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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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konnte sie das Geräusch deutlicher hören: ein metallisches, mechan i sches Schnarren, nicht das Zischeln und Rascheln Tausender springe n der, angreifender Voynixe.
    Dann kam ein Licht in Sicht – ein Scheinwerfer, der aus höch s tens hundert Metern Höhe aus dem Himmel stach. Der Strahl und der Lichtkreis rissen kahle Äste, gefrorenes und vom Feuer g e schwärztes Gras, die Palisadenmauern und die schockierten Wachposten auf den primitiven Brustwehren aus dem Dunkel.
    Das Sonie besaß keinen Scheinwerfer.
    »Holt die Gewehre!«, rief Ada der Gruppe zu, die beim zentr a len Feuer herumwuselte. Einige Leute hatten Waffen. Andere ho l ten sich ihre und machten sie schussbereit.
    »Verteilt euch!«, rief Daeman, während er auf die Mensche n traube zulief und mit den Armen wedelte. »Geht in Deckung!«, ergänzte Ada. Was auch immer dieses Ding war, falls es feindsel i ge Absichten hatte, war es nicht nötig, ihm zu helfen, indem sie sich wie fette, fröhliche Zielobjekte zusammendrängten.
    Das Summen und Schnarren wurde so laut, dass es selbst die Warnglocke übertönte, die jemand überflüssigerweise erneut wild zu läuten begonnen hatte.
    Ada konnte es jetzt sehen – ein mechanisches Fluggerät, viel größer als ihr Sonie, aber auch viel langsamer und unbeholf e ner, kein schlankes Oval, sondern zwei klobige Kreise; das hin und her huschende Scheinwerferlicht stach vom vorderen Kreis herab. Das Ding tanzte auf und ab und schwankte, als würde es jeden M o ment abstürzen, aber es kam die niedrigen Palisadenmauern he r ein – ein Posten warf sich zu Boden, um vorspri n genden Stellen der Flugmaschine zu entgehen –, schlitterte und holperte dann über das gefrorene Gras unweit der Grube, stieg wieder in die Luft und setzte schwer auf.
    Daeman und Ada liefen hin. Ada rannte so schnell, wie ihre fünfmonatige Schwangerschaft es ihr erlaubte; sie nahm eine F a ckel mit, und Daeman hatte das automatische Flechette-Gewehr erhoben und auf die dunklen Gestalten gerichtet, die jetzt von der gelandeten Maschine kletterten.
    Die dunklen Gestalten waren Menschen – sieben, nach Adas r a scher Zählung. Sie sah Gesichter, die sie nicht kannte, aber die letzten beiden, die von der Maschine stiegen, die beiden, die an den Bedienungselementen vorn am vorderen Metallkreis gesessen hatten, waren Hannah und Odysseus – oder Noman, wie er in den letzten paar Monaten, bevor er verletzt und zur Brücke gebracht worden war, hatte genannt werden wollen.
    Und dann lagen Ada und Hannah sich in den Armen. Sie wei n ten beide, aber Hannah schluchzte beinahe hysterisch. Als sie i n nehielten, um einander anzusehen, keuchte Hannah: »A r dis Hall? Wo ist es? Wo sind sie alle? Was ist passiert? Geht es Petyr gut?«
    »Petyr ist tot.« Ada spürte, wie stumpf ihre emotionale Rea k tion auf die Worte war. Zu viel Schreckliches war in zu kurzer Zeit geschehen; sie fühlte, dass ihre Seele verletzt worden war. »Kurz nach eurem Abflug haben die Voynixe in großer Zahl angegriffen. Sie haben die Mauer überrannt und Steine auf uns geschleudert. Das Haus ist niedergebrannt. Emme ist tot. Reman ist tot. Peaen ist tot … « Sie ging die Liste jener alten Freunde durch, die bei dem Angriff und danach gestorben w a ren.
    Hannah – die immer schmal gewesen war, im Licht der Fackel nun jedoch noch viel schmaler wirkte – schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
    »Kommt«, sagte Ada, fasste Noman am Handgelenk und le g te den Arm wieder um Hannah. »Ihr seht aus, als hättet ihr Hunger. Kommt ans Feuer – es wird bald Tag. Ihr könnt eure Freunde vo r stellen, und wir besorgen euch etwas zu essen. Dann müsst ihr uns alles ausführlich erzählen.«
     
    Sie saßen am Feuer, bis die Wintersonne aufging, und tausc h ten so emotionslos, wie es unter den gegebenen Umständen ging, I n formationen aus. Laman bereitete einen gehaltvollen Morgenei n topf zu, und sie aßen ihn und tranken dazu aus Blechta s sen fast den letzten starken, aromatischen Kaffee, den sie in e i nem der nur teilweise niedergebrannten Lagerhäuser gefunden hatten.
    Die fünf Neuen, drei Männer und zwei Frauen, hießen B e man, Elian, Stefe, Iyayi und Susan. Elian war der Anführer, ein vol l kommen kahlköpfiger Mann, der die Autorität des Alters besaß; er war vielleicht ebenso alt wie Harman. Alle trugen Verbände oder waren geringfügig verletzt, und während die anderen red e ten, verarzteten Tom und Siris mit den noch vorhandenen med i zinischen Vorräten ihre

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