Perry Rhodan - Jupiter
würde?«
»Oread Quantrill würde dieser Behauptung lautstark widersprechen. Seiner Auffassung nach gehört die Belohnung mit Tau-acht noch zum Durchlaufen des Parcours. Dank dieser Regel konnte er gar nicht verlieren, denn der Kontakt hätte euch den eigenen Willen genommen, euch letztlich in seine Abhängigkeit gebracht. Quantrill ist ein Genie darin, sich verbal aus allen Schwierigkeiten herauszuwinden. Seine Worte bilden seine stärkste Waffe, wenn es darum geht, Menschen zu führen und zu manipulieren. Niemand in der Faktorei verfügt noch über seinen klaren Verstand und freien Willen. Sie sind Verführte, wurden in die Irre gelockt ... und Tau-acht tat das Übrige. MERLIN hat es mit wachsender Besorgnis beobachtet, und die Droge hat längst zu vielen Todesfällen geführt. Niemand ist mehr er selbst. Bei euch wäre es inzwischen nicht anders, wenn wir euch nicht gerettet hätten.«
»Wofür wir uns erkenntlich zeigen werden«, kündigte Mondra an. »Mich wundert, dass ihr die Techno-Jaguare so einfach zerstören konntet. Nutzen sie keine Schutzschirme?«
»Bestimmte Begebenheiten verhindern den Aufbau energetischer Schirme – in fast allen Fällen. Begebenheiten, über die ihr mehr erfahren werdet. Quantrill und seine engsten Mitarbeiter nutzen eine Sondertechnologie, die an Bord allerdings nur sehr begrenzt zur Verfügung steht. Sie funktioniert trotz der Ausstrahlung des Gravo-Fraßes.«
»Gravo-Fraß?«
»Ich sagte es schon – ihr werdet erfahren, was es damit auf sich hat. Doch zunächst sollt ihr etwas wissen. Nicht nur sämtliche Lebewesen in der Station stehen vor großen Problemen, sondern auch die Faktorei selbst und damit das Positronenhirn. MERLIN ist krank.«
»Krank?«
»Dort draußen in Jupiters Atmosphäre geschieht etwas. Etwas, das bereits an vielen Orten der Station Auswirkungen zeigt.«
»Auswirkungen welcher Art?«
»Ihr sollt es mit eigenen Augen sehen. Eine bösartige hyperphysikalische Geschwulst frisst sich immer weiter und streut Metastasen. Die Station stirbt, und mit ihr jeder Einzelne an Bord.«
T minus 16 h 23 min: Der Countdown läuft
Seltsam, denkt Mishealla Ceist, als sie das Summen hört. Es klingt wie ein Gleiter, der mit unverantwortlich hoher Geschwindigkeit durch zu tiefe Luftschichten in der Atmosphäre eines Planeten rast. Nur dass sie sich im Inneren einer Raumstation befindet und das Geräusch aus einem geschlossenen Privatquartier von zwölf Quadratmeter Standardgröße dringt. Kaum genug Platz für ein Fluggerät, welcher Art auch immer, um hohe Geschwindigkeiten zu entwickeln.
Mishealla steht vor der Tür dieses Quartiers. Als Angehörige der SteDat hat eine automatische Alarmmeldung sie in diesen derzeit völlig verlassenen Flur geführt. Die meisten ihrer Kollegen, die noch bei klarem Verstand sind, kümmern sich um das Chaos im Casino. Was genau dort geschehen ist, weiß Mishealla nicht – sie hat von durchdrehenden Altrobotern gehört, die wild um sich schossen, von zerfetzten Techno-Jaguaren und etlichen Toten. Aber Gerüchte verbreiten sich in MERLIN ohnehin schneller als Schnupfenviren, und sie entfernen sich von Mund zu Mund weiter von der Wahrheit.
Da kümmert sich Mishealla lieber um diesen Alarm. Wobei sie keinerlei Ahnung hat, was sie erwarten wird. Sie steht seit drei Jahren im Dienst der SteDat, und der Job gefällt ihr. Meist bleibt während ihrer Schichten Zeit, um sich mit Rolston Har'Vell zurückzuziehen. Rolston ist seit dem ersten Tag ihr Lieblingskollege; seine Kreativität beim Liebesspiel ist erstaunlich, vor allem, wenn er ein wenig Tau-acht ins Auge stäubt.
So schwelgt Mishealla Ceist in mehr als angenehmen Erinnerungen, als sie mit einem Überrangkode die Tür zum Quartier öffnet. Wanja Heyerdal lebt hier, eine sechsundzwanzigjährige Terranerin. Mishealla weiß nichts über sie, außer dass sie auf ihre Bitte, eingelassen zu werden, nicht reagiert.
Die Tür schiebt sich zur Seite.
Sofort wird das Summen lauter. Basstöne wummern in den Ohren der SteDat-Beamtin. Ihre Hand tastet zum Strahler und reißt ihn empor, als sie die reglosen Beine entdeckt, die aus der offen stehenden Tür zur Hygienezelle ragen.
»Wanja Heyerdal?« Mishealla geht näher. In Höhe der Oberschenkel verschwinden die Beine im Nebenraum. Mit jedem Schritt kann Mishealla etwas mehr von dem leblosen Körper erkennen, der rücklings auf dem Boden liegt.
Sie stöhnt auf. Jeder Gedanke an ihren Liebhaber verschwindet endgültig. In Höhe des
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