Paraforce 2 - Das Antlitz des Grauens
getreten bist und zu einer Eingeweihten wurdest. Schön für uns alle und besonders für Chantalle.«
»Glück?«, höre ich die Stimme meiner Gefährtin. »Nein, unsere Begegnung war schicksalhaft. Ich wollte ihr unsere Geheimnisse offenbaren und tötete sie fast. Nun sind wir verbunden.« Sie tritt hinter mich, ihre Hände umschlingen meinen Hals und kommen zwischen den Brüsten zur Ruhe.
Ich kenne den Duft ihrer Haut, den Klang ihrer Schritte und die von ihr bevorzugte Parfümmarke.
Wir kennen einander besser, als sich Menschen jemals kennen können, denn wir sind auf eine magische Art miteinander verbunden. Lieben wir uns, erforschen wir nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Seelen. Es gibt zwischen uns keine Geheimnisse, keine Furcht und keine Lügen. Das, was sich Menschen ersehnen, ist für Vampire selbstverständlich. Sobald ich ihr Blut trinke und sie das meine, vereinen wir uns auf mystische Art jenseits des Begreifens.
Menschen erreichen diesen Zustand niemals, Vampire kennen ihn; unnütz also, das Thema zu vertiefen.
»Ihr gebt ein hübsches Paar ab«, lässt mich der Vampir mit der Rune wissen. »Ich freue mich für euch.« Er prostet uns zu.
Vampire, und auch das ist eine Regel, kennen keine Einteilung in Homo-, Bi- oder Heterosexualität. Es spielt keine Rolle, zu wem man sich hingezogen fühlt.
Vielleicht sind Vampire in ihrer Entwicklung weiter als Menschen. Oder es ist Ausdruck ihrer unendlichen Dekadenz; wer weiß.
Einen Moment unterhalten wir uns noch, dann greift Chantalle nach meiner Hand und führt mich zu einem am Boden liegenden Mann. Er ist bereits nackt, sein Glied reckt sich uns erregt entgegen.
Chantalles Blick wird hungrig, als sie den Mann betrachtet. Ein Knurren kommt über ihre Lippen, fast schon klingt sie animalisch.
Wir entkleiden uns gegenseitig - viel haben wir ohnehin nicht an - und sinken nieder, um uns zu vergnügen.
Es dauert nicht lange, bis das warme Blut des Mannes in meinen Mund fließt. Seine Hände berühren mich, mein Schoß ruht auf seinem Becken. Tief in mir kann ich seine Erregung spüren.
Es dauert nicht lange, bis es mir zum ersten Mal kommt.
Chantalle und ich tauschen – nun trinke ich von der Wunde an seinem Hals, während sie sein Handgelenk mit den Lippen umschließt, ihr Becken kreisen lässt und sowohl den Sex als auch das Blut genießt.
Wir geraten in einen Rausch, lassen uns durch die Nacht treiben und sinken Stunden später in einen tiefen Schlaf.
II
»Was für eine Nacht«, wispere ich am nächsten Abend. Die Wohnung sieht aus wie nach einem Schlachtfest. Die Menschen – Opfer – liegen dort, wo sie starben. Gläser, Geschirr, Geschenkpapier und Partydekoration bilden einen wüsten Haufen.
»Ja, was für eine Nacht«, stimmt mir Chantalle zu. Sie schmiegt sich an mich, ihre Hände umschlangen meinen Körper und ruhen auf meinen noch immer nackten Brüsten. »Und wie schön, dass wir sie gemeinsam verleben konnten.«
Ich nicke. »Und jetzt räumen wir auf?«
Sie schüttelt den Kopf. »Das überlasse ich meinen Angestellten. Immerhin betreibe ich einen Service für genau solche Situationen. Also rufe ich meine eigene Firma an, damit hier sauber gemacht wird. Wir können ein wenig ausgehen, was meinst du? Etwas Essen, durch die City bummeln. Morgen ist Wochenende, du musst nicht arbeiten.«
»Einverstanden.«
Eine knappe Stunde später sind wir bereit zum Abmarsch. Sauber, wohl duftend, in frischen Kleidern. Nichts deutet darauf hin, was wir getan haben oder was wir sind.
Okay – was Chantalle ist, denn noch bin ich mehr Mensch als Vampir. Keine Reißzähne, kein Bann. Eben Laura 2.0.
Chantalle nimmt ihren Schlüsselbund zur Hand, löst einen Schlüssel und reicht ihn mir. »Für dich. Komm, wann immer du möchtest oder bleibe am besten für immer – ganz, wie es dir beliebt.«
Nachdenklich mustere ich das kleine, metallene Ding. So unscheinbar, in seiner Aussage aber so mächtig.
»Bist du dir sicher, dass du das willst? Dass ich bei dir … einziehe?«
Sie schaut mir in die Augen. »Natürlich möchte ich es. Ich möchte neben dir einschlafen und erwachen. Wir gehören zusammen. Ein Gefühl, stärker als menschliche Liebe verbindet uns. Es ist Vampirmagie auf höchster Ebene …«
Ich nicke. »Ja, ich … fühle genau, was du meinst.« Wieder betrachte ich den Schlüssel. Welche Risiken gehe ich ein, wenn ich schon jetzt - wenige Wochen, nachdem wir uns kennenlernten, bei ihr einziehe?
Ich behalte meine Wohnung und
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