Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Nachmittag lang an ihren Wunschlisten an den Weihnachtsmann gearbeitet. Hatte eigentlich die Absicht, zur Erzeugung von Festtagsstimmung einen komplizierten Weihnachtskuchen zu backen, sodass der Duft von eingelegten Früchten durchs Haus zieht. Wollte dabei im Hintergrund Weihnachtslieder laufen lassen. Habe das Vorhaben jedoch aufgegeben. Musste nämlich feststellen, dass das Rezept eine ganze Seite lang ist. Stattdessen im Wohnzimmer das Kaminfeuer angezündet, damit es weihnachtlicher wurde, und ein wenig Potpourri mit Fichtennadelduft verstreut. Bin sicher, dass das Feinkostgeschäft im Einkaufszentrum um diese Jahreszeit Umsatz bitter nötig hat. Also ist es eine gute Tat von mir, wenn ich dieses Jahr wieder in die dortigen Gourmetkuchen investiere.
Jack lag eine Ewigkeit auf dem Boden und malte das Power-Ranger-Zubehör, das er sich wünscht. Währenddessen saß Katie in der Ecke und bekritzelte hektisch ein Blatt Papier.
» Was wünscht du dir denn vom Weihnachtsmann, Schatz?«, fragte ich liebevoll. Sie runzelte konzentriert die Stirn.
» Das darf ich dir nicht verraten, Mummy«, entgegnete sie tadelnd. » Es ist nämlich geheim, schon vergessen?«
» Aber du kannst es mir zuflüstern, Liebes«, meinte ich. Panik machte sich breit. Wenn sie mir nicht sagt, was sie will, werde ich raten müssen.
» Nein, Mummy.« Sie ließ sich nicht erweichen. » Du kannst es dir ja am Weihnachtsmorgen anschauen.«
Mit diesen Worten marschierte sie schnurstracks zum Kamin und warf die Liste hinein. Entsetzt beobachtet, wie die Flammen das Papier verschlangen.
» Jetzt«, verkündete Katie selbstzufrieden, » erfährt niemand vor dem Weihnachtsmorgen, was der Weihnachtsmann mir bringt. Du wirst sehr erstaunt sein, Mummy.«
Sie zwinkerte mir zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. Versucht, nicht zu hyperventilieren. Das ist alles nur Mrs H.s Schuld. Wenn sie den Kindern nicht weisgemacht hätte, die Liste in den Kamin zu werfen, sei der traditionelle Weg, Kontakt zum Weihnachtsmann aufzunehmen, wäre so etwas nie geschehen.
PS: Beschlossen, dem Weihnachtsmann im Einkaufszentrum noch einmal einen Besuch abzustatten und ihn zu fragen, was Katie sich wünscht. Er erinnert sich bestimmt noch an sie.
2. Dezember
Ins Einkaufszentrum gefahren, um mit dem Weihnachtsmann zu sprechen. Brauchte zum Glück nicht lange Schlange zu stehen.
» Ich muss wissen, was meine kleine Tochter sich zu Weihnachten wünscht«, sagte ich und starrte ihn an, um ihm zu zeigen, dass ich es ernst meinte. » Es ist lebenswichtig.«
» Hören Sie, gute Frau«, seufzte er und machte ein gelangweiltes Gesicht. » Ich sehe jede Woche Hunderte von quengeligen Bälgern. Wie soll ich mir da merken können, was Ihre Tochter sich gewünscht hat?«
Ihm geduldig erklärt, dass Katie das kluge Mädchen gewesen sei, das ihn ausführlich zur Gleichberechtigung am Arbeitsplatz befragt hatte.
» Ach, die.« Er erbleichte unter seinem Bart. » Ja, an die erinnere ich mich noch gut. Sie wünscht sich einen Flachbildschirmfernseher für ihr Zimmer. Und einen iPod.«
» Was?«, fragte ich entsetzt.
» Ja, eine ausgeprägte Persönlichkeit, die Kleine«, höhnte er. » Mit der werden Sie noch Ihre Freude haben.« Er kramte ein Päckchen Nicorette-Kaugummi aus der Tasche. » Wenn ich nicht bald eine rauchen gehen kann, verhaue ich eines der Kinder«, murmelte er.
Bin völlig fertig. Woher sollen wir das Geld für einen Flachbildschirmfernseher nehmen?
Vielleicht versuche ich es bei eBay oder dem freundlichen Hehler an der Ecke.
3. Dezember
Mum rief an, um zu bestätigen, dass sie und Dad Weihnachten in Portugal auf der riesigen Jacht ihrer neuen Freunde verbringen werden. War fest entschlossen, mir nicht anmerken zu lassen, wie sauer ich war. Habe also eine Emmy-reife Darbietung hingelegt und Gleichgültigkeit vorgetäuscht. » Schon gut, Mum«, erwiderte ich tapfer. » Wir haben dieses Jahr wegen Katies Tanzauftritt sowieso recht viel zu tun. Außerdem findet heute Abend diese Wohltätigkeitsauktion statt. Dutzende von Promis werden da sein…« In der Hoffnung, dass sie viele Fragen stellen würde, den Satz absichtlich nicht beendet.
» Oh, das ist ja wundervoll, Schatz.« Mum klang erleichtert. » Dad hat befürchtet, dass du eine schreckliche Szene machen würdest, wenn wir Weihnachten nicht kommen. Aber ich wusste, dass es für dich in Ordnung ist.«
Mir auf die Zunge gebissen, um mir eine gehässige Bemerkung zu verkneifen. Gönne Dad die
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