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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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i gentlichen Sinn, aber irgendwie war ihr Gehör trotzdem ausg e zeichnet.
    Während des ganzen Vormittags hatten die drei Altmenschen in regelmäßigen Abständen auf ihre Handflächen geschaut. Woran auch immer es lag, in den Sucher-, Farnet- und selten benutzten Allnet-Funktionen zeigten sich keine Voynixe, aber im Proxnet sah man sie für gewöhnlich. Wie Harman und D a eman vor neun Monaten in einer Stadt namens Jerusalem von Savi erfahren ha t ten, benutzten die Voynixe allerdings ebenfalls Proxnet – um Menschen zu lokalisieren.
    An diesem Tag spielte das jedoch keine Rolle. Um die Mittag s zeit waren sämtliche Funktionen ausgefallen. Die vier ve r trauten auf ihre Augen, ließen im Wald größere Vorsicht walten und b e hielten den Rand der Baumlinie im Blick, wenn sie Wiesen durc h querten und an den niedrigen Klippen entlanggingen.
    Der Nordwestwind war sehr kalt. Da die ganzen alten Ausgab e stellen am Tag des Absturzes ausgefallen waren und man davor ohnehin nur wenige schwere Kleidungsstücke benötigt hatte, tr u gen die drei Altmenschen nun grob zusammengenähte Mäntel und Umhänge aus Wolle oder Tierfellen. Odysseus – Noman – schien die Kälte nichts auszumachen; er trug denselben Brustha r nisch und schürzenartigen Gürtel wie auf all se i nen Expeditionen, hatte sich jedoch ein kurzes, rotes, wärme n des Umhangtuch um die Schultern gelegt.
    Sie fanden kein Wild, was seltsam war. Zum Glück stießen sie auch auf keine Allosaurier oder andere aus RNA wiedererscha f fene Dinosaurier. In Ardis Hall stimmte man darin übe r ein, dass die wenigen Dinos, die noch so weit nördlich jagten, während dieser ungewöhnlich kalten Zeit nach Süden gewa n dert waren. Die schlechte Nachricht lautete, dass die im vorigen Sommer au f getauchten Säbelzahntiger nicht mit den großen Reptilien fortg e zogen waren. Noman zeigte ihnen frische Fäh r ten, nicht weit von den Rinderspuren, denen sie einen großen Teil des Tages gefolgt waren.
    Petyr vergewisserte sich, dass er ein neues Magazin mit Glas-Flechettes in sein Hochleistungsgewehr eingelegt hatte.
    Sie kehrten um, nachdem sie auf einer felsigen Strecke an der Steilwand die Brustkörbe und die verstreuten, blutigen Kn o chen zweier vermisster Rinder gefunden hatten. Zehn Minuten später entdeckten sie dann Haut, Haare, Wirbelknochen, Sch ä del und die erstaunlich gekrümmten Zähne eines Säbelzahnt i gers.
    Noman hatte den Kopf gehoben, sich einmal um die eigene Ac h se gedreht und jeden fernen Baum und Felsbrocken eing e hend gemustert. Er behielt beide Hände an seinem langen Speer.
    »War das ein anderer Säbelzahntiger?«, fragte Hannah.
    »Entweder das oder Voynixe«, sagte Noman.
    »Voynixe fressen nicht.« Harman merkte, wie dumm seine B e merkung war, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
    Noman schüttelte den Kopf. Seine grauen Locken bewegten sich im Wind. »Nein, aber dieser Säbelzahntiger hat vielleicht einen Voynix-Trupp angegriffen. Hinterher haben dann Aasfe s ser oder andere Katzen diesen Burschen verzehrt. Seht ihr die anderen Fährten im weichen Erdreich da drüben? Gleich daneben sind Spuren von Voynix-Peds.«
    Harman sah sie, aber erst, als Noman noch einmal darauf zeigte.
    Sie waren bereits umgekehrt, aber der dumme Ochse bewegte sich langsamer denn je, obwohl Noman ihn mit dem Schaft se i nes Speers und gelegentlich sogar mit dessen scharfer Spitze ermu n terte. Die Räder und die Achse quietschten und knarrten, und einmal mussten sie eine Nabe reparieren, die sich gelöst hatte. Die tief hängenden Wolken brachten einen noch kälteren Wind mit, und das Tageslicht begann zu schwinden, als sie noch ungefähr drei Kilometer von zu Hause entfernt waren.
    »Sie werden uns das Abendessen warm halten«, sagte Ha n nah. Bis zu ihrem kürzlichen Anfall von Liebeskrankheit war die hoc h gewachsene, sportliche junge Frau immer eine Optimistin gew e sen. Doch nun wirkte ihr lockeres Lächeln ang e strengt.
    »Probiert euer Proxnet«, sagte Noman. Der alte Grieche ve r fügte über keine Funktionen. Dafür wurde sein Körper alten Stils, frei von den nanogenetischen Manipulationen der letzten zwei Jah r tausende, von den Sucher-, Farnet- und Proxnet-Funktionen der Voynixe auch nicht registriert.
    »Nur Schnee«, sagte Hannah nach einem Blick auf das blaue Oval, das über ihrer Handfläche schwebte. Sie schaltete es ab.
    »Dann können sie uns jetzt auch nicht sehen«, sagte Petyr. Der junge Mann hielt eine Lanze in der Hand und hatte das

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