Paraforce 5 - Ihr Part, Amanda Harris
Krankenschwester gab nach. »Okay! Aber ich fahre dich.«
Zwei Stunden später hielt der Wagen in dem Dorf vor Ches Haus. Amanda stieg aus und hängte sich ihren Lederbeutel um. »Du wartest!«, gebot sie energisch. Dann schritt sie – leicht hinkend – auf das Haus zu. Im Hausflur stank es wie vor ein paar Tagen abscheulich. Endlich erreichte sie die Wohnungstür von Che. Sie wollte klopfen, doch da sprang die Tür von selbst auf. Amanda sah sofort, dass jemand das mutwillig beschädigte Schloss nur notdürftig eingerastet hatte.
Blitzschnell lag die SIG in ihrer rechten Hand. Langsam, Schritt für Schritt, betrat sie den Flur. Mit dem Rücken zur Wand schob sie sich an das Wohnzimmer heran.
Dann sah sie die zerschlagenen Computer. Mitten in dem Chaos lag Che. Jemand hatte ihm den halben Schädel weggeschossen.
Die Agentin bückte sich zu dem Toten hinunter. Dem geronnen Blut nach und den Wundrändern musste es gut eineinhalb Tage her sein. Amanda stieß hart die Luft aus den Lungen. Sie wollte schon wieder aus der Hocke aufstehen, als sie die zur Faust geballte linke Hand des Toten sah.
Sie musste alle Kraft aufwenden, um die Finger zu öffnen. Es knackte, als die Knochen brachen.
Zum Vorschein kam ein Datenstick.
Amanda steckte ihn in die Hosentasche.
Als sie wieder auf der Straße stand, war Yvonne samt Auto verschwunden.
Amanda sah sich um. Was ihr auffiel, war, dass sich niemand mehr auf der Straße aufhielt. Nicht mal eines der vorher im Schmutz spielenden Kinder.
Einer Eingebung folgend hechtete Amanda hinter einen aufgetürmten Müllhaufen. Da flogen ihr auch schon die MPi-Kugeln um die Ohren.
»Scheiße!«, fauchte sie. Da war jemand sehr erpicht darauf, sie ins Jenseits zu befördern.
Der Schütze musste irgendwo in einem der Stockwerke des ausgebrannten Hauses gegenüber hocken.
Aber wo – verdammt noch mal – war Yvonne?
Eine neue Salve unterbrach den Gedanken. Sie zog den Kopf noch tiefer ein. Da hörte sie ein Auto heranrauschen. Bremsen quietschten, Schotter spritzte … eine Tür wurde aufgestoßen.
»Komm!«, schrie eine Stimme und Amanda erkannte sie als die von Yvonne.
Die Agentin überlegte nicht lange. Mit gezogener Waffe sprang sie hoch, rannte auf das nur fünf Meter entfernt stehende Auto zu und warf sich in den Sitz. Yvonne gab Vollgas. Die MPi ratterte wieder los und zerfetzte die Rückscheibe, doch dann befanden sie sich außer Reichweite.
Yvonne wandte der Agentin kurz das verschwitzte Gesicht zu. »Kannst du mir mal sagen, wen du dir auf den Hals gehetzt hast?«
Amanda schnitt eine wütende Grimasse. »Vermutlich Handlanger der Typen, die auch Sally und Che auf dem Gewissen haben.«
Yvonne zuckte merklich zusammen. »Che? Che ist … tot?«
»Ja – schon etwas länger. Aber ich habe das hier!« Amanda hielt den Stick hoch.
*
Drei Stunden später
Yvonne hatte Kaffee gemacht.
Amanda saß vor dem PC und setzte den Stick ein. »Che hielt ihn fest verkrampft in der Hand. Deshalb haben die Killer ihn nicht gefunden. Es muss wichtig sein, sonst hätte Che es nicht getan.«
Yvonne stellte einen Becher dampfenden Kaffees vor die Agentin auf den Tisch.
Amanda schaute auf. Mit leicht zusammengezogenen Augen fragte sie: »Wie lange kennst du Che eigentlich?«
»Ich habe ihn bei Sally kennengelernt. Sie waren gut … sehr gut befreundet. Mehr weiß ich auch nicht. Er hat Sally viel geholfen und …«
»Und was?«, fragte Amanda schärfer, als sie beabsichtigt hatte.
»Sie sind öfter zusammen weggefahren. Manchmal vier oder fünf Tage. Keine Ahnung. Irgendwann fand ich zufällig bei Sally eine Notiz. Nur eine Uhrzeit und den Namen eines Grenzortes zu Nordkorea. Fünfzehn Kilometer vor Kosong.«
Die Agentin schaute verdutzt. »Nordkorea …«
Yvonne setzte sich neben Amanda. »Woher kennst du Che?«
»Wir
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