Armee nicht. Die Weiße aber haben sie hergebracht. Ich habe mich dagegen gestellt. Er sagte
Weitere Kostenlose Bücher