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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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oder …«
    Aber der Pirat wollte keine Erklärung hören. Blitzschnell zog er seinen Säbel.
    »Nein«, sagte Amberhill, »ich habe Fragen an euch!«
    Der andere Pirat fiel seinem Kameraden in den Arm. »Nicht!«
    »Lass los, Yap! Lass mich ihn töten!« Er schüttelte den Griff des anderen ab und schwang seinen Säbel gegen Amberhill.
    Amberhill tanzte aus dem Weg. Das war ja lächerlich. Der Pirat war so betrunken, dass er kaum gehen konnte, geschweige denn kämpfen. Sein Kumpel Yap wich aus der Reichweite des Säbels zurück und drückte seinen Rücken an die Wand der Herberge.
    »Ich will nur…«, begann Amberhill, aber er musste sich ducken, als der Säbel auf seinen Hals einhieb. Aufgrund des Schwungs drehte sich der Pirat im Kreis, bevor er schwankend stehen blieb. Amberhill meinte, den Rum im Bauch des Piraten schwappen zu hören.
    »Ich zieh’ dir die Haut ab und trag sie als Hemd!«, verkündete der Pirat. »Ich …« Er stolperte und wankte auf der Straße herum. »Ich …« Er schwankte bald nach links, bald nach rechts, als könnte er seine Füße nicht kontrollieren. Wie ein Blinder hieb er mit dem Säbel drauflos, und die Waffe flog ihm aus der Hand und fiel irgendwo im Dunkeln scheppernd zur Boden.
    »Hoppla«, sagte der Pirat.
    Er wollte dem Säbel nachrennen, aber seine Zehen verfingen sich an einem losen Pflasterstein, und er stolperte und fiel hin, wobei sein Kopf mit einem harten und knackenden Geräusch gegen einen Pfosten schlug, der dazu diente, Pferde anzubinden. Nachdem er auf der Straße aufgeschlagen war, bewegte er sich nicht mehr.

    »Keeler!«, schrie Yap und eilte seinem gefallenen Kumpan zu Hilfe.
    Amberhill trat neben ihn und sah sofort, dass der Pirat sich nicht nur den Kopf aufgeschlagen, sondern auch den Hals gebrochen hatte. Schon stieg ein Verwesungsgeruch aus dem Körper des Piraten, und Amberhill schnitt eine Grimasse. Genau wie bei den anderen Piraten, die er getötet hatte, verweste auch Keelers Leiche rasend schnell. Vor Amberhills Augen fiel ihm das Fleisch von den Rippen, und das Gesicht wurde zu einem grinsenden Schädel.
    Amberhill zog sein Messer und schnitt das Hemd des Piraten auf.
    »Was machst du?«, verlangte Yap zu wissen und ballte die Fäuste.
    »Ich suche nach einem Schatz«, antwortete Amberhill.
    Yap wich zurück. Offenbar wusste er, welchen Schatz Amberhill meinte.
    Amberhill wandte sich wieder der Leiche zu und kam sich vor wie ein Grabräuber. Dies war ein weiteres Gerücht, das er gehört hatte: Die Heiler bezahlten Grabräuber dafür, ihnen frische Leichen zu bringen, damit sie sie aufschlitzen und aus den Innereien lernen konnten, wie der Körper funktioniert. Aber dies war keine frische Leiche. Er zog sein Taschentuch hervor und bedeckte damit Mund und Nase, dann schnitt er die pergamentähnliche Haut des Piraten auf und schälte sie von den Knochen ab.
    In der blutigen Masse des Inneren glitzerte Gold, und Amberhill entdeckte auch Kugeln, die er zunächst für die Eier irgendeines Wesens hielt. Vielleicht ein Parasit? Mit der Messerspitze grub er eine davon aus. Er hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, um sie im Lampenlicht besser zu sehen.
    Yap hatte inzwischen seine Angst oder seinen Ekel – oder
was immer er auch empfunden hatte – überwunden und starrte Amberhills Fund an. Dieser fragte sich flüchtig, warum der Kerl nicht einfach weglief. Aus Neugierde? Anscheinend empfand er Amberhill nicht als Bedrohung – und warum sollte er auch, da Amberhill ja nicht einmal seinen eigenen Degen gezogen hatte, um sich gegen den betrunkenen Keeler zu verteidigen. Amberhill spürte in Yap auch keine besondere Treue zu seinem toten Freund.
    Irgendetwas rumorte in der Brust des Piraten. »Keeler aß gern Austern«, sagte er.
    Amberhill lächelte. Die Kugel war eine Perle. Keelers Innenleben enthielt eine Menge davon. Er stand auf, zog seinen Umhang aus und breitete ihn neben die Leiche. »Hilf mir, ja?«, bat er Yap.
    Als der Pirat sah, was Amberhill vorhatte, half er ihm, Keelers sterbliche Überreste auf den Umhang zu legen – nicht, dass allzu viel von Keeler übrig geblieben war. Amberhill legte den Umhang zusammen, um die Leiche besser zu verbergen, und nahm das Kopfende auf. Yap begriff, was er wollte, und nahm das Fußende.
    »Wohin bringen wir ihn?«, wollte Yap wissen.
    »Dorthin, wo alle Knochen hinmüssen.«
     
    Amberhill kam sich noch mehr wie ein Grabräuber vor, als er und Yap sich mit ihrer Last durch die tiefsten Schatten

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