Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall

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uns das zurückbringen – das Amulett?«
    » Ich weiß es noch nicht«, sagte ich. » Aber die … die Hexenkönigin hält mich in ihrer Nähe, und ich hoffe zu erfahren, wie ich meine eigene Verzauberung ungeschehen machen kann, und damit auch eure. Ich arbeite Tag und Nacht daran. In der Zwischenzeit …« Ich versuchte, ein Schluchzen vorzutäuschen, und stellte fest, dass ich es gar nicht vortäuschen musste. Es gab so viele Arten der Hexenkunst.
    » Weine nicht, Narr«, sagte Lucius angeekelt. » Du bist beinahe ein Mann.«
    » Er weint nicht – nicht wahr, Junge? Was können wir in der Zwischenzeit tun? Wir üben, wie du siehst, um uns auf die Schlacht vorzubereiten. Wenn wir zurückkehren, wird dieser Wilde uns nicht schlagen, ganz gleich, wie viele Feuerstöcke er gegen uns ins Feld führt, oder wie sehr die Hexenkönigin das Hexenland umgestaltet, um uns Angst einzujagen. Wir werden sie und ihre Wilden schlagen. Wir kämpfen für das Königinnenreich.«
    Sie glaubten alle, dass sie nach wie vor im Hexenland waren, all die Blauen, die Lord Soleks Armee getötet hatte. Ich hatte es den Allerersten so erzählt, die es wiederum den anderen weitererzählt hatten, als diese angekommen waren, und daher glaubte keiner von ihnen, tot zu sein.
    Der zweite Soldat wurde ungeduldig. » Ich habe dich gefragt, Narr, was wir tun können, um bei unserer Befreiung aus dem Hexenland mitzuhelfen!«
    » Ihr könnt … ihr könnt euch weiterhin auf die Schlacht vorbereiten.« Sie erwarteten mehr von mir. Lucius ’ Augen verdüsterten sich vor Zorn. Im gleichen Augenblick donnerte es am Himmel, und Blitze flackerten von einer finsteren Wolke zur nächsten. Ich erging mich in wilden Erfindungen: » Und ihr könnt Amulette herstellen, die bei eurer Rückkehr nützlich sein werden. Jedes Amulett sollte aus fünf Dornen von den neuen Büschen bestehen, die erschienen sind – sind euch die neuen Büsche aufgefallen?«
    Sie nickten, während sie genau zuhörten, begierig, nichts zu verpassen, das ihre Rettung sein könnte. Mein Magen verkrampfte sich, aber ich fuhr fort. » Wickelt die fünf Dornen – und es müssen fünf perfekte Dornen sein, keine beschädigten – in ein Stück Stoff ein, und tragt es um euren Hals. Die Dornen werden euch an diesem Ort nicht verletzen« – wahrere Worte hatte es nie gegeben, denn nichts konnte sie an diesem Ort verletzen –, » aber sobald ihr aus dem Hexenreich heraus seid, werden sie jedem von euch einen kleinen Teil der Hexenkräfte gewähren. Dies habe ich durch Heimlichkeit und als Folge meiner eigenen Verzauberung herausgefunden.«
    Lucius nickte. » Ich werde es dem Hauptmann berichten. Danke, Junge. Wir stehen in deiner Schuld.«
    » Dann könnt ihr mir jetzt helfen. Ich suche einen Boten von Königin Isabelle, die unseren Prinz Rupert geheiratet hat. Der Bote ist … ist hierhergehext worden. Er wird ein kleiner Mann sein, ein Reiter, in Gelb gekleidet. Er könnte unter demselben Fluch stehen wie Königin Eleanor. Habt ihr ihn gesehen?«
    Beide Soldaten schüttelten den Kopf. Sie dankten mir noch einmal, und ich blickte ihnen nach, als sie über die Wasseroberfläche zurück über den Fluss schritten. Dann machte ich mich auf, um den gelb gekleideten Boten zu finden.
    Es war hoffnungslos. Es war so viel schwerer geworden, das Land zu durchqueren oder dort gar nach etwas zu suchen. Überall Felsbrocken, Dornbüsche, Haine mit Bäumen, die dichter standen als zuvor, und alles wirkte bedrohlich. Unter meinen Füßen bebte der Boden. Ich kletterte vom Flussufer fort und ging nach Norden, in die Richtung von Königin Isabelles Königinnenreich, und hielt verzweifelt Ausschau. Ich suchte sehr lange und wurde schmutzig und müde. Obwohl ich nicht wusste, wie ich den Boten finden sollte, selbst wenn er hier war.
    Stattdessen fand mich ein toter Blauer. Er sprang ein paar Fuß entfernt hinter einem Felsen hervor. Anders als die anderen Blauen, denen ich begegnet war, hatte er seine militärische Disziplin verloren. Seine Augen funkelten verrückt und wild. Er rief etwas Unverständliches. Die Vorstellung, sich im Hexenland zu befinden, hatte seinen Verstand verwirrt, der vielleicht von Anfang an nicht allzu stark gewesen war. Oder vielleicht hatte ihn das Sterben beeinträchtigt. Er trug etwas bei sich, das er dem Feind in der Schlacht abgenommen haben musste: Ein Gewehr.
    Er brüllte noch einmal, hob das Ding und schoss auf mich.
    Etwas Hartes und Heißes – so heiß! – traf mich am linken