Perry Rhodan - Jupiter
kaum mehr ins Gewicht. Das hier ist ein neu entstandener, sehr viel heftiger tobender Sturm. Ich möchte ihn sogar als Gravo-Mahlstrom bezeichnen – die erste sichtbare Auswirkung dessen, was das Artefakt uns antut. Ganymed wird in diesen Mahlstrom fallen. Ohne dabei sofort vernichtet zu werden, wie der Minister das eben ausgeführt hat. Der Mahlstrom hat die Atmosphäre aufgerissen, und mit wachsender Geschwindigkeit wirbelt er die Gasschichten noch weiter auseinander. Ganymed wird durch diesen Fleck tiefer stürzen, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Sehr weit in Richtung auf den Kern Jupiters.«
»Das Ergebnis wird das Gleiche bleiben«, kommentierte der Senator.
»Vernichtung.« Murkisch nickte zögernd. »Aber da ist noch etwas. Zumindest hat es den Anschein, als wäre da ein Ortungsreflex. Der Mahlstrom hat ein besonderes Objekt freigelegt – so sieht es aus. Die Daten können jedoch täuschen, und wahrscheinlich tun sie es sogar.«
»Du würdest das nicht erwähnen, wenn es dir nicht wichtig erschiene«, wandte Bull ein. »Heraus mit der Sprache! Was ist es?«
»Was könnte es sein?«, schränkte Murkisch ein. Er kratzte sich die rechte Wange und den schon blutunterlaufenen Tränensack. Dass er überarbeitet war, konnte er längst nicht mehr verbergen. »Ich halte es für ein künstliches Objekt, eine der Faktoreien des Syndikats: MERLIN.«
»Wie soll MERLIN da hinkommen?« Der Senator erschrak sichtlich.
»Ich hatte gehofft, dass wir das von dir erfahren«, antwortete Murkisch bedächtig. »Immerhin könnten Perry Rhodan und seine Begleiter an Bord sein.«
Starbatty schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung«, sagte er heftig. »Ich weiß es wirklich nicht.«
5. DANAES größtes Spiel
von Christian Montillon
Vor dem Spiel
Das perfekte Mädchengesicht lächelte, und es sah hinreißend schön aus. DANAES sichtbare Verkörperung maß einige Meter unter dem großen Bronzebogen im Zentrum des Casinos. Die Augen strahlten heller als das übrige Gesicht, was dem großen Hologramm den Anschein von Unwirklichkeit verlieh.
Doch ihrer Umgebung gönnte Mondra Diamond kaum einen Blick. Sie sah nur die Gestalt, die sich neben Anatolie von Pranck mit kleinen, unsicher wirkenden Schritten näherte. Rundum verblasste alles und verlor jegliche Bedeutung: das Casino, MERLIN, der Jupiter, das Solsystem, das gesamte Universum.
Der Junge neben der Chefwissenschaftlerin des Syndikats der Kristallfischer war etwa zwölf Jahre alt. Dies entsprach keinesfalls seinem realen, biologischen Alter, wie immer man das auch berechnen sollte. Doch das war nicht von Belang, denn genauso stellte sich Mondra das Kind vor, wenn sie an es dachte. Ihre Hände zitterten. Sie hatte den Jungen nie gesehen, nicht mehr, seit er ein Baby gewesen und ihr durch das Spiel der Höheren Mächte entrissen worden war. Nicht mehr, seit aus ihrem Sohn der Chronist der Superintelligenz ES geworden war.
»Delorian«, flüsterte sie, so leise, dass niemand es hören könnte. Mit dem Namen schien jegliche Kraft aus ihrem Körper zu weichen. Ihre Lippen waren kalt.
Neben Anatolie von Pranck blieb Delorian Rhodan stehen, ihr Sohn, geboren während der Thoregon-Krise im PULS der Galaxis DaGlausch. Ihr Kind, das sie mehr vermisste als alles andere. Delorian lächelte. Die beiden oberen Schneidezähne standen leicht schief, genau wie bei ihr, als sie noch ein Kind gewesen war. Den Haaransatz hatte er zweifellos von seinem Vater, ebenso die Form der Nase.
Eine Träne sammelte sich in ihrem Augenwinkel. Mondra fühlte sich unendlich müde. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte sich ihr Leben, ihr privates Leben, so weit in kosmische Entwicklungen verstrickt, dass ihr sogar das Baby geraubt worden war? Mit der schalen Begründung, dass es einer höheren Bestimmung zu folgen hatte? Trug sie selbst die Schuld daran? Und wenn ja, lag die Wurzel darin, dass sie an Perry Rhodans Seite stand und das Kind von ihm empfangen hatte? Oder ging es bei alldem um sie selbst, weil sie aus irgendeinem Grund auserwählt worden war? Auserwählt, um zu leiden. Dieser Gedanke setzte sich in ihr fest, doch als sie wieder auf Delorian schaute, schmolz jede Vorstellung von Leid hinweg.
Sie rannte impulsiv los, um ihren Sohn zu umarmen.
Der jedoch streckte abwehrend die Arme aus. »Warte einen Augenblick!«
Die Stimme zerbrach die Illusion, und Mondra konnte plötzlich wieder klar denken. Sie schalt sich selbst eine Närrin. Wie hatte
Weitere Kostenlose Bücher