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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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bringen. Sie wollten auch eine Anzahl von Binsenkörben zum Tauschen mitnehmen.
    Obwohl es schon Nachmittag war, brachen sie unverzüglich auf und fuhren durch schmale Wasserläu-fe. Die Männer vom Südozean nannten sich Atherer, und Gamwyn reimte sich zusammen, daß sie zu einem losen Verband mehrerer Gruppen gehörten, die sich alle im wesentlichen selbstregierten. Die Atherer schienen sich in dem Labyrinth von Sümpfen und Wasserrinnen genauestens auszukennen.
    In dieser Nacht lagerten sie auf einer kleinen Hü-
    gelkuppe inmitten von Sümpfen. Die Männer machten Feuer und legten gelegentlich feuchtes Baum-moos darauf, um mit dem Rauch die Insekten zu vertreiben.
    »Nicht mehr weit jetzt«, bemerkte Samme. »Morgen vormittag sehen wir den Ozean.«
    Als sie sich niederlegten, schliefen die drei trotz der Hitze eng beieinander, Reo in der Mitte. Gamwyn spürte, wie Artess über den Kopf ihres Bruders hinweg nach seiner Schulter griff, um sich zu versichern, daß er da war. Irgendwie fühlten sie sich bei den Atherern gut aufgehoben, aber es war ihnen unheimlich zumute, weil alles so fremd war.
    Wie Samme versprochen hatte, kamen sie am nächsten Morgen in ein Gebiet voller sumpfiger Sandin-seln, eine undeutlich gegliederte Küstenlinie. Trotz allem, was er gehört und sich vorgestellt hatte, war Gamwyn auf seinen ersten Anblick des Ozeans, der sich strahlend und grünlichblau bis zum Horizont erstreckte, nicht vorbereitet. Das Meer war unruhig in der stillen Sommerluft; so riesig, mit einer solchen Ausstrahlung von Macht und Gleichgültigkeit, daß der große Fluß, mit dem Gamwyn aufgewachsen war, im Vergleich dazu klein und zahm erschien. Der Ozean schien ein tätiges, verstehbares, lebendes Wesen zu sein. Gamwyn spürte seine augenlose, teil-nahmslose Unendlichkeit. Sie schien bis an den Rand des Nichts zu reichen.
    Aber die Atherer fuhren ohne zu zögern in diese Unendlichkeit hinein, sie schüttelten ihre grauen Segel aus und richteten die kleinen, schlanken Boote direkt nach Nordosten auf den leeren Horizont zu.
    Gamwyn schaute Reo an und sah, daß der Junge merklich verängstigt war. Artess hingegen schien sich recht wohlzufühlen.
    Sie griff nach der Hand ihres Bruders. »Es ist besser, als Baumwolle und Bohnen zu hacken«, sagte sie lachend. An diesem Nachmittag sah die Gruppe im Süden zwei flache Inseln, und als der Abend nahte, tauchte eine weitere auf, viel länger als die anderen.
    Sie steuerten darauf zu, landeten gegen Sonnenuntergang und zogen die Boote weit auf den Sandstrand hinauf. Als man behaglich beieinandersaß und ge-kocht und gegessen wurde, fragte Samme Gamwyn, Artess und Reo, wo sie herkämen, und Gamwyn setzte ihn ins Bild, soweit er konnte. Er spürte in den Atherern eine Offenheit und Aufrichtigkeit, wie er sie nicht mehr erlebt hatte, seit er von zu Hause fortgegangen war. Die Atherer lachten viel und konnten herrlich singen. Sie schienen sehr auf die Familie hin orientiert. Aber Gamwyn verstand nicht, wie ihre Gesellschaft ohne erkennbare Autorität so gut funktionieren konnte. Offensichtlich hatte niemand die Führung.
    Nach Sonnenuntergang knieten die Atherer nieder und sangen eine Hymne an den Verlorenen. Später fragte Gamwyn sie, ob das ihr Name für Gott sei.
    »Nein«, sagte einer. »Gott ist Gott. Wir kennen diesen Namen und teilen ihn mit anderen. Der Verlorene ist Gott, und er ist es nicht. Er brachte Gott zu den Alten. Das heißt, den Sinn für Gott. Irgendwie ist alles, was man von ihm wußte, im Trubel der schrecklichen Zeit nach dem großen Brand untergegangen.
    Seither haben wir nie mehr etwas über ihn erfahren.
    Du. Was weißt du über ihn? Irgend etwas?«
    Gamwyn verneinte und erzählte ihnen von der Religion der Pelbar, und ein Mann schüttelte den Kopf.
    »Noch eine Religion, die nach dem Brand geschaffen wurde«, sagte er. »Von jemandem, der keine Männer mochte.«
    »Gar nicht so schlecht«, meinte ein anderer. »Man erkennt die Umrisse des Verlorenen darin.«
    »Ihr solltet nach Pelbarigan kommen und darüber sprechen«, schlug Gamwyn vor. »Sie sammeln dort Leute von überall her – im Westen bis von jenseits der großen Berge. Vielleicht kann sich jemand an etwas erinnern. Sogar die Tusco hatten ein paar Papierfet-zen aus den alten Zeiten.« Gamwyn zitierte ihnen den Text. Sie schauten ihn schweigend an und ließen sich die Worte wiederholen, bis sie sie alle auswendig konnten. Schweigen senkte sich über sie.
    »Da ist wieder die schwache Stimme des

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