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Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)

Titel: Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Greene
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spätere Leistungen.
    Als klassisches Beispiel wollen wir einmal Sir Francis Galton und seinen älteren Cousin Charles Darwinbetrachten. Galton war in jeder Hinsicht ein Supergenie mit einem außerordentlich hohen Intelligenzquotienten, der den Darwins noch um einiges überstieg (nach späteren Schätzungen von Experten – die Kenngröße IQ wurde erst 1912 eingeführt). Galton war ein Wunderkind und hatte eine glanzvolle Karriere als Wissenschaftler, brachte es aber in keinem seiner Interessengebiete zu echter Meisterschaft. Er war bekannt für seine Rastlosigkeit, wie es bei Hochbegabten häufig zu beobachten ist.
    Darwin hingegen sehen wir zurecht als ranghöheren Wissenschaftler an, der unser Leben verändert hat wie nur wenige andere. Darwin räumte selbst ein, er sei »ein sehr gewöhnlicher Junge« gewesen, »vom Intellekt eher unter dem Durchschnitt … Ich haben keine rasche Auffassungsgabe … Meine Fähigkeit, einem langen und rein abstrakten Gedankengang zu folgen, ist sehr begrenzt.« Trotzdem muss Darwin etwas besessen haben, das Galton fehlte.
    Ein Blick auf die frühen Lebensjahre Darwins kann dieses Rätsel zu einem gewissen Grad aufklären. Als Kind verfolgte Darwin eine alles andere überstrahlende Leidenschaft – er sammelte biologische Präparate. Sein Vater, ein Arzt, erwartete, dass der Sohn beruflich in seine Fußstapfen trat und Medizin studierte, und er schrieb ihn an der Universität von Edinburgh ein. Darwin fand an diesem Fach allerdings wenig Gefallen und war nur ein mittelmäßiger Student. Aus Angst, dass aus dem Sohn nichts Rechtes werden würde, entschied der Vater auf eine kirchliche Laufbahn. Darwin bereitete sich schon darauf vor, als ihm ein früherer Professor mitteilte, die HMS Beagle würde bald auslaufen und um die Welt segeln. Für die Mannschaft werde noch ein Biologe gesucht, der Pflanzen und Tiere sammelte, um sie zurück nach England zu schicken. Gegen den Willen des Vaters nahm Darwin die Stelle an. Etwas in ihm riet zu dieser Reise.
    Mit einem Mal fand sich der perfekte Rahmen, um seine Sammelleidenschaft auszuleben. In Südamerika fand sich eine unglaubliche Fülle an Tier- und Pflanzenarten, dazu Fossilien und Knochen. Hier konnte er sein Interesse an der Vielfalt des Lebens auf dem Planeten mit etwas Größerem verknüpfen – der Frage nach dem Ursprung der Arten. Er wandte all seine Kraft an dieses Unterfangen und häufte so viele Arten und Präparate an, bis sich in seinem Kopf langsam eine Theorie herausbildete. Nach fünf Jahren auf See kehrte er nach England zurück und widmete den Rest seines Lebens der einzigen Aufgabe, seine Evolutionstheorie weiter auszuarbeiten. Manches davon kann man nur als ungeheuere Schinderei bezeichnen – so forschte er acht volle Jahre lang ausschließlich an Seepocken, nur um sich als Biologe einen Namen zu machen. Einer Theorie wie der seinen standen im viktorianischen England viele Vorurteile entgegen, weswegen Darwin außerordentliche Fähigkeiten in Diplomatie und Menschenkenntnis entwickeln musste. Die nötige Kraft für diesen langen Weg bezog er aus seiner großen Begeisterung für sein Wissensgebiet und seine enge Verbindung dazu.
    Die Grundelemente dieser Geschichte finden sich wieder in den Lebensläufen aller großen Meister der Geschichte: eine jugendliche Leidenschaft oder Vorliebe, ein erster Einblick in die Möglichkeiten, die diese Fähigkeit eröffnet – oft das Resultat einer glücklichen Fügung –, und schließlich eine Lehrzeit, die den Eifer und die Konzentration zur vollen Ausprägung bringt. Meister zeichnen sich aus durch die Fähigkeit, ausdauernder zu üben und den Prozesse schneller zu durchlaufen, angefeuert von ihrer Wissbegier und ihrer tiefen Verwurzelung in ihrem Arbeitsgebiet. Den Kern dieser intensiven Bemühungen bildet in der Tat eine genetische, angeborene Eigenschaft – nicht Talent oder Brillanz, die doch erst entwickelt werden muss, sondern eine tiefe und starke Neigung für ein bestimmtes Tätigkeitsfeld.
    In dieser Neigung spiegelt sich die Einzigartigkeit einer Person wider. Diese Einzigartigkeit ist aber beileibe nicht nur eine poetische oder philosophische Größe. Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass jeder Mensch einzigartig ist; die genetische Ausstattung eines Individuums hat es zuvor nie gegeben und wird es niemals wieder geben. Diese Einzigartigkeit erschließt sich uns durch Vorlieben für bestimmte Aktivitäten oder Interessengebiete. Dabei kann es sich um Musik

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