Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Genugtuung nämlich nicht.
Joe erklärt, dass ich aus Rache Dads Weihnachtsgeschenk zufällig-absichtlich zu spät abschicken werde, um ihm eine Lektion zu erteilen.
» Das ist doch nicht der Sinn von Weihnachten, oder?«, erwiderte er in entrücktem Ton und machte ein trauriges Gesicht. » Wo bleibt die Freude?«
War versucht zu entgegnen, wenn er noch immer die Freude vermisse, könne er uns ja auf ein dreitägiges magisches Abenteuer nach Lappland entführen. Habe die Anzeige dafür auf der Rückseite der Gazette gesehen. » Nun, heute Abend ist die Wohltätigkeitsauktion«, meinte ich. » Das wird sicher ein Spaß.«
» Ach, ja, das hatte ich ganz vergessen«, erwiderte er und hatte schlagartig schon viel bessere Laune.
Hielt den Zeitpunkt nicht für geeignet, ihn darauf hinzuweisen, dass er sich in seinen alten Frack würde zwängen müssen. Er hat in letzter Zeit eindeutig ein paar Kilo zugenommen. Es hätte ihn nur noch mehr frustriert.
4. Dezember
Befinde mich im Schockzustand. Habe es gestern Abend bei der glamourösen Wohltätigkeitsauktion mit anschließendem Abendessen geschafft, ein aufgemotztes Motorrad von Harley Davidson zu ersteigern. Joe spricht nicht mehr mit mir.
Beim Frühstück versucht, ihm klarzumachen, die Aufregung, von so vielen Reichen und Schönen umringt zu sein, habe mich dazu getrieben, im kritischen Moment die Hand zu heben. Aber er glaubt mir nicht. » Du bist auf und ab gesprungen und hast gerufen, damit der Auktionator dich bemerkt, Susie«, wandte er ein. » Da haben die anderen das Handtuch geworfen.«
» Gut«, räumte ich ein. » Doch ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Gebot den Zuschlag kriege. Ich habe angenommen, dass einer der Promis es sofort verdoppelt.«
» Du hast sie gar nicht zu Wort kommen lassen«, seufzte Joe und schlug die Hände vors Gesicht. » Jetzt haben wir fünftausend Euro weniger und dafür eine Harley Davidson am Hals, die wir nie benutzen werden.«
» Ja«, gab ich zu. » Aber wenigstens war das Essen gut.«
» Das stimmt. Zum Dahinschmelzen. Die Shrimps in Knoblauch waren göttlich.« Mit träumerischer Miene blickte er in die Ferne. » Ich habe mir schon öfter überlegt, ob ich nicht Küchenchef werden soll.«
Habe vor Lachen geprustet. » Was? Wie Gordon Ramsay in The F Word?«
» Gordon Ramsay ist ein hoch angesehener Mann«, empörte sich Joe. » Ich würde alles geben, um so kochen zu können wie er.«
Habe mich, noch immer lachend, getrollt. Als ob Joe jemals lernen könnte, zu kochen wie ein Profi. Er kriegt ja kaum Spiegeleier hin.
Angelina ist natürlich begeistert von mir.
» Es war sooo großzügig von Ihnen, die Harley zu kaufen, Susie«, verkündete sie, schloss mich am Schultor in die Arme und drückte mich an sich. » Werden Sie sie denn fahren?«
» Äh, ich glaube nicht«, murmelte ich. Wollte nicht beichten, dass Joe plant, sie bei eBay loszuwerden. Habe mich aber über die Umarmung und den unverhohlenen Neid der anderen Mütter gefreut.
» Dann behalten Sie sie wohl als Souvenir, was?« Sie betrachtete mich forschend. » Das ist eine tolle Idee. Hören Sie, ich habe mich gefragt, ob Sie mir noch einen Gefallen tun könnten.« Sie hakte mich unter und zog mich von den anderen Müttern weg.
» Äh, ich denke schon«, erwiderte ich, während mir ihre Blicke Löcher in den Rücken brannten.
» James und ich brauchen dringend eine kleine Auszeit. Nur ein Wochenende, um uns wieder näherzukommen. Sie kennen das ja.« Sie musterte mich eindringlich. Ihre Augenbrauen waren makellos gezupft, ihr Teint strahlte.
» Klar«, erwiderte ich, fasziniert von ihren gebogenen Wimpern. Habe überlegt, ob sie sie professionell färben lässt. » Es ist sehr wichtig, dass man auch einmal miteinander allein ist.«
» Genau!« Sie nahm meine Hand. » Das Problem ist nur, dass uns die gottverdammte Presse überallhin verfolgt. Man lässt uns einfach nicht in Ruhe.«
» Das muss schrecklich sein«, antwortete ich und tätschelte ihr die Hand. » Berühmtheit hat auch ihre Schattenseiten.«
» Wie recht Sie doch haben«, meinte sie und verlagerte ihre überdimensionale Chanel-Tasche auf die andere Schulter. » Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie letztens erzählt, dass sie ein Häuschen auf dem Land besitzen. Ich habe mir überlegt, ob wir vielleicht das nächste Wochenende dort verbringen könnten. Darauf würde bestimmt niemand kommen.«
» Natürlich!«, stimmte ich ohne einen Anflug von Zweifeln zu. Schließlich
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