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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die Frauen waren.
    Harman ging die anderen Funktionen durch. Proxnet, Farnet und Allnet waren ebenso wie die Fax- und Logosphärenfunkti o nen abgeschaltet – offensichtlich arbeiteten sämtliche internen Funktionen; alle, die den Einsatz des planetaren Systems von S a telliten, orbitalen Masse-Akkumulatoren, Fax- und Daten-Transmittern und so weiter erforderten, arbeiteten nicht.
    Aber weshalb sagten ihm seine inneren Indikatoren, dass die Sigl-Funktion nicht funktionierte? Harman hätte gedacht, dass Sigln so körperbezogen war wie die medizinische Überw a chung, die nur allzu gut funktionierte. War die Sigl-Funktion irgendwie auf Relaissatelliten angewiesen? Seine Daten aus dem kristallenen Schrein boten ihm keine Erklärung dafür.
    »Moira?«, rief er und merkte erst dann, dass der Sturm fast ganz über sie hinweggezogen und das Getöse bis auf das Ra u schen der dahinrollenden Wellen hoch über ihnen abgeflaut war. Außerdem trug er seine Osmosemaske mit den eingesetzten Mikrofonen, s o dass die arme Moira seinen Ruf in den Kopfhörern ihrer Kapuze gehört hatte.
    Er zog die Osmosemaske herunter und atmete wieder den vo l len Geruch des Ozeans ein.
    »Was ist, o Mann mit den mächtigen Lungen?«, erwiderte Moira in sanftem Ton. Ihr hautdünner Schlafsack war keine anderthalb Meter entfernt.
    »Wenn ich heimkomme und die Weitergabe-Funktion bei me i ner Frau anwende – bei Ada –, erhält mein ungeborenes Kind die Informationen dann ebenfalls?«
    »Kümmerst du dich schon wieder um ungelegte Eier, mein ju n ger Prometheus?«
    »Beantworte einfach die verdammte Frage, ja?«
    »Du wirst es ausprobieren müssen«, meinte Moira. »Ich eri n nere mich momentan nicht an die Konstruktionsparameter, und ich habe die Weitergabe-Funktion noch nie bei Schwangeren ang e wandt, weil wir gottähnlichen Nachmenschen nicht schwanger werden können – in dieser Hinsicht war es auch nicht besonders hilfreich, dass wir alle weiblich waren –, also probier ’ s einfach aus, falls und wenn du heimkommst. Ich weiß allerdings noch, dass in der genetischen Weitergabe-Funktion Sicherheitsnetze eingebaut waren. Man kann einem Fötus oder einem kleinen Kind keine schädlichen Informationen einflößen – zum Beispiel, indem man ihm den Moment seiner Empfän g nis noch einmal vorspielt. Wir wollen ja nicht, dass der kleine Satansbraten dreißig Jahre in Therapie gehen muss, nicht wahr?«
    Harman ignorierte den Sarkasmus. Er rieb sich die stoppel i gen Wangen. Er hatte sich vor dem Aufbruch rasiert – ein Bart unter der Thermohautkapuze war alles andere als angenehm, wie er vor über zehn Monaten auf Prosperos Insel gelernt hatte –, doch nun kratzten zwei Tage alte Stoppeln an seiner Han d fläche.
    »Und du besitzt alle Funktionen, die ihr uns gegeben habt?«, sagte er zu Moira, wobei er die Stimme erst im letzten Moment hob, um das Fragezeichen hinzuzufügen.
    »Mein Lieber«, schnurrte Moira. »Hältst du uns für Idioten? Glaubst du, wir geben kleinen Altmenschen irgendwelche Fähi g keiten, die wir nicht besitzen?«
    »Also habt ihr mehr als wir«, sagte Harman. »Mehr als diese hundert, mit denen ihr uns ausgestattet habt?«
    Moira antwortete nicht.
    Harman hatte entdeckt, dass komplexe Nanokameras und A u dio-Empfänger in seine Hautzellen eingebaut waren. Irgendwe l che DNA-gebundenen Proteinbündel konnten diese visuellen und akustischen Daten speichern. Andere Zellen waren in bioelektr o nische Transmitter umgewandelt worden – da sie nur von seiner eigenen zellularen Energie betrieben wurden, eigneten sie sich nur für Übertragungen auf kurze Distanz, w a ren jedoch allemal stark genug, dass ihre Signale aufgefangen, verstärkt und weitergeleitet werden konnten.
    »Das Turin-Drama«, sagte er laut.
    »Wie bitte?«, fragte Moira schläfrig. Die Nachmenschenfrau war eingenickt.
    »Mir wird klar, wie ihr die Bilder aus Ilium übertragen habt – oder wie es deine transvestitischen Göttinnen-Schwestern getan haben – und wieso wir sie durch die Turin-Tücher empfangen können.«
    »Aha … na toll«, sagte Moira und schlief wieder ein.
    Harman erkannte, dass er kein Turin-Tuch mehr brauchen wü r de, um solche Übertragungen zu empfangen. Dank L o gosphären-Telefonie und dieser Multimedia-Verbindung kon n te er mit jedem anderen menschlichen Wesen, das sich freiwi l lig bereit fand, den Inputstrom zu den Satelliten hinaufzuschicken, sowohl per Sti m me als auch durch die Übermittlung umfangreicher sens o rischer

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