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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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her«, erklärte die Wahrsagerin. »In Karst gibt es Höhlen, wo welche begraben
liegen. Ihre Herzen enthalten einen Rest ihrer Macht, weshalb sie sehr begehrt sind. Irgendwann fanden wir durch Zufall heraus, dass javva eine besondere Nebenwirkung hat. Eine Art … Echo der Kräfte, die der Vampir einst besaß. Wenn man es einnimmt, verliert man für einige Stunden sein Spiegelbild. Dadurch wird man unsichtbar für die Spiegelmänner. Sie haben keine Augen. Sie können nur sehen, was sich in ihren Masken spiegelt. Ihre einzige Schwäche.«
    »Keine Augen?«
    »Sie sind keine Menschen. Sie sind Homunculi. Alchymistische Kreaturen, erschaffen von Lady Sarka. Sehr mächtig und gleichzeitig unvollständig.«
    Liam verzog angewidert den Mund.
    Tante Livia nahm ihm die Phiole weg, entkorkte sie und gab vorsichtig einen winzigen Tropfen javva in das kaum fingergliedgroße Glasflakon. Die silbrige Substanz vermischte sich mit dem Wasser darin.
    »Nur so wenig?«, fragte er.
    » Javva ist selten und kostbar; mehr kann ich nicht entbehren. Aber die Wirkung eines Tropfens hält acht oder zehn Stunden an. Das sollte für deine Zwecke genügen.«
    Vivana hatte dem Gespräch nur mit einem Ohr zugehört, denn sie zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie ihre Tante dazu bringen könnte, von ihrer zweiten Bedingung abzurücken. Jetzt horchte sie auf. Acht oder zehn Stunden? Das war lange genug, dass sie vielleicht … Ihre Wut verrauchte, als sie über ihre Idee nachdachte. Ja. Das müsste klappen.
    »Obendrein wäre mehr gefährlich«, fuhr die Wahrsagerin fort. »Einige der Ingredienzen sind giftig. Zu viel davon ist schädlich für Körper und Seele. Hier.«
    Liam nahm das Flakon entgegen. »Danke.«
    »Dank mir, wenn du wohlbehalten zurück bist.«
    In diesem Moment schlug irgendwo eine Turmuhr. Vivana
blickte aus dem Wagenfenster und stellte fest, dass die Sonne bereits hinter den Dächern versank. »Wir sollten jetzt gehen«, sagte sie. »Die Ausgangssperre.«
    »Verdammt«, murmelte Liam, als ihm klar wurde, wie spät es war. Er stand auf und verstaute das Flakon in seiner Hosentasche. Tante Livia brachte sie zur Wagentür.
    »Viel Glück. Sei vorsichtig. Und denkt daran: Zu niemandem ein Wort über das javva .«
    Vivana ließ Liam zuerst aussteigen und wandte sich zu ihrer Tante um. »Was vorhin passiert ist … Ich hätte nicht so mit dir reden dürfen. Es tut mir leid.«
    Die Manusch hob eine Augenbraue. »Tatsächlich?«
    »Ich war undankbar. Ich weiß es zu schätzen, dass du Liam hilfst.«
    »Es ist besser, wenn er allein geht. Glaub mir.«
    »Schon gut. Ich sehe es ja ein.«
    Tante Livia war von ihrem Sinneswandel nicht restlos überzeugt. »Ich verlasse mich auf dich, Vivana.«
    Vivana gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Danke für alles«, sagte sie, sprang aus dem Wagen und winkte ihr zum Abschied, bevor sie mit Liam davoneilte.
    »Tut mir leid, dass ich dir nicht geholfen habe«, meinte er, als sie kurz darauf durch die Gassen gingen. »Aber mir ist einfach nichts eingefallen, wie ich deine Tante hätte umstimmen können.«
    »Macht nichts. Ich weiß schon, was wir jetzt tun.«
    »Was denn?«
    »Ganz einfach: Wir teilen uns das javva .«
    Liam war so überrascht, dass er stehen blieb. »Du meinst, das geht?«
    »Natürlich. Tante Livia hat gesagt, ein Tropfen hält acht oder zehn Stunden an. Also müsste die Hälfte vier oder fünf Stunden wirken. Das ist immer noch lange genug, oder?«

    »Und das Versprechen, das du ihr gegeben hast?«
    Vivana blickte zu Boden, als sich ihr schlechtes Gewissen regte. Sie hatte ihre Tante noch nie hintergangen und war nicht gerade stolz auf das, was sie vorhatte. Aber die Vorstellung, untätig herumzusitzen, während Liam allein durch den Palast schlich, konnte sie noch weniger ertragen. Das wäre so, als ließe sie ihn im Stich. »Na ja, sie hat mir schließlich keine Wahl gelassen. So ein Versprechen muss man nicht halten, oder?«
    Er grinste verschmitzt. »Ich schätze, man könnte es als Vertrag unter Zwang bezeichnen. Der somit nichtig wäre. Das würde dir jedes Gericht bestätigen.«
    Vivana lächelte schief. Dass Liam sie verstand, linderte das schlechte Gewissen - zumindest ein wenig.
    In diesem Moment kam ein Soldatentrupp um die Ecke. Die Männer trugen Filzmützen sowie graue Röcke mit dem goldenen Phönix auf Brust und Rücken und hatten ihre Hakenlanzen geschultert. Ihr Captain rief: »Noch eine halbe Stunde! Geht nach Hause, Leute!«
    Vivana und Liam folgten der

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