Perry Rhodan - Jupiter
Port Medici begonnen, die ersten Vorfälle waren noch von niemandem sonderlich ernst genommen worden. Die Zusammenbrüche einzelner Männer und Frauen waren als Kollaps abgetan worden, mittlerweile hatten sich diese Vorfälle zur Epidemie entwickelt. Alle Schlaflosen, die seit Tagen und Wochen ohne jede Ruhepause ausgekommen waren, wussten mit einem Mal nicht mehr, wo sie sich befanden. Plötzlich fehlte ihnen jegliches Orientierungsvermögen, sie wurden lethargisch, hatten motorische Ausfälle oder fielen von einer Sekunde zur nächsten in einen Tiefschlaf, aus dem sie nur schwer aufzuwecken waren. Als hätten sie all das nachzuholen, was ihnen vorenthalten worden war.
Rund dreißig Prozent der Bevölkerung galten aktuell als Tau-acht-Konsumenten. Das waren knapp fünfzig Millionen Menschen, die entweder irgendwo zusammengebrochen waren und schliefen oder ziellos umherirrten. Schon damit waren Sofaers Mitarbeiter hoffnungslos überfordert.
»Es mag überheblich oder verrückt klingen«, wandte Starbatty ein, »aber von allen, die mit Tau-acht in Berührung kamen, haben wir wenigstens bei einer Evakuierung keine Probleme zu erwarten. Wir brauchen Frachtcontainer ...«
»... du kannst diese Menschen nicht wie Waren stapeln«, protestierte Sofaer heftig. Die Fhandour-Schlange hatte sich um ihren Hals geschlungen und schwieg seit einiger Zeit beharrlich.
»Ich will sie nicht stapeln«, erwiderte der Senator kaum weniger gereizt als die Bürgermeisterin. »Wir brauchen Arbeiter, die Zwischendecken in die Container einziehen. Danach können wir Hunderte oder Tausende der neuen Schläfer auf einmal abtransportieren. Und die Verrückten, die glauben, auf eigene Faust der Katastrophe leichter entgehen zu können, hätten eine sinnvolle Aufgabe.«
»Die Reaktion der Tau-acht-Abhängigen hat kurz nach der Zerstörung des Effektors eingesetzt«, wandte Reginald Bull ein. »Was die Verhältnisse im planetennahen Weltraum anbelangt, sieht es leider schlechter aus. Nach wie vor gibt es keinen Funkkontakt zu den Raumschiffen, von denen wir immerhin wissen, dass sie da sind.«
»Sie werden kommen!«, beharrte Kaci Sofaer. »Ich zweifle nicht daran. Und das war ja auch deine Absicht.«
»Wir haben zu viel Zeit verloren. Hat schon einer ausgerechnet, wie viele Menschen stündlich evakuiert werden müssen, damit wir auch den letzten in Sicherheit bringen können?«
»Wenn die Schiffe erst da sind ...«
Bull winkte heftig ab. »Sie sind da, sie stehen nur wenige Lichtsekunden entfernt – aber sie schaffen es noch nicht, Ganymed anzufliegen. Und selbst wenn: Ein LORETTA-Tender kann nicht landen, wir brauchen also Zubringerschiffe. Und das ist nicht einmal das Hauptproblem. Angenommen, die Schiffe wären wenigstens heute Abend schon hier, also in sechs bis sieben Stunden. Dann bleiben höchstens siebenundzwanzig Stunden. Wir müssen also mehr als sechs Millionen Menschen stündlich aus den Kuppeln zu den Raumschiffen bringen. Selbst wenn wir den direkten Zugang zu den Schiffen herstellen und die Kuppelschleusen damit offen halten können, wie viele Schleusen haben wir zur Verfügung?«
»Maximal fünfzig«, antwortete die Bürgermeisterin.
»Das heißt, pro Minute müssen mindestens zweitausend Personen an jedem Übergang in die Schiffe transportiert werden.« Murkisch führte die Überlegung fort. »Wenn hermetisch abdichtende Zugangstunnel benutzt werden, können wir für den Transport kaum auf Fahrzeuge zurückgreifen. Außerdem müssen Schiffe starten, andere landen, das kostet Zeit.«
»Wir haben keine Möglichkeit mehr, alle zu evakuieren!«, sagte Reginald Bull eindringlich. »Nach welchen Kriterien entscheiden wir also, wer gerettet wird und wer sterben muss?«
»Wir könnten viele durch die Röhrentunnel zum Raumhafen schicken«, platzte die Bürgermeisterin heraus. »Aber zweihundert Kilometer ...? Und die Stadtkuppeln sprengen? Unsinn. Die wenigsten verfügen über Raumanzüge.«
»Wir evakuieren nicht!« Der Residenz-Minister warf einen herausfordernden Blick in die Runde. »Nicht ein Ganymedaner wird an Bord eines Raumschiffs gehen. Im Gegenteil: Wir holen alle, die schon am Raumhafen sind, in die Stadt zurück. Wir sprengen die komplette Stadt aus der Mondoberfläche heraus!«
»Und dann?«
»... bringen wir Galileo City mit allen Bewohnern in Sicherheit!«
»Auch dafür benötigen wir Raumschiffe«, wandte Starbatty ein.
»Richtig«, bestätigte Bull. »Ich bin ebenfalls überzeugt, dass die Schiffe
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