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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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bemerkte ich Evelynes Lächeln nicht. Wie stellte ich es nur an, daß ich sie andauernd am Hals hatte?! Warum ließen wir uns nicht gegenseitig in Ruhe?! Ich wußte nicht mal mehr, ob wir uns früher verstanden hatten. Ob wir hin und wieder ein wenig liebevoller miteinander umgegangen waren. Ich hatte es vergessen.
    Nach einer Weile tauchte Eléonore wieder auf und machte dem zärtlichen Beisammensein, das sich ihre Schwester und ich gönnten, ein Ende. Ohne einen Ton zu sagen, huschte sie wieder an meine Seite.
    »Wer war das?« fragte ich aus purer Höflichkeit.
    »Och, niemand …«
    »Wie bitte, niemand?!« hakte Evelyne nach und baute sich direkt vor uns auf. »Marc hat gesagt, er will dich auf ’ne Fête mitnehmen!«
    ICH (verärgert, renke mir fast den Hals aus, um Sterling Haydens strahlendes Lächeln nicht zu verpassen): Wer ist denn Marc …?
    ELÉONORE (seufzend): Bitte, Evelyne …
    EVELYNE (die Hände in die Seiten gestemmt, schaut ihre Schwester kopfschüttelnd an, dann starrt sie mich an): Marc ist ihr Freund, wenn du’s genau wissen willst … Und ich glaube, er hätte sich gefreut, mal mit ihr zusammen zu sein … Aber sie ist ja viel zu beschäftigt, nicht wahr?!
    ICH (allmählich ganz steif auf meinem Platz): Was willst du damit sagen?
    ELÉONORE (löst sich aus meinem Arm, streicht mit einer Hand ihre Haare nach hinten, wendet sich an Evelyne): Ich hatte keine Lust, auf diese Fête zu gehen. Würdest du mich jetzt bitte in Ruhe lassen?
    Bei diesen Worten hört man Marylins Stimme: »Imagine me on the beach with my green bathing suit!« Dann verschränkt Evelyne die Arme und beugt sich zu ihrer Schwester.
    EVELYNE (mit dumpfer Stimme und zusammengekniffenen Augen): Ach du Schande! Bist du noch ganz dicht?! Was erzählst du mir da, du hättest keine Lust?! Hältst du mich für doof oder was!?
    ELÉONORE (bleich, mit fassungsloser Miene): Sag mal, was mischst du dich eigentlich ein?! Versuch bitte nicht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun habe!
    EVELYNE (blickt gen Himmel und stößt einen lauten Seufzer aus): Aha?! Du willst also deine Abende mit ihm verbringen?! (streckt einen Finger in meine Richtung aus) Kannst du mir erklären, was das soll?!
    ICH: Was ist denn in euch gefahren?!
    EVELYNE (ohne auf mich zu achten): Weißt du, der braucht keine Krankenschwester!
    ELÉONORE (steht auf und schiebt die Hände in die Gesäßtaschen ihrer Bluejeans): Stell dir vor, ich hab dich nicht um deine Meinung gefragt! Dir geht’s wohl zu gut! (wippt von einem Fuß auf den andern) Könntest du vielleicht ab und zu mal deine Klappe halten?!
    EVELYNE (schwingt sich auf die Armlehne eines Sessels und bedenkt uns mit einem breiten Grinsen): Wißt ihr, ihr seid richtig schnuckelig, ihr zwei …
    ICH (mit einem Seufzer): Meine Güte, du bist wirklich nervtötend, wenn du einmal anfängst …
    EVELYNE: Klar, du, du findest das normal! Dich stört es nicht, daß sie hier rumsitzt und dich verhätschelt, statt bei ihren Freunden zu sein! Findest du das vielleicht normal?!
    ELÉONORE (kehrt uns plötzlich den Rücken): Verdammt! Wie kannst du nur sowas sagen. Was hab ich dir denn getan?
    ICH (zünde mir finster eine Zigarette an und kralle mir Evelynes Blick, wende mich aber an Eléonore): Du brauchst ihr nichts getan zu haben … Sie ist ein wenig plump … Es ist schwer, jemandem böse zu sein, der so ungehobelt ist …
    EVELYNE (hüpft von ihrer Lehne und packt ihre Schwester, allerdings recht sanft, an den Schultern): Frag ihn, ob er nicht auch findet, daß ich recht habe!
    ELÉONORE (macht sich mit einem Ruck los): Laß mich in Ruhe.
    EVELYNE (zu mir): Komm, sag etwas!
    ICH: Na schön … Nimm dich in acht, daß ich nicht eines Tages nur noch recht vage Gefühle für dich hege.
    EVELYNE (zeigt Betroffenheit, fängt sich aber schnell wieder): Och, weißt du, da habe ich keine großen Illusionen mehr …
    ICH: Du irrst dich … Aber es steht dir frei zu glauben, was du willst.
    EVELYNE (schaut mich lange an, schüttelt dann den Kopf und nimmt wieder auf der Armlehne Platz, ohne mich aus den Augen zu lassen): Also nein, weißt du, daß du perfekt bist?! Ich muß an mich halten, dir nicht Beifall zu klatschen! (Dann an Eléonore gewandt: Hast du das gesehn?! (Und da Eléonore nicht reagiert und ihr weiter den Rücken zukehrt:) Ja, verdammt noch mal, kann man hier noch etwas sagen, ohne daß du aus jeder Mücke ’nen Elefanten machst?! Was glaubst du eigentlich? Daß er ein Herrgott ist und daß man ihm in ewiger

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