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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Quälprozedur eine kurze Erholungspause gegönnt wurde. Leicht hätte er mit seinen Beschwerden einen Medikamenten-Beipackzettel füllen können: Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel, Magendruck usw.
    Als Erstes leerte er fast eine ganze Flasche Mineralwasser und schluckte dazu zwei Aspirin. Dann duschte er und begab sich in Unterwäsche eine Etage tiefer.
    »Ich brauch dringend einen Eimer Kaffee«, sagte er ohne jegliche Begrüßung in die Küche seiner Eltern hinein.
    »Guten Morgen, mein armer Wolfi, wohl etwas zu tief ins Glas geschaut gestern Abend?«, fragte Margot Tannenberg einfühlsam.
    »Ja, leider. Guten Morgen, Mutter«, korrigierte er seinen stoffeligen Auftritt.
    »Das solltest du unter der Woche auch nicht machen. Siehst wirklich nicht gut aus, Wolfi.«
    »Ist ja auch kein Wunder, wenn man es mit dem Schlitzer zu tun hat!«, rief plötzlich der Senior aus dem Wohnzimmer.
    »Was, Vater, mit wem hab ich’s zu tun?«, fragte Tannenberg verständnislos, während er sich zu seinem biologischen Erzeuger umdrehte, der gerade mit einer emporgehaltenen Bildzeitung die Küche betrat.
    »Da schau, hab ich eben beim Bäcker gekauft.« Jacob Tannenberg legte schnell die Tüte mit den frischen, duftenden Brötchen auf den Frühstückstisch und klappte die Bildzeitung auseinander. »Da steht’s, mitten auf der ersten Seite: Der Schlitzer hat wieder zugeschlagen.«
    »Was für eine Schlagzeile! Typisch Bildzeitung .«
    »Ja und! Ist aber doch wahr, Wolfram, oder?«, fragte Vater Tannenberg und begann, ohne eine Antwort abzuwarten, laut vorzulesen: »Ein weiterer Frauenmord erschüttert die Pfalz. Diesmal ist das Opfer eine Mutter von zwei süßen, kleinen Kindern. Wieder hat der Schlitzer der jungen Frau einen Pilz in die aufgeschnittene Kehle gesteckt. Und wieder hat er ihr Herz aufgespießt. Und wieder hat er sie im Wald auf einen Felsen gelegt. Eine ganze Stadt befindet sich im Schockzustand. Männer lassen ihre Frauen nicht mehr alleine auf die Straße. Forderungen nach einer Bürgerwehr werden laut. Panische Angst beherrscht die Stadt. Angst vor einem perversen Serienmörder. Die Polizei hat noch immer keine Spur. Nun wurde eine Sonderkommission gegründet und Hilfe beim Landeskriminalamt angefordert. Eine Pro-fi-le-rin ist schon eingetroffen. – Was ist’n das: Eine Pro-fi-le-rin?«
    »Das ist eine blöde, arrogante Kuh vom LKA, die sich unheimlich aufspielt, aber eigentlich überhaupt nix drauf hat!«
    »Ja, und für was ist die gut?«, bohrte Jacob Tannenberg nach.
    »Die soll eben versuchen, alle möglichen Informationen so zusammenzubauen, dass man den wahrscheinlichen Täterkreis etwas einengen kann. Zum Beispiel kommt dann bei solch einer Analyse raus: Der Täter ist höchstwahrscheinlich ein Mann, Rechtshänder, zwischen 30 und 50 Jahre alt, intelligent usw.«
    »Aber das ist doch wichtig, Wolfi, oder?«, fragte Margot Tannenberg.
    »Klar, Mutter, ist das wichtig. Aber das ist alltägliche Routinearbeit bei uns. Die ist so selbstverständlich, dass wir überhaupt nicht mehr darüber nachdenken, geschweige denn darüber reden. Wir tun es einfach und blasen uns nicht auf damit. Und veranstalten vor allem nicht so’n psychologischen Eiertanz außenrum.« Tannenberg wandte sich wieder an seinen biologischen Erzeuger: »Vater, ich hab noch ’ne Bitte: Du hast ja jetzt einen Internetanschluss …«
    »Klasse, gell! Da muss ich gleich mal anrufen, wann der endlich freigeschaltet wird«, unterbrach Jacob Tannenberg begeistert.
    »Dann sei so gut und lass dir von Tobi mal zeigen, wie man sich im Internet Informationen beschafft. Da gibt’s nämlich so genannte Suchmaschinen. Dort tippst du einfach einen Begriff ein, drückst auf die Returntaste und findest dann ganz schnell alles, was du zu einem bestimmten Thema wissen willst.«
    »Returntaste? Das soll mir der Tobi nachher zeigen, der hat ja jetzt Ferien. Und was soll ich für dich suchen?«, zeigte der Senior der Familie ungewohntes Entgegenkommen.
    »Alles über Serienmörder. Du gibst einfach ›Serienmörder‹ ein und druckst mir dann alles aus, was du darüber findest. Und wenn du noch Zeit dazu hast, such mir auch noch was zum Begriff ›Profiler‹.«
     
    »Flocke, ich hab gerade noch mal den Bericht der Gerichtsmedizin über die erste Tote gelesen. Ich kann einfach nicht die Stelle finden, wo etwas über Druckstellen zwischen den Rippen steht. Da ist nichts drin. Aber der Doc behauptet felsenfest, dass er die Sache auf Band gesprochen hat.

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