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Oelspur

Titel: Oelspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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Bananenproduzen ten für ihr Engagement in der ›Rainforest Alliance‹ feiern, und vergessen sind fünfzig Jahre Pestizide und Kinderarbeit. ›Greenwashing‹ nennt sich das in der Branche. Erinnern Sie sich noch an Bhopal? Der Giftgasunfall in Indien? Mehr als 10000 Tote. Als daraufhin der Chemiemulti Union Carbide weltweit am Pranger stand, waren die Jungs der Firma Burson-Marsteller vor Ort, um das Image wieder aufzupolieren. Die haben, neben anderen Firmen, auch dem Exxon-Konzern beigestanden, als bei der Havarie der Exxon Valdez halb Alaska versaut wurde.«
    Da war sie, die Verbindung. Anna hatte es auch registriert. Sie hatte aufgehört, an den Fingernägeln zu kauen, und starrte mich ungläubig an.
    »Haben Sie schon mal von einer Firma mit dem Namen IMSS gehört?«, fragte ich.
    »Ja, ich glaube schon. Die arbeiten für die Ölindustrie. Ein unbeschriebenes Blatt.«
    »Eine letzte Frage. Was denken Sie: Wie weit würde so ein Unternehmen gehen, um einen Kunden zu schützen?«
    »Sie wollten mir sagen, was das Ganze mit dem Tod von Frau Jonas zu tun hat!«
    »Tu ich ja gerade. Also: Wie weit würden die gehen?«
    Kubens schwieg. Wir hörten ihn schwer atmen. Dann kam ein Hustenanfall.
    »Hören Sie, Jungchen«, sagte er nach einer Weile. Seine Stimme klang jetzt sehr vorsichtig und bedächtig. »Ich weiß nicht, was Sie sich da zusammenreimen, aber das sind ganz normale Firmen, die im Rahmen der Gesetze agieren.«
    »Okay, okay. Schon klar. Aber meinen Sie, die Sache mit der kuwaitischen Krankenschwester war legal?«
    »Nun ja«, sagte Kubens, »soweit ich weiß, gibt es gegen öffentliches Lügen kein Gesetz.«
    Er legte auf.
    »Wer war das?«, fragte Ruth.
    »Helens ehemaliger Chef«, sagte Anna, »ein arroganter Arsch!«
    Ich schwieg. Kubens mochte ein arroganter Arsch sein, aber dumm war er nicht. Nachdenklich betrachtete ich das Telefon in meiner Hand und wählte erneut die Nummer der Auskunft.
    »Ich brauche die Anschrift und Nummer einer Firma in Brüssel: International Maritime Solid Solutions Limited, Abkürzung IMSS.«
    »Moment bitte!«
    Nach drei Sekunden war die gut aufgelegte Stimme des Operators wieder da. »Hören Sie: Die Anschrift lautet Avenue des Nerviens 114, die Nummer lasse ich Ihnen ansagen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen …«
    Ich unterbrach die Verbindung.
    »Bingo! Was machen wir jetzt?«, fragte Anna.
    »Schlafen«, sagte Ruth, »ich kann nicht mehr!«
    Sie hatte recht. Ich verstaute die CD in meiner Reisetasche und verzog mich auf das Sofa im Wohnzimmer. Ruth verschwand mit Anna im Gästezimmer, und ich hörte sie leise reden, bevor ich in einen tiefen, bleiernen Schlaf abtauchte.
    Irgendwann im Laufe des Vormittags wurde ich mit Joe Cocker geweckt. Gunnar stand vor der Stereoanlage und strahlte mich an.
    »Wann bist du angekommen?«, fragte er. »Du hättest ruhig vorher anrufen können!«
    »Kein Telefon zur Hand«, sagte ich und brachte mich mühsam in eine aufrechte Position. Ich war definitiv zu alt für eine Nacht auf der Couch. Aus der Küche roch es nach Kaffee, und nach dem Frühstück hatte ich einen Entschluss gefasst.
    »Können wir die CD kopieren?«, fragte ich Ruth.
    »Nicht mit dem PC hier.«
    »Gibt es hier irgendwo ein Internetcafé?«
    »Ich glaube, in der Innenstadt. Aber ich weiß nicht genau, wo.«
    »Gut. Ich werde es schon finden. Wir brauchen auf jeden Fall eine Kopie.«
    Anna schüttelte den Kopf. Sie streifte Ruth und Gunnar mit einem vielsagenden Blick und sagte leise, aber nachdrücklich:
    »Ich will jetzt aufbrechen!«
    »Nicht ohne eine Kopie!«
    Anna sah mich an, und ihre Lippen formten ein stummes »Bitte«. Ich zögerte noch einen Augenblick, bis ich mich geschlagen gab.
    »Auch gut, dann brauche ich einen kräftigen Briefumschlag und ausreichend Porto für Deutschland.«
    Ich steckte die CD mit ein paar erklärenden Zeilen in den Umschlag, klebte ihn sorgfältig zu und schrieb gut leserlich die Adresse darauf. Ruth sah mir dabei über die Schulter, und ich sah, wie sich ihre Augen vor Überraschung weiteten, aber sie sagte nichts.
    »Warum tust du das?«, fragte Anna.
    »Ganz einfach. Wir können sie nicht hier lassen, und wir können sie nicht mitnehmen. Ich will meine Eltern nicht gefährden, und wenn wir damit erwischt werden, war alles umsonst. Lass die gute alte Post den Job machen. Dass sie den Briefverkehr von Skandinavien nach Deutschland kontrollieren können, halte ich für sehr unwahrscheinlich.«
    »Ich bringe ihn zum

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