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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Klirren der Scheiben und das Ächzen des Blechs. In mein weißes MG-Kabriolett hatte sich hinten Flemings gelber Ferrari eingekeilt.
    Wir erwachten im Krankenhaus. Fleming im Bett neben mir sah mit seinem Verband wie eine Statue aus.
    An meinem Bett saß Quincy. Er sagte:
    »Das hat aber lange gedauert, bis Sie das Telegramm entschlüsselt haben und nach Prag gekommen sind! Dabei war es ganz einfach. A wie O, O wie A, E wie I, I wie E, L wie K, K wie L. Mit Schlüssel Nummer vier hätten Sie sofort den ganzen Text entziffert. Aktion Wien beenden. Mann mit Melone Prag. Dampfer verloren. Wie Karussell. Raetsel um verschwundenen Dampfer. — Bleiben Sie ruhig liegen! Der Dampfer ist wieder da. Er fährt auf der Moldau. Ein Glück hatten Sie! Kaum in Prag, und schon auf die Spur gestoßen!«
    Meine Rippen schmerzten.
    Ich hatte nicht den Eindruck, daß es für mich ein Glück war, auf die Spur gestoßen zu sein und dabei meinen Leihwagen und obendrein Flemings gelben Ferrari zertrümmert zu haben.
    Aber ich sagte:
    »Ja, Oberinspektor. Was ist mit Pan Tau, Oberinspektor?« »Meinen Sie den Herrn mit Melone?« Quincy war etwas verlegen. »Um ein Haar hätte ich ihn gefaßt. Aber...«
    Ich atmete auf. Nicht einmal Quincy hatte in diesem Fall Erfolg. »Er ist gerissener, als wir dachten. Stiehlt ein Karussell und gibt es wieder zurück. Verschwindet mit dem Dampfer Nautilus und erscheint mit dem Dampfer wieder. In diesem Falle wollte ich ihm Kindesentführung anhängen, aber...«
    »Entführung welchen Kindes?«
    »Eines Jungen. Sechs Jahre alt. Es war aber keine Entführung. Nichts, wofür wir ihn vor Gericht stellen und aburteilen könnten. Endlich aber haben wir einen Grund. Sie und Fleming. Schwere Körperverletzung. Zwei Autos zu Kleinholz gemacht.« Quincy strahlte. »Jetzt steckt der Herr mit Melone über beide Ohren in der Sache drin, und ich schnappe ihn mir. Ich habe bereits einen Plan...« Ich lachte auf. Trotz Rippenschmerzen. Im Fenster hinter Quincy, der eben seinen genialen Plan zum besten gab, wie er den Herrn mit Melone fangen würde, zeigte sich jener Herr mit Melone. Über dem Kopf hielt er den offenen Regenschirm. Am Revers steckte eine Blume. Er klappte den Regenschirm zu und winkte mit ihm Fleming und mir wie zum Gruß zu. Er breitete weit die Arme aus, als ob er sagen wollte: Verzeihung, ich kann nichts dafür, meine Herren. Es war eben ein Zusammenstoß, aber es tut mir leid. Dann setzte er sich auf das Fenstersims, hängte den Regenschirm an den Fenstergriff und trommelte leicht mit den Fingern auf die Melone und...

    Plötzlich taten mir die Rippen nicht mehr weh. Im Nachbarbett drehte sich Fleming hin und her. Er versuchte, sich des Verbands zu entledigen.
    »Bleiben Sie doch still liegen«, sagte Quincy. »Und Sie auch. Ihre Rippen sind dienstunfähig, Anderson. Diesen Fall übernehme ich. Hoffentlich fühlen Sie sich in einem Monat wieder wie ein Fisch im Wasser.«
    »Und wenn...«
    »Auf jeden Fall nehmen Sie anschließend einen Monat Urlaub. Sie können dann tun, wozu Sie Lust haben. Kreuzworträtsel lösen, fischen...«
    »Keine Dienstmeldung?«
    »Unsinn!« Quincy lächelte voll Nachsicht.
    »Keine verschlüsselten Telegramme mehr?«
    »Überhaupt keine Telegramme mehr.«
    Es war alles besser verlaufen, als ich erwartet hatte. Nachdem Quincy gegangen war, stand ich auf. Ich fühlte mich frisch wie ein Fisch im Wasser. Pan Tau war nicht mehr auf dem Fenstersims. Auch nicht auf den Dächern. Draußen leuchteten in der Sonne die Türme und Kuppeln der Kirchen. Das letztemal hatte ich hundertsiebenundzwanzig Türme gezählt. Vor dem Zusammenstoß. Ich beschloß, nicht eher von hier fortzugehen, bis ich das Rätsel Hunderttürmiges Prag gelöst hatte. Und das Rätsel Verschwundener Dampfer und...
    »Ein verdammtes Glück hatten wir«, sagte Fleming. Zur Hälfte hatte er sich bereits aus dem Verband herausgeschält. »Sie sind wie ein Idiot gefahren!«
    »Sie auch! Daß ein Auto Bremsen hat, war Ihnen wohl unbekannt? Ich bin noch keinem hinten reingefahren! Haben Sie gehört, was Quincy sagte? Dienstunfähige Rippen!«
    »Bei mir sind es die Beine. Und der Kiefer.«
    Fleming wickelte sich den Verband von den Beinen.
    »Wo ist er?« fragte er.
    »Quincy?«
    »Pan Tau! Was schert mich Ihr Quincy!«
    Er stand auf und ging zum Fenster.
    »Verdammt...«
    »Warum machen Sie denn Jagd auf ihn?« »Wer macht Jagd auf ihn?«
    »Sie und Collins.«
    »Blödsinn. Wir suchen ihn. Wir haben uns vorgenommen, ihn

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