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Philosophenportal

Titel: Philosophenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Zimmer
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politische Zwangspause verordnet wurde.
    In der Rückschau muss man feststellen, dass Machiavellis Leben bis zu dem Zeitpunkt, als er den
Fürst
schrieb, als eine geradezu ideale Vorbereitung auf sein philosophisches Werk angesehen werden kann. 1469 geboren, wuchs er
     in einer Stadt auf, die in der Kunst und Politik der italienischen Renaissance eine entscheidende Rolle spielte: Florenz.
     Die Republik Florenz war, wie viele andere Staaten in Italien, ein Stadtstaat, der mit seiner Umgebung ein Territorium von
     etwa zweitausend Quadratkilometern umfasste. Florenz war die Stadt großer Renaissancekünstler und eine Wiege der humanistischen
     Gelehrsamkeit, in der die Bildungsinhalte der griechischen und römischen Antike wieder zugänglich gemacht wurden. Diese Bedeutung
     der Stadt war eng verknüpft mit dem Aufstieg der Medici, ursprünglich eine Kaufmanns- und Unternehmerfamilie, die ihren Reichtum
     zur Förderung der Künste, aber auch zum Erwerb politischer Macht benutzte. Hinter der Fassade einer republikanischen Verfassung
     hatte sich praktisch eine neue Familienoligarchie etabliert.
    Auch Machiavellis eigenes Schicksal blieb auf vielfache Weise an die Medici gebunden. Er wuchs zunächst unter der Herrschaft
     des Medici Lorenzo des Prächtigen auf, wurde aber bereits in jungen Jahren Zeuge radikaler politischer Veränderungen in seiner
     Heimatstadt. 1492 starb Lorenzo, zwei Jahre danach wurden die Medici von der Macht verdrängt. Es begann die Zeit, in der der
     Dominikanermönch Girolamo Savonarola großen Einfluss auf die Politik der Stadt gewann. Savonarola war ein puritanisch gesinnter
     politischer Fundamentalist. Er trat für eine demokratische, aber streng religiös und moralisch orientierte Ordnung ein, in
     der es keinen Platz für Lustbarkeiten und sinnliche Genüsse gab. Unter Savonarola fanden Bilder- und Bücherverbrennungen statt.
     Doch 1498 wurde er selbst |40| als Häretiker hingerichtet. Es war das Jahr, in dem sich eine neue republikanische Führung in Florenz festigte, aber auch
     das Jahr, in dem Niccolò Machiavelli in die Politik eintrat.
    Sein Vater Bernardo Machiavelli war Rechtsanwalt und gehörte damit dem Mittelstand und nicht einer der großen Familien der
     Stadt an. Dennoch hatte er enge Kontakte zu den humanistischen Gelehrten der Universität, die auch häufig hohe politische
     Ämter ausübten. Er sorgte dafür, dass sein Sohn eine exzellente humanistische Ausbildung erhielt, in deren Mittelpunkt die
     lateinische Sprache und die Kenntnis der antiken Philosophie, Literatur und Geschichte standen. Die vielfältigen Beziehungen
     des Vaters verschafften Machiavelli nach Abschluss der Ausbildung auch den Posten des Vorstehers der Zweiten Staatskanzlei
     der Republik Florenz. Bereits kurze Zeit später wurde er ausersehen, dem Komitee für diplomatische und auswärtige Beziehungen
     zur Verfügung zu stehen. In der Praxis bedeutete dies: Machiavelli übte die Funktion des Chefdiplomaten der Republik Florenz
     aus, deren Interessen er bis 1512 in zahlreichen Missionen vertrat. Diese Tätigkeit lieferte auch das Anschauungsmaterial,
     auf das sich sein Buch stützt.
    Um die äußerst komplizierten Aufgaben, vor welchen der Diplomat Machiavelli stand, richtig einschätzen zu können, muss man
     sich die politische Lage der Republik Florenz und Italiens zu Beginn des 16.   Jahrhunderts vor Augen halten. Italien war in zahlreiche, untereinander zerstrittene Einzelstaaten zersplittert, die wechselseitig
     Bündnisse gegeneinander eingingen. Zu den bedeutendsten italienischen Staaten gehörten neben Florenz Venedig, Mailand, der
     Kirchenstaat des Papstes in Rom und Neapel. Sie wurden immer wieder zu Spielbällen der ambitionierten Großmächte Frankreich,
     Spanien und Habsburg, die allein von 1494 bis 1525 drei größere Kriege auf italienischem Boden führten. Die Armeen bestanden
     häufig aus Söldnern, deren Interessen nicht immer und nicht auf Dauer mit denen ihrer Auftraggeber übereinstimmten und die
     deshalb auch häufig die Fronten wechselten. Machiavellis Italien war das Brett im Schachspiel der großen Mächte. Es war Opfer
     und nicht Akteur der europäischen Politik.
    |41| Florenz galt als ein traditioneller Verbündeter Frankreichs und Machiavelli reiste mehrmals in diplomatischer Mission an den
     Hof in Paris. Eines der prägendsten und für sein Buch einflussreichsten Ereignisse seiner diplomatischen Laufbahn war allerdings
     die Mission, die ihn zu Cesare

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