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Pastworld

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Titel: Pastworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Beck
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in Bewegung, der Führer vorneweg, Catchpole ein paar Schritte hinterher. Vor einer Eckkneipe blieb der Führer stehen und hob erneut seinen Knüppel.
    »Gleich werden wir alle durch diese Kneipe in den Hinterhof gehen, wo heute Morgen die Leiche eines Mannes gefunden wurde. Mir wurde berichtet, dass er nicht nur geschlagen, sondern auch verstümmelt wurde. Der Mörder hat ihn aufgeschlitzt und seine inneren Organe entnommen. Es könnte die Tat eines Verrückten sein. Aber wenn diese Tat den Fällen der letzten Jahre ähnelt, dann muss es sich um einen Verrückten mit medizinischen Fähigkeiten handeln. Zweifellos werden Sie alle von diesen Vorfällen und dem Verbrecher, der als das ›Phantom‹ bekannt ist, gelesen haben. Sie werden die Zeichnungen in den Zeitungen und die Steckbriefe gesehen haben, vielleicht sogar Bilder von den Opfern seiner Taten. Natürlich ist das nichts verglichen mit dem Anblick, den wir heute zu sehen bekommen. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie mit Schock und Abscheu reagieren werden. Sie dürfen nichts anfassen und den Tatort in keiner Weise durcheinanderbringen!« Mit diesen Worten wurden sie in die lärmende Kneipe geführt.
    Die Kneipe hatte eine niedrige Decke, war miefig und dunkel. Die meisten der Gäste, die sich an der Bar drängten, waren Männer in schmutziger Arbeitskleidung. Auf den Bänken entlang den Wänden saßen ein paar Frauen mit Bierflaschen in der Hand. Sie prosteten den Männern zu und lachten. Eine von ihnen rief den nervös vorbeiziehenden Gaffern »Fröhliche Weihnachten« zu.
    Die Gruppe begab sich in den kleinen Hinterhof voller Gerumpel, wo von dem passend zum Fest gefallenen Schnee kaum etwas zu sehen war. Zwischen die Rückwand der Kneipe und den in der Nähe befindlichen Turm einer großen Kirche fiel nur wenig Licht. Trotz des sichtbaren kleinen Stücks Himmel war es hier grau und trist.
    Der falsche Polizist ließ die Gruppe der Gaffer in einer Reihe an der Mauer am hinteren Ende des Hofs Aufstellung nehmen. Sogar an diesem kalten, frostigen Vormittag rochen die Ziegel nach abgestandenem Urin.
    Unter einer Decke an der Außenmauer des Hofs lag ein zusammengekrümmtes Etwas. Catchpole, der am meisten bezahlt hatte, stand zusammen mit dem Touristenführer direkt neben der Decke. Die anderen Gaffer schwiegen erwartungsvoll. Das war es, wofür sie bezahlt hatten, das echte, brutale, authentische Erlebnis!
    »Diese Leiche, dieses arme Individuum«, sagte der Schutzmann, »ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein weiteres Opfer des berühmten Verbrechers, der gemeinhin als das Phantom bekannt ist.«
    Mit einem Ruck zog er die Decke weg.
    Die Gaffer schnappten hörbar nach Luft. Manche schlugen die Hand vor den Mund und unterdrückten einen Schrei, andere drehten sich zur Mauer um. Der Führer kniete sich hin, bewegte den leblosen, den Ziegeln zugewandten Kopf des Mannes und zog ihn an den Haaren hoch.
    »Sehen Sie«, sagte er. »Es wird Ihnen auffallen, dass die Kehle so tief durchgeschnitten wurde, dass der Kopf beinah vom Körper abgetrennt ist.«
    Catchpole beobachtete die Gesichter der Gaffer, die sich vorbeugten, um besser sehen zu können. Obwohl sie ehrlich entsetzt zu sein schienen, konnten sie die Blicke doch nicht abwenden. Er schaute wieder auf den Führer. Dieser hielt den Kopf der Leiche hoch und zeigte mit behandschuhtem Finger auf die klaffende Wunde in der Kehle, die wie ein zweiter Mund aufgerissen und von getrocknetem Blut umgeben war. Normalerweise handelte es sich bei dem Opfer einer solchen Tour um irgendeinen armen, bedeutungslosen Illegalen, der sein Schicksal vermeintlich verdient hatte. Und ein weibliches Opfer war meistens eine sogenannte gewöhnliche Prostituierte. Der falsche Bobby blickte sich in dem tristen Hof um und schaute bis in die hintersten Ecken, in die sich einige der empfindsameren Gaffer verdrückt hatten. Dort standen sie wie Tiere in der Falle und starrten geschockt und ängstlich auf das Geschehen. Dann legte der Führer den Kopf des Opfers sanft auf die Steine zurück. Mit einem zweiten Ruck riss er die Decke noch weiter auf und enthüllte den hastig zusammengeflickten Bauch, was noch mehr der Gaffer in Panik versetzte. Einer stieß plötzlich einen durchdringenden Schrei aus. Gleichzeitig ertönte aus der Kneipe schallendes Gelächter.
    Catchpole hockte sich neben die Leiche und betrachtete die Spuren von dicker, klebriger, bräunlich roter Flüssigkeit, die unter der Decke hervorquoll. Sie war dunkel und ölig,

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