Optimales Lauftraining
ist beim Jedermannslauf nicht das Problem; eher heißt es nun, mental Farbe zu bekennen und sich dem Leistungsvergleich zu stellen. Wie gehen Sie mit Nervosität und Belastungsdruck um? Beim ersten Mal springt man sozusagen ins kalte Wasser. Sie werden kleine und große Fehler machen und aus diesen ersten Wettkämpfen lernen. Dumme Athleten machen immer dieselben Fehler, clevere Sportler dagegen immer neue, aber die gröbsten Schnitzer natürlich nicht mehr. Sie werden auch eine Menge über sich selbst lernen, z. B. sich ehrlich Fehler beim Training oder Wettkampf einzugestehen. Nicht nur beim Sport sind viele Menschen um faule Ausreden nicht verlegen. Wenn Sie weiterkommen möchten, können Sie allerdings nicht immer alles dem ungünstigen Wetter oder dem Trainer anlasten. Die richtige Taktik und Renneinteilung sind eine Kunst, die man erst nach einiger Wettkampferfahrung beherrscht.
Die ersten Wettkämpfe über exakt vermessene Distanzen stellen zudem viel besser als alle Trainingsleistungen auch einen objektiven Leistungstest dar. Aus der erzielten Zeit können Sie nun hochrechnen, was Sie vermutlich auf der nächsthöheren Distanz können und einen entsprechenden Plan auswählen (siehe Seite 135).
Die Wurzeln des Erfolgs
Schneller werden
In der orstellungsrunde meiner Seminare sagt bestimmt jeder Zweite, dass er schneller laufen möchte. Wer nach persönlichen Bestzeiten strebt, sollte wissen, wovon solche Leistungen abhängen. Geschenkt bekommt man das nicht, der schnelle Schuh läuft nicht von allein. Der Aufwand wird in vielen Bereichen deutlich größer werden. Dreimal Fitnesslaufen lässt sich in eine 40-Stunden-Arbeitswoche wohl noch gut integrieren. Wer aber das Maximale herausholen will, muss alle Rahmenbedingungen optimieren und wird einen überproportionalen Aufwand betreiben müssen. An dieser Stelle setze ich auch die Kenntnis der vorhergehenden Kapitel über Trainingslehre und Biologie des Laufens voraus. Nachfolgend möchte ich einen Überblick darüber geben, wovon die optimale Leistung abhängt. An einigen Faktoren können Sie vielleicht sehr viel ändern, an anderen weniger. Wichtig: Ein guter Athlet verbessert auch seine Schwachstellen!
Talent
Mit Sicherheit ist im Leistungssport das angeborene Talent der wichtigste Faktor. Aber: Ohne Trainingsfleiß kommt auch kein geborener Spitzenläufer zum Erfolg. Ein Beispiel für die genetische Ausprägung des Talents ist die unterschiedliche Zusammensetzung der Muskelfasern bei Sprintern oder Ausdauersportlern. Der hohe Anteil an ST-Fasern bei Langstreckenläufern der Eliteklasse ist ein Grund dafür, dass ein Lauftalent ohne viel Training 35 Minuten über zehn Kilometer läuft, eine Zeit, die die meisten trotz vielen Fleißes nie erreichen werden. Ein vom Körperbau her eher fürs Kugelstoßen geeigneter Zeitgenosse ist im Vergleich zu den von Natur aus kleineren, schmalen Eliteläufern im Nachteil.
Zeitmanagement und Umfeld
Wenn Sie Großes vorhaben, sollten Sie nicht gerade die Nähe von Leuten suchen, die Ihnen problemorientier t erklären, wie schwer das ganze Vorhaben ist. Halten Sie lieber Ausschau nach den positiv denkenden Machertypen, die Sie rückversichern, dass Sie das schon schaffen werden, wenn Sie die Ärmel hochkrempeln. Ein guter Trainer oder das Umfeld eines Vereins oder Lauftreffs können hier weiterhelfen.
Der höhere Aufwand für Wettkampflaufen wird auch an Ihrer Familie und Ihren Freunden nicht spurlos vorbeigehen. Während viele Spitzenläufer Profis sind oder zum Training freigestellt werden, müssen Hobbyläufer mühsam ihre Trainingsstunden von ihrer Freizeit abzwacken. Jeder muss für sich herausfinden, wie viel zeitliche Belastung und zusätzlicher Aufwand noch sinnvoll neben einem stressigen Arbeitsalltag und dem Familienleben möglich sind. Bitten Sie um Verständnis, aber machen Sie nach dem großen Rennen zur Belohnung mit der Familie vielleicht einen schönen Urlaub. Wer sich neben Beruf
und sozialen Verpflichtungen mit Training und Wettkampf zu viel reinpackt, wird scheitern - besonders, wenn man versucht, seinen Zeitbedarf vom Schlaf abzuzwacken.
Gesundheit
Nur wer kerngesund ist, kann eine optimale Leistung erzielen. Eine regelmäßige Untersuchung auch von Blutwer ten, Eisenspeichern usw. beim sporterfahrenen Arzt sollte jährlich eingeplant werden. Man muss sich bewusst sein, dass angesichts intensiver Trainings- und Wettkampfbelastungen die orthopädischen Risiken steigen. Wer Fieber hat, gehört ins
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