Osiris Ritual
zu heben und den Kopf zu schützen.
Allerdings stieà er sich die Ellenbogen schmerzhaft an, und er war
vorübergehend auÃer Atem. So blieb er einen Moment auf dem Bauch liegen, ehe er
sich auf den Rücken drehen und sich aufrichten konnte. Es dauerte einen
Augenblick, bis er sich gefasst hatte. Doch er wollte Ashford keine Gelegenheit
lassen, wieder zu ï¬iehen. Also hockte er sich auf Hände und Knie und richtete
sich endlich ganz auf. Keuchend atmete er die kalte, feuchte Luft tief ein. Er
rechnete fast damit, dass Ashford über das Dach stürmte und auf ihn losging,
doch der Mann blieb im Schatten stehen und beobachtete ihn nur. Newbury
verstand nicht, was der abtrünnige Agent wollte.
Auf einmal hörte er neben sich ein Krachen. Ãberrascht drehte er
sich um und sah Purefoy, der sauber in der Hocke gelandet war und die Landung
mit einer Rolle vorwärts abfederte. Er richtete sich auf und blieb breit
grinsend neben Newbury stehen. Die Männer verständigten sich mit einem raschen
Blick. Dann lief Newbury los und eilte über das Dach zu den glühenden Lichtern,
die ihm den Standort seines Gegners verrieten. Purefoy folgte ihm.
Als sie sich näherten, schälte sich Ashford im schwachen Licht
allmählich aus dem Dunst heraus. Er gab sich keinerlei Mühe, sich zu
verstecken, und er war gekleidet, wie Purefoy es beschrieben hatte. So hatte
auch Newbury ihn gesehen: ein langer schwarzer Mantel, der eine groÃe Gestalt
einhüllte, die jetzt neben dem Schornstein stand. Er schien Newburys Weg über
das Dach genau zu verfolgen. Der Agent umrundete ein Oberlicht, und dann
erkannte er schockiert, warum Ashford noch nicht weitergeï¬ohen war. Newbury
lief auf die Dachkante eines Gebäudes zu und hatte im Nebel die Entfernung
falsch eingeschätzt. Ashford stand auf dem nächsten Dach, und es war zu spät, um jetzt noch anzuhalten. Viel zu schnell näherte
sich Newbury dem Abgrund, der dicht vor ihm zwischen den Gebäuden klaffte. Hier
gab es auch kein Geländer, nur einen Zierrand wie jenen, über den er beim
ersten Sprung gestolpert war.
Da er sowieso nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte, beschleunigte
er, setzte an der Dachkante den Fuà auf den Sims und sprang mit aller Kraft
hinüber. Er kam laufend wieder auf, stolperte nur leicht und konnte sofort
weiterlaufen. Mit kreisenden Armen gelang es ihm, das Gleichgewicht zu halten.
Er hatte keine Zeit, sich über das erfolgreiche Manöver zu freuen, denn auf
einmal änderte sich Ashfords Haltung. Als Newbury zwischen den Schornsteinen
hindurchlief, die überall aus dem Dach wuchsen, drehte Ashford sich um und ï¬oh.
Die langen Beine erlaubten es ihm, sich mit schier unglaublicher
Geschwindigkeit abzusetzen. Man konnte ihm fast nicht mit den Augen folgen, als
er zum anderen Ende des Dachs rannte. Newbury legte sich ins Zeug und setzte
ihm nach, konnte jedoch nicht mithalten.
Auf einmal hörte er irgendwo hinter sich einen erschrockenen Schrei.
Newbury hielt sofort an, rutschte noch ein Stück und sah sich über die Schulter
um. Sofort erkannte er, was passiert war. Purefoy hatte die Lücke zwischen den
Gebäuden zu spät bemerkt und den Sprung nicht geschafft. Newbury wurde die
Kehle eng. Er atmete schwer, denn er war die Anstrengung nicht gewohnt. Dennoch
lief er so schnell er konnte zu der Gasse zurück. Ihm war klar, dass Ashford
nun ï¬iehen konnte, aber wenn es eine Möglichkeit gab, dem Reporter zu helfen â¦
Newbury suchte im Laufen die Dachkante ab, doch der dichte gelbliche
Nebel verhüllte alles. »Purefoy?«, rief er.
Er bekam keine Antwort.
Ein paar Schritte vor dem Abgrund blieb Newbury stehen. Er suchte
die Dachï¬Ã¤che ab, konnte jedoch nichts entdecken. Nirgends eine Spur von dem
jungen Mann. Auch das benachbarte Dach war leer.
Purefoy war weit und breit nicht zu sehen. Schwer atmend stand
Newbury da und musste das Schlimmste befürchten.
16
Zögernd näherte Newbury sich der Dachkante, konnte den
Reporter jedoch immer noch nicht entdecken. »Purefoy?«,
rief er wieder. »Purefoy! Sind Sie da?« Allmählich
geriet er in Panik. Er wusste nicht, wie er mit den Schuldgefühlen hätte leben
können, wenn der Reporter zu Tode gestürzt wäre.
Unten im Nebel grunzte jemand. Newbury kniete an der Dachkante
nieder und beugte sich vor, um die Quelle der Geräusche zu entdecken. »Purefoy?
Sind Sie
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