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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Zak
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Schülers vor sich, der ihm sozusagen auf die Nerven fällt, dann nimmt das Gesicht des Profen den Ausdruck eines blutrünstigen Wüterichs an, das Auge lodert in Unheil verkündendem Feuer, und zwischen den aufeinandergepreßten Lefzen blitzen die weißen Hauer und die Goldkronen. Man mag sich den wütenden Zorn eines Paukers vorstellen, wenn ein offenkundiger Schwänzer, Repetent und unverbesserlicher Rüpel eine fehlerlose Arbeit liefert.
    Der überlistete Pauker geht gegen den Feind wie ein erfahrener Detektiv streng methodisch vor. Zunächst prüft er eingehend die Arbeiten der ganzen Klasse und sucht Übereinstimmungen, um festzustellen, von wem der Lump abgeschrieben hat oder wer ihm einen Mogelzettel zukommen ließ. Wenn diese mühsame Arbeit zu keinem Ergebnis führt — nehmen wir an, es handle sich um eine Übersetzung aus dem Lateinischen -, verschafft sich der gewissenhafte Pädagoge Übersetzungen des betreffenden antiken Autors in sämtlichen Weltsprachen und forscht mit einem Stab von Fachleuten nach der Quelle jener gelungenen Arbeit. Endlich gelingt es, einen veralteten Druck des betreffenden Klassikers zu finden. Es handelt sich um eine bibliophile Ausgabe in isländischer Mundart, die fast wörtlich mit der Arbeit des jungen Missetäters übereinstimmt. «Jetzt habe ich ihn, den Bengel!» frohlockt der Philologe, «na warte, Bürschchen!» — «Aber, Herr Kollege», wendet ein anderer Lehrer bieder ein, «es ist doch nicht anzunehmen, daß der Junge Isländisch kann.» Der verärgerte Pauker bemüht sich eine Weile, seine Theorie zu verteidigen, wonach der betreffende Schüler aus purer Lausbüberei Isländisch gelernt habe, um die Vokabeln für die Klassenarbeit nicht mehr wiederholen zu müssen. Schließlich aber schießt ihm eine geniale Lösung durch den Kopf: Der Soundso hat sich nämlich ganz ausnahmsweise für die Klassenarbeit vorbereitet; da liegt die Erklärung, weshalb er eine so ausgezeichnete Arbeit geliefert hat.
    Hin und wieder entspinnt sich im Lehrerzimmer eine stürmische Debatte, die aber meist stilgemäß, das heißt pädagogisch oder didaktisch zu sein pflegt. Die Streitfrage der Pauker kann etwa eine abgeschriebene Aufgabe sein.
    «Ich habe den Koeck beim Abschreiben erwischt», donnerte der junge Mathematiker entrüstet, «für diesen frechen Betrug muß er exemplarisch bestraft werden. »
    «Nehmen Sie's nicht so tragisch, lieber Kollege», besänftigt ein ehrwürdiger alter Philosoph den Zorn des jungen Referendars, «geben Sie ihm ein und die Sache ist erledigt.»
    «Herr Kollege», entgegnete der junge Mann ernst, «wenn wir Betrug und Unehrlichkeit nicht auf das strengste ahnden, dann erziehen wir die Schüler zu charakterlosen Taugenichtsen.»
    «Ich entsinne mich aber», wendet der alte Herr ein, «daß Sie sich im Vorjahr damit gebrüstet haben, wie es Ihnen gelungen ist, Ihre Arbeit beim Staatsexamen abzuschreiben. Da müßten Sie also auch ein charakterloser Taugenichts sein.»
    «Entschuldigen Sie, das kann man doch gar nicht vergleichen», ereifert sich der junge Erzieher, und schon ist ein Streit unter den Paukern entbrannt, der ihrem gemeinsamen Kampf gegen die Schülerfront sehr abträglich ist.
    In den Pausen wird es im Lehrerzimmer lebendig. Ein Trupp lärmender Pauker stürmt herein, um neue Kräfte und neues Wissen zu schöpfen. Einige verzehren eilig das Frühstücksbrot oder vitaminreiche Milch und besprechen eifrig die Vergehen der Schüler. Die finster dreinblickenden Klassenlehrer nehmen die Klagen über die Verkommenheit ihrer Klasse entgegen.
    «Hören Sie mal, Kollege», wütet ein Pauker, der eben von der Aufsicht im fünften Stockwerk zurückgekehrt ist, «was dieser Martin aus Ihrer Quarta B ausführt, das übersteigt alle Grenzen. Eben habe ich ihn dabei erwischt, wie er mit dem Fuß gegen die Tür des naturwissenschaftlichen Kabinetts trat und dabei brüllte.»
    «Ah, der Martin, eine bekannte Firma», pflichtet ein anderer Pädagoge bei, «in meiner Stunde pirschte er sich zwischen den Bänken an Sommermeier heran und zog ihm die Schuhe aus, so daß der auf gerufene Schüler in Socken zum Katheder kam.»
    Über Martin zieht sich ein Gewitter zusammen.
    «Er wurde bereits ins Klassenbuch eingetragen», stellt der Klassenlehrer, in sein Buch blickend, fest. «Martin setzt mit einer Lupe Gummi in Brand und verursacht während der Geometriestunde einen widerlichen Gestank.»
    Das verkommene Kind ist dann

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