Pfad der Schatten reiter4
wurden, um zu verhindern, dass ein weiterer Wall gebaut werden konnte.«
»Also ist es wertlos«, sagte Lord Spane
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Zacharias glitt wieder auf seinen Stuhl. »Es enthält ein paar Takte Musik.«
»Musik?«, fragte Spane ungläubig. »Was hat Musik damit zu tun?«
»Vielleicht besitzt auch Musik Macht, genau wie Worte. Die Seelen, die als Wächter im Wall geblieben sind, singen ein Lied, um die Verbindung aufrechtzuerhalten. Diese Musik erfüllt vielleicht auch beim Erhalt des Walls eine Funktion. Theanduris Silberholz hat ihren Zweck jedoch nicht erklärt.«
»Musik«, murmelte Spane. »Worte und Beschwörungen. Mir scheint, wir sinken allmählich auf die primitive Stufe unserer Vergangenheit zurück.«
»Primitiv?«, sagte Zacharias nachdenklich. »Ob sie nun gut oder schlecht war, es ist nun einmal unsere Geschichte. Jedenfalls habe ich Lord Fiori eine Abschrift der Noten geschickt, um zu sehen, ob er etwas damit anfangen kann. Inzwischen wird eine zweite Kopie des Buches zu Alton D’Yer an den Wall geschickt. Vielleicht entdeckt er etwas darin, das mir entgangen ist.«
»Unsere einzige Hoffnung basiert auf einem Liedchen?«, sagte General Harborough ungläubig. »Um den Wall aufrechtzuerhalten? Vielleicht?«
»Die Erhaltung des Walls ist wichtig«, antwortete Zacharias. »Seit die Bresche geschlagen wurde, ist er mehr und mehr verfallen. Es ist Alton D’Yer gelungen, den Verfall zum Teil aufzuhalten, aber wenn die betroffenen Teile weiter verstärkt werden können, wäre das umso besser.
Wir dürfen nicht vergessen«, fügte er hinzu, »das Zweite Reich hätte erfahren können, wie man den Wall zerstört, wenn
ihnen das Buch nicht abgejagt worden wäre. Vielleicht erinnern Sie sich, dass es ein Grüner Reiter war, der es gerettet hat.« Die letzte Bemerkung war auf Lord Spane gemünzt. »Alton D’Yer wird den Befehl erhalten, seine Abschrift zu verbrennen, sobald er sie gelesen hat. Und diese«, er klopfte auf das Manuskript, »wird an einem geheimen Ort versteckt werden, und niemand anders wird sie lesen.«
Es war nichts Ungewöhnliches, dass Laren nach einer Beratung noch blieb, um mit Zacharias zu reden.
»Darf ich Euch sprechen?«, fragte sie.
Die anderen Ratgeber unterhielten sich und suchten ihre Papiere und Mäntel zusammen. Zacharias zögerte, aber dann deutete er auf eine Kammer neben dem Versammlungssaal. Diese war mit wenigen Stühlen für kleinere Konferenzen ausgestattet, aber sie setzten sich nicht.
»Worum geht es?«, fragte Zacharias. »Sie wollen mich doch nicht etwa anflehen, Sie an der Expedition teilnehmen zu lassen, oder? Ihr Plädoyer vorhin war sehr gut, aber ich habe meine diesbezügliche Meinung bereits geäußert.«
»Ja, das habt Ihr«, antwortete Laren.
»Also, was gibt es sonst?«
Sie holte tief Luft. Jetzt oder nie, dachte sie. Wahrscheinlich würde sie seinen Zorn erregen, aber sie musste es tun. Sie hätte diese Angelegenheit schon vor langer Zeit ansprechen sollen.
»Ich habe Euch vor unserer Beratung beim Übungsfeld gesehen. Ihr habt einen Übungskampf beobachtet.«
»Ja?« Sein Gesicht war ausdruckslos.
»Ihr habt Karigan beobachtet.«
»Habe ich nicht das Recht, die Trainingsstunden der Menschen in meinem Dienst zu verfolgen?«
»Selbstverständlich, aber meine Sorge gilt vor allem Karigan, da Ihr sie, wie ich glaube, besonders hoch schätzt.«
Zacharias sagte nichts. In seinem Schweigen lag jedoch die deutliche Warnung, dass sie in der Angelegenheit seiner »Hochschätzung für Karigan« ihre Grenzen nicht überschreiten durfte.
Laren räusperte sich. »Natürlich wird sie zu den Reitern gehören, die ich in den Schwarzschleier schicke.«
»Nein!«
»Nein?«, fragte sie, keineswegs überrascht von seiner heftigen Reaktion.
Er drehte ihr den Rücken zu, als wollte er sich sammeln. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sein Gesichtsausdruck neutral, aber Laren kannte ihn zu gut, um nicht zu erkennen, wie starr sein Körper geworden war.
»Nein«, sagte er mit täuschender Sanftheit. »Hat sie nicht schon genug für uns getan?«
»Gerade weil Karigan so viel getan und so viel durchgemacht hat, muss ich sie auswählen. Sie ist bereits im Schwarzschleierwald gewesen und hat einigen seiner Bewohner im Kampf gegenübergestanden, obwohl sie sich kaum daran erinnert. Außerdem hat sie mehr Erfahrung mit Eletern als irgendjemand sonst, und sie ist dem Übernatürlichen begegnet. Trotz aller gefährlichen
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