Orks vs. Zwerge
Tag nichts Essbares gefunden. Wie sollen wir denn gegen Wühler kämpfen, wenn wir vom Fleisch fallen?« Ordruk stellte die Laterne auf den Tisch. Er betrachtete sein schartiges Schwert, zuckte mit den Schultern und legte es neben den Braten, um den Dolch zu ziehen.
»Deine Fresserei wird uns noch mal umbringen.« Fograr betrachtete das Tor. Es war aus dicken, rußgeschwärzten Bohlen gefertigt und wurde von eisernen Bändern zusammengehalten, die selbst einem Oger Widerstand bieten mochten. Zwei kompliziert aussehende Riegel hielten es verschlossen. »Was meinst du, wohin das führt? In den Tempel?«
Der Dünne sah auf. »Hm? Kaum. Der müsste auf der anderen Seite liegen.« Er deutete über die Schulter und betrachtete seinen ebenfalls schartigen Dolch. »Vermutlich geht’s da raus auf die Straße. Wozu sonst die Riegel?« Kurz entschlossen steckte er seine alte Klinge wieder ein, griff sich eines der glänzenden Messer von der Säule neben sich und begann, eine große Scheibe Fleisch von dem Braten zu schneiden. »Ich sag dir, von Messern haben die kleinen Scheißer echt Ahnung, so viel steht fest. Willst du auch was?« Er stopfte sich einen Brocken zwischen die Zähne und kaute genüsslich. »Ist großartig. Ich glaube, ich habe endlich mein Abendessen gefunden.«
Fograr schüttelte den Kopf. »Ich wüsste lieber, wo es da hinten weitergeht.« Er nickte zu dem Durchgang.
»Find’s doch heraus. Oder wartest du drauf, dass du jemanden nach dem Weg fragen kannst?« Ordruk stopfte sich einen weiteren Brocken Fleisch in den Mund. »Du weißt nicht, was du verpasst«, nuschelte er. »In dem Zusammenhang fällt mir ein Witz ein. Ein Wühler latscht durch die Steppe. Hat sich völlig verirrt und ist schon halb verhungert. Du weißt ja, wie unfähig die kleinen Scheißer sind. Verhungern in einem Land, in dem es an jeder Ecke etwas zu beißen gibt. Vermutlich hat er seinen Pfeilwerfer verloren, also kann er nicht mal jagen. Als er jedenfalls kurz vor dem Verhungern ist, sieht er auf einmal einen Aerc und beschließt in seiner Verzweiflung, ihn nach dem Weg zu fragen. Er ruft also … Arghh!«
Fograr fuhr herum. Direkt hinter seinem Bruder war ein Wühler unter dem Tisch aufgetaucht und hatte ihm eine Klinge in die Nieren gerammt.
Ordruk wirkte verblüfft. Das Fleisch fiel ihm aus dem Mund, gefolgt von einem Schwall Blut, der im trüben Licht der Kerze tiefschwarz wirkte. Unsicher streckte er die Hand nach seinem Schwert auf dem Tisch aus, verfehlte den Griff und stieß die Laterne um, als er vornüberkippte. Die Lampe rutschte über die Tischkante, und die Kerze flammte ein letztes Mal hell auf, bevor sie am Boden erlosch. In diesem Aufflackern konnte Fograr weitere untersetzte Gestalten sehen, die unter Tischen und hinter Säulen hervorkrochen. Dann umhüllte ihn Schwärze.
Für einen endlos scheinenden Augenblick stand er wie erstarrt in der absoluten Finsternis. Einer Finsternis, die erfüllt war vom Schnaufen von Wühlern, dem Scharren von Stiefeln und dem Kratzen von Metall auf Stein. Er meinte sogar, einen letzten pfeifenden Atemzug seines Bruders zu hören. Sie hatten Ordruk ermordet! Seinen Bruder. Seinen dämlichen, verfressenen, nichtsnutzigen und viel zu unvorsichtigen Bruder.
Ein Brüllen stieg in seiner Kehle auf und bahnte sich den Weg nach außen, ohne dass er es hätte aufhalten können. Blind schwang er sein Hauschwert vor sich durch die Dunkelheit. Irgendwer fluchte. Zumindest glaubte er, dass es ein Fluch war. Es hörte sich ganz so an, auch wenn er kein Wort der verdammten Wühlersprache verstand. Er hechtete in die Richtung. Seine Klinge traf auf Widerstand und prallte scheppernd ab. Schnell warf er sich zur Seite. Irgendetwas fauchte dicht vor seinem Gesicht vorbei und krachte in einen Tisch. Das Klirren von platzendem Steingut hallte durch die Dunkelheit.
Gehetzt sah sich Fograr um. Die Schwärze war vollkommen. Nicht der geringste Schimmer Licht war zu entdecken; lediglich die Nachbilder der erlöschenden Kerze blitzten vor seinen Augen. In dieser Finsternis zu kämpfen war zwecklos. Nach allem, was er wusste, war es gut möglich, dass die Wühler auch jetzt noch sehen konnten. Angeblich waren die Drecks-Erdmaden ja aus den tiefsten, lichtlosen Löchern der Erde gekrochen. Er war geliefert. Er war so gut wie tot. Tot wie Ordruk. Grimmig fletschte er die Zähne. Wo verdammt noch mal war diese Treppe gewesen? Hinter ihm? Weiter rechts? Links von sich hörte er das leise Schaben von
Weitere Kostenlose Bücher