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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Asmussen.«
    »Und warum das alles?«, fragte ihr Gegenüber.
    »Wir arbeiten daran«, antwortete Pia.
    Seit der Verhaftung Gregorians und den Ereignissen am See war eine Woche vergangen. Die umfangreiche Arbeit, Motive und Tathergänge zu rekonstruieren und Beweise sicherzustellen, war noch in vollem Gange, doch an diesem Abend verließ Pia ihr Büro früher als sonst. Sie konnte es nicht länger aufschieben und das hohe Arbeitspensum vorschieben, um sich zu drücken. Statt in die Altstadt zu ihrer Wohnung zu fahren, bog sie am Kreisel Berliner Platz auf den St. Jürgen-Ring, um zum Krankenhaus Süd zu gelangen. Ihre Hände am Lenkrad waren eiskalt, und die Übelkeit war dieses Mal wohl nicht allein auf ihre Schwangerschaft zurückzuführen. Normalerweise hatte Autofahren eine beruhigende Wirkung auf sie, aber die kurze Fahrt konnte ihre Angst angesichts der bevorstehenden Begegnung nicht vertreiben. Kaum dass sie losgefahren war, bog sie auch schon auf den Besucherparkplatz ab. Und obwohl es hier um diese Uhrzeit immer chronisch überfüllt war, fand Pia sofort eine Parklücke. Sie drehte den Zündschlüssel im Schloss, und der Motor erstarb.
    Ich will nicht!, dachte sie, als sie zum Krankenhaus hinübersah. Hinter den meisten Fenstern schimmerte künstliches Licht, doch es sah nicht einladend aus. Es weiter hinauszuzögern bedeutete nur, es schlimmer zu machen. Sie stieg aus dem Wagen und quetschte sich zwischen den geparkten Autos hindurch. Dabei blieb sie an ihrem Außenspiegel hängen und saute sich an dem schmutzigen Lack ihres Wagens die Hose ein. Inzwischen war sie wohl nicht mehr ganz so beweglich wie sonst.
    Auf dem Vorplatz passierte Pia die zahllosen Patienten in Bademänteln und Trainingsanzügen, die draußen standen, um zu rauchen. Einer hatte ein Gestell mit einem Tropf neben sich stehen und blies den Rauch gegen den Beutel mit der klaren Flüssigkeit. Auf ihrem Weg durch die Eingangshalle fiel Pias Blick auf den Kiosk, der mit den Stühlen und Tischen davor als Cafeteria fungierte. Sie hatte nichts dabei, an dem sie sich hätte festhalten können. Blumen, Süßigkeiten, Zeitschriften, die obligatorischen Weintrauben … Lächerlich, anzunehmen, dass eine solche Gabe irgendetwas bewirken könnte in Anbetracht des Verlustes, den Maiwald erlitten hatte! Sein linker Unterschenkel hatte amputiert werden müssen. Gabler hatte ihr gesagt, eine schwerwiegende Infektion, die gedroht hatte, sich auf den gesamten Körper auszubreiten, sei nicht mehr anders zu stoppen gewesen.
    Pia zog den Zettel aus ihrer Jackentasche, den Gabler ihr auf ihre Bitte hin in die Hand gedrückt hatte: Station und Zimmernummer. Sie hatte nur einen Blick darauf geworfen und es sofort auswendig gewusst. Das Überprüfen war bloß eine Verzögerungstaktik. Der Fahrstuhl würde sie innerhalb von Sekunden nach oben befördern, direkt vor die Tür von Maiwalds Krankenzimmer.
    Wenig später klopfte sie und betrat ein Zweibett-Zimmer. Maiwald lag am Fenster und sah zur Tür, als sie eintrat. Er ließ eine Zeitschrift sinken und winkte ihr, sich zu ihm zu setzen.
    »Hi«, sagte sie. Ein ›Wie geht’s?‹ blieb ihr beim Blick in sein blasses Gesicht und die fast leblos wirkenden Augen im Hals stecken. Sie zog sich einen Stuhl heran.
    »Kollegin Korittki! Gabler hat schon angekündigt, dass du hier aufkreuzen würdest. Meine Mutter hätte jetzt gesagt: ›Vielen Dank, aber das war doch nicht nötig … ‹«
    »Findest du? War schon viel Besuch hier? An Präsenten mangelt es ja offensichtlich nicht.« Neben dem Bett standen dicht gedrängt Blumensträuße, Pralinenschachteln, Bücher und Zeitschriften.
    »Und du hast gar nichts mitgebracht?«, erwiderte er spöttisch.
    »Sicherheitsmaßnahme: damit du nicht im Bett von einer Blumenvase erschlagen wirst.«
    »Arbeitest du etwa bei der Polizei?«
    Pia zuckte die Schultern. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sie sich nicht auf das verstand, was man Smalltalk nannte. Anders als ihre Schwester Nele … die sich wohl auch sonst auf so einiges andere gut verstand.
    »Wie lange musst du noch hierbleiben?«, fragte sie. »Eigentlich solltest du bei den Vernehmungen jetzt dabei sein.« Das war relativ ungefährliches Terrain.
    »Das wird wohl vorerst nichts. Wenn es keine weiteren Komplikationen mehr gibt, geh ich erst mal für mehrere Wochen in die Reha.«
    »Martin Gregorian wird sich nicht aus der Affäre ziehen können«, sagte Pia. »Er wird sich wegen des Angriffs auf dich und wegen

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