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Pas de deux

Pas de deux

Titel: Pas de deux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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ich mich. Und das ist gemein von mir, denn ich weiß genau, daß er sich jeden Augenblick dazu entschließen wird, und es ist wirklich unnötig, daß wir uns quälen. Aber red du nur. Und was das Blödeste ist: ich bin überzeugt, daß nichts passieren wird, daß ich alles stoppen kann, bevor es zu spät ist. Wie werde ich das schlucken? Meine Beine sind bereits aus Pudding, meine Wangen brennen. Das ist kein Selbstvertrauen mehr, das ist der helle Wahn.
    Ich schließe die Augen. Ich nehme mir vor, bis fünfzig zu zählen. Ich höre ihn stottern, dann nichts mehr. Jeden Tag sollte man das nicht machen, das ist bestimmt nicht gut fürs Herz. Dann spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Mein Atem steht still. Ich gebe ihm eine Minute. Ich sage nichts, ich halte die Augen geschlossen. Ich will nicht, daß er glaubt, mit mir sei nichts los oder ich wolle nichts von ihm wissen. Ich lasse zu, daß er mir einen Finger reinschiebt, und zähle bis fünfundzwanzig. Dann schiebe ich seine Hand zurück. Ich mache das ganz freundlich. Das wurmt mich genauso wie ihn, denn die Sache hat sich nicht schlecht angelassen. Aber etwas in mir hat nicht nachgegeben, und darauf bin ich stolz. Ich schaue ihn nicht an. Ich verlasse das Zimmer, ohne einen Ton zu sagen.
    Das geht ganz gut. Ich dachte, das wird nicht leicht. Als wir uns gestern morgen sahen, war ich ziemlich auf der Hut. Ich hatte erwartet, daß er mich links liegenläßt oder mir ein paar unfreundliche Klamotten an den Kopf wirft, und ich hatte vor, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. Ich kann es einfach nicht vertragen, wenn er über mich herzieht, da ist nichts gegen zu machen. Aber er hat sich nicht anders verhalten als sonst auch, mir blieb fast die Luft weg. Aber ich muß zugeben, es ist besser so. Und ich sage mir: Entweder ist er ziemlich gescheit oder wirklich ein ausgemachter Schuft. Gut möglich, daß er beides ist.
    Papa hat gestern abend Roland Petit getroffen. Da es ihm nicht gefällt, was der macht, hat es Streit gegeben, und irgendwelche Typen haben Papa aus dem Alhambra geworfen. Er war außer Rand und Band. Ich dachte schon, er landet noch hinter Schloß und Riegel, aber Elisabeth und Ramona haben es geschafft, ihn zu beruhigen. Kurz darauf war er wieder bester Laune. Und ob: wir sind bis in die Nacht Jazz hören gegangen!
    Als wir zurückkamen, erwartete uns eine Überraschung. Die Feuerwehr war im Haus. Sie hatten die Tür zum Badezimmer im ersten Stock aufgebrochen. Als wir eintrafen, waren sie dabei, Corinne wiederzubeleben. Das heißt, einer von ihnen, die andern standen drumherum und guckten sich die Augen aus. Papa hat sie zusammengestaucht. Das war wirklich sein Tag. Er hat Corinne mit seinem Mantel zugedeckt und ihnen gesagt, das brächte nichts, wenn sie da rumständen wie Ölgötzen.
    Solche Zwischenfälle haben wir öfters. Das liegt an Jérémie und Eric. Das passiert, wenn wir ausgehen oder wenn Fremde ins Haus kommen, und natürlich, wenn sie zu mehreren sind. Ob das irgendwelche Lieferanten sind oder Typen, die was reparieren, oder die Bullen oder die Feuerwehr, egal, Idioten gibt’s überall. Am Anfang spucken sie große Töne, weil sie mit einemmal jede Menge Mädchen vor sich haben, mehr als sie erwartet haben und weiß Gott keine Vogelscheuchen. Wenn Papa da ist, versuchen sie nur, uns ohne viel Radau rumzukriegen. Aber wenn sie es nur mit Jérémie und Eric zu tun haben, wenn sie glauben, sie seien die einzigen Typen im Haus, dann drehen sie durch. Manchmal werden sie regelrecht aggressiv. Nicht daß Jérémie und Eric einen femininen Eindruck machen, aber Möbelpacker sind sie auch wieder nicht. Und für die anderen ist das scheinbar ’ne Sache, die sie nicht ertragen können, das macht sie ganz krank, wenn sie das sehen. Manchmal sage ich mir, es fehlt nicht viel, und das nimmt ein schlimmes Ende. Wenn man solche Arschlöcher sieht, wundert man sich nicht, daß sich die Leute gegenseitig umbringen.
    Zum Glück sind die von der Feuerwehr nicht die Schlimmsten. Sie haben bloß ein bißchen gemotzt und Papa angeschnauzt, weil angeblich unsere Durchlüftung nicht in Ordnung ist und der Boiler den ganzen Sauerstoff verbrennt. Dann fing Corinne an zu kotzen, und da haben sie sich wieder beruhigt. Als sie weg waren, sind wir bei ihr in ihrem Zimmer geblieben. Es waren alle da, sogar Oli, der von dem Lärm wach geworden war. Papa gab noch ein Kapitel über die irische Revolution zum besten. Die Geschichten, die er uns erzählt,

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