Orks vs. Zwerge
Stiefelsohlen, und etwas weiter weg fauchte eine harsche Stimme Unverständliches, das nach Befehlen klang. Sahen sie ihn? Hatten sie ihn bereits eingekreist? Schweiß brannte zwischen seinen Schulterblättern und tropfte ihm jetzt auch noch in die Augen. Mit einem gepressten Fluch warf er sich herum und lief los, das Schwert weit vorgestreckt. Seine Schulter streifte eine Säule und riss eine Kaskade von Pfannen und Töpfen herab, die die Schwärze mit ohrenbetäubendem Lärm erfüllten.
Eine Zwergenstimme polterte erschreckend dicht neben ihm. Er hieb in diese Richtung, trat hastig zur Seite, glitt auf etwas Metallenem aus und stolperte weiter. Der Wühler stieß einen alarmierten Ruf aus. Ein Schlag streifte seinen Oberschenkel und hinterließ einen brennenden Kratzer. Fograr biss die Zähne zusammen, stolperte ein, zwei Schritte voran und stieß gegen einen Tisch. Er ließ sich auf alle viere fallen, um darunter Schutz zu suchen. Als er die niedrige Platte über seinem Kopf spürte, hielt er inne und zwang sich, seinen Atem zu beruhigen, durch die Nase zu atmen, keinen Laut von sich zu geben. Nachzudenken.
Was, wenn ihn die Wühler doch nicht sehen konnten? Wenn sie genauso blind waren wie er selbst? Die Menschen konnten schon bei Nacht kaum etwas erkennen, wo einem Aerc das Licht der Sterne vollkommen genügte. Vielleicht waren die Augen der Wühler ja genauso schlecht. Dann war das Einzige, was ihn verriet – die Geräusche, die er machte. Wenn er sich still verhielt … Er knirschte mit den Zähnen, um gleich darauf wieder damit aufzuhören. Keinen Laut. Horche, Fograr, horche. Wo sind die verdammten Säcke?
Mehrere Herzschläge lang herrschte völlige Stille. Dann ein heiseres Flüstern, irgendwo in der Finsternis. Es schepperte, als jemand gegen einen Gegenstand stieß, der über den Boden rollte. Ein unterdrücktes Fluchen.
War es möglich, dass er Glück hatte und die Wühler tatsächlich nichts sahen? Dann war er sicher, solange sie ihn nicht hörten. Er musste nur diese Treppe finden, es hinauf in das nächste Stockwerk schaffen. Dort warteten Gorotak und die anderen Krieger. Langsam tastete er sich rückwärts.
Ein leises Scharren verriet ihm, dass sich jemand der Stelle näherte, an der er soeben noch gekauert hatte. Fograr erstarrte. Sie hatten ihn hier festgesetzt wie einen Schroggra in seinem Loch. Sie jagten ihn wie ein Tier! Übelkeit stieg in ihm auf. Sie hatten seinen Bruder abgestochen. Sie hatten ihm keine Chance gelassen, sich als Krieger zu beweisen, sondern ihn in den Rücken gestochen, als wäre er nichts als ein Stück Vieh, das es zu schlachten galt. Kalt und gefühllos. Die Lieder sagten, die Wühler hätten keine Gefühle. Selbst Tiere hatten Gefühle: Wut, Hass, Lust, Furcht. Angst wie die, deren Würmer sich gerade durch seine Eingeweide nagten. Die Angst hielt einen Krieger am Leben. Nur durch das Überwinden der Angst erlangte ein Krieger Ehre. Es hieß, die Erdmaden kannten keine Angst. Wie konnten sie dann Ehre haben? Nur Tote und Wahnsinnige hatten keine Angst.
Grauen stieg in Fograr auf, und er biss die Zähne so hart aufeinander, dass er Blut schmeckte. Wieder Schritte, sacht, leise, nah. Er spielte mit dem Gedanken zuzuschlagen. Aber was würde es ihm bringen? Es war unwahrscheinlich, dass er unter dem Tisch hervor einen wirksamen Treffer erzielen konnte, und es würde den Wühlern seine Position verraten. Sollte er sitzen bleiben? Die Erdmaden mussten nur ein Licht anzünden, um ihn zu finden. Er würde unter einen Tisch gekauert sterben. Fograr war sich ziemlich sicher, dass die Ahnen in diesem Fall keinen Ehrenplatz für ihn bereithalten würden. Ehre erwuchs nur aus der Überwindung der Angst. Also schob er sich weiter.
Sein Fuß streifte etwas Hölzernes, und der Tisch rutschte kratzend über den Boden. Fograr erstarrte und hielt den Atem an. Die Schritte waren verstummt. Der Aerc lauschte in die Dunkelheit, die ihn umgab wie ein schwerer, feuchter Kokon. Plötzlich krachte etwas so heftig auf den Tisch über seinem Kopf, dass er befürchtete, die Platte würde herunterstürzen und ihn unter sich begraben. Unsichtbare Tongefäße regneten um ihn herum, zerplatzten auf dem Steinboden und verschossen Scherben in alle Richtungen. Scheiß drauf, er würde nicht unter einen Tisch gekauert sterben! Er gab jede Vorsicht auf, rappelte sich auf und rannte nach links. Irgendwo dort musste die verdammte Treppe sein. Wenn er sie fand, hatte er eine Chance. Ein Hindernis
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