Pern 11 - Die Weyr von Pern
den Tisch. »Ich bin neugierig, Jaxom, und du bist zur Zeit mehr mit Akki zusammen als wir alle. Angesichts dieser Sezierungs-pläne stellt sich mir unwillkürlich die Frage, ob Akkis eleme n-tare Vorgaben nicht vielleicht im Widerspruch zu unseren Zielen stehen.«
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»Nicht, wenn es um die Ausrottung der Fäden geht. Allerdings kann ich manchmal überhaupt nicht begreifen, warum er uns bestimmte Übungen und Drills so unendlich oft wiederholen läßt. Und schon gar, seit sich erwiesen hat, daß er nicht unfehlbar ist.«
F'lar grinste. »Hat Akki das denn je von sich behauptet?«
»Er vermittelt gern den Eindruck, daß er sich niemals irrt«, sagte Lessa scharf. Sie wirkte beunruhigt.
Jaxom grinste. »Das tut jeder gute Lehrer, und dieses Ansehen braucht er auch, wenn er unseren beschränkten Köpfen die vielen radikal neuen Ideen einhämmern will.«
»Ist es für uns denn eine Gefahr, daß er fehlbar ist?« fragte F'lar.
»Das glaube ich eigentlich nicht. Ich komme auch nur darauf zu sprechen, weil wir heute unter uns sind«, fuhr Jaxom fort,
»und weil ich so überrascht war, als Akki nicht wußte, daß die Bahn der Fäden so dicht an der Yokohama vorbeiführt.«
F'lar blinzelte, diese Information mußte er erst verdauen, und Lessas Miene wurde noch finsterer.
»Überrascht? Oder besorgt?« fragte sie.
»Nun, es ist nicht seine Schuld. Die Alten wußten es auch nicht«, erklärte Jaxom mit einiger Genugtuung.
F'lar grinste. »Ich kann dich verstehen, Jaxom. Es macht sie menschlicher.«
»Und erschüttert Akkis unmenschliche Perfektion.«
»Nun, mir gefällt es nicht«, fauchte Lessa. »Wir haben Akki bisher jedes Wort geglaubt!«
»Keine Sorge, Lessa. Bisher hat er uns auch noch nicht belogen«, sagte F'lar.
»Aber wenn er nicht alles weiß, wie kann er dann sicher sein, daß sein großer Plan zur endgültigen Ausrottung der Fäden auch in die richtige Richtung zielt?« fragte sie.
»Ich komme allmählich dahinter, wie das laufen soll.« Jaxoms Stimme verriet so viel Zuversicht, daß Lessa ihm einen 396
langen Blick zuwarf. »Akki stellt seinen Unterricht ganz offensichtlich auf die Geschwindigkeit ab, in der wir seiner Einschätzung nach fähig sind, seine revolutionären Ideen aufzunehmen. Wir müssen verschiedene Übungen perfekt beherrschen, dann erst können wir seine Ziele erreichen, die auch unsere Ziele und die unserer Vorfahren sind.«
»Und wann wirst du uns die Ehre erweisen, uns deine Schlußfolgerungen mitzuteilen?« So bissig hatte Jaxom die Weyrherrin nur selten erlebt.
»Sie stehen in Zusammenhang damit, daß wir eine Spore in der Luftschleuse haben und lernen sollen, sie ganz ungerührt zu sezieren, so wie Sharra, Oldive und die anderen gelernt haben, Bakterien zu identifizieren und Verfahren zur Infektionsbekämp fung zu entwickeln. Und sie stehen in Zusammenhang damit, daß wir uns daran gewöhnen sollen, uns im freien Fall oder im luftleeren Raum zu bewegen und uns der raffiniertes-ten technischen Geräte zu bedienen wie eines dritten Arms oder eines zweiten Gehirns. Genau das ist nämlich Akki. Ein zweites Gehirn mit einem phänomenalen und unfehlbaren Gedächtnis.« F'lar sah Jaxom mit wachsendem Respekt an.
»Ein Gehirn, das über eine fortschrittliche Technologie verfügt, die uns bislang abging, weshalb wir die Fäden nur in Schach halten konnten, aber nicht mehr. Allerdings braucht Akki die Drachen und ihre Reiter, um die Fäden zu vernichten.«
»Das ist offensichtlich, wenn man hört, welche Fragen er uns immer wieder stellt«, warf Lessa scharf ein. »Mir wäre sehr viel wohler, wenn wir wüßten, was er mit unseren Drachen vorhat.« Ramoth tat mit einem kurzen Blaffen ihre Zustimmung kund. »Ich wüßte auch gerne, wann er die größeren Drachen auf die Yokohama lassen will.« Ramoth und Mnementh trompeteten laut.
Jaxom grinste. »Nun seien Sie nicht kleinlich, Lessa. Es passiert wirklich nicht oft, daß die Grünen ihren größeren Artgenossen etwas voraushaben. Gönnen Sie ihnen doch den 397
Ruhm. Sie brauchen ohnehin nicht mehr lange zu warten.
Sharra und Mirrim beobachten die Sauerstoffwerte im Frachtraum, und sobald die Zusammensetzung der Atmosphäre den Normen entspricht, sind Sie herzlich willkommen. Natürlich können Sie sich auch jederzeit von einem Grünen hinaufbringen lassen.«
Ramoth wandte sich Jaxom zu, richtete ihre orangerot schillernden Augen auf ihn und fauchte wütend.
»So! Jetzt weißt du, was Ramoth von diesem Vorschlag hält«,
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