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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Unschlüssigkeit.
    In ein paar Stunden, wenn es hell war, würden die Alliierten das ganze Gelände durchkämmen, nicht mit einer Streife, die sich betrank, sondern mit einem riesigen Aufgebot.
    Der Gorilla las den Entschluß im Gesicht Sollfreis, leckte sich mit der Zunge die Unterlippe. »Na also!« feixte er behaglich. Er hatte sich einen dicken Knüppel zurechtgelegt, um den Überfall unblutiger zu gestalten.
    Sie waren so aufeinander eingespielt, daß ihnen Zeichen genügten. Der Oberleutnant und Kopatsch würden die Amis von hinten angehen, der Gorilla und Panizza von vorn. Mit Befriedigung hörte Sollfrei, daß auf der Straße wieder die Motoren anliefen.
    »She was from Naples«, begann der Sergeant mit lallender Zunge und berichtete von der Elfenbeinhaut und den flammend roten Haaren seiner Segnorina.
    Der Oberleutnant richtete sich auf und gab das Zeichen.
    Zu viert stürzten sie sich auf die drei, von denen einer schlief.
    Der Sergeant starrte sie mit ungläubigem Gesicht an, schüttelte den Kopf, und dann streckte ihn Kopys Knüppel nieder. Aber der Fahrer kam an seine Pistole, riß sie hoch, drückte ab, eine Sekunde, bevor ihn der Stockhieb Panizzas traf. Der Pikkolo, durch seine Verwundung schwerfällig, war in den Schuß gelaufen.
    Ein Blitz, ein Knall, ein Stich in den Arm. Während der Oberleutnant sah, daß der Überfall gelungen war, begriff er, daß es den Kleinen erwischt haben mußte.
    Bruno und der Gorilla fesselten die beiden Yankees; der dritte schlief trotz des Pistolenschusses noch immer mit offenem Mund.
    »Was ist los, Kleiner?« fragte Kopetzky.
    »Der Arm«, stöhnte der Junge.
    »Schöne Scheiße«, fluchte Bruno. »Humpeln allein genügt dir wohl noch nicht.« Er zog Kopatsch die Jacke aus. »Du blutest wie ein Schwein«, sagte er. »Tut's weh?«
    »Nee«, antwortete der Benjamin. »Es kitzelt bloß.«
    Bruno band die Schlagader ab, stopfte die Wunde mit Stofffetzen; sie waren sofort durchgeblutet. Kopetzky ließ die Yankees stehen, beugte sich über Kopatsch, hielt ihm die Beutelflasche an den Mund. »Bleib ganz ruhig liegen, Kleiner, und nimm erst mal 'nen Schluck!« Er sah, daß der Junge schon glasige Pupillen hatte, und fragte Bruno: »Schlimm?«
    »Mist«, antwortete Panizza. »Durchschuss – vielleicht ist auch der Knochen angeknackst. Schau doch mal nach, ob diese Schnapskrieger Verbandszeug bei sich haben.«
    Der Gorilla durchsuchte den Jeep, vergeblich. Der Sergeant kam benommen zu sich und starrte ihn mit großen runden Augen an. Er wehrte sich nutzlos gegen ein Taschentuch, das ihm Kopetzky als Knebel in den Mund schob.
    Dann betrachtete der Gorilla die Platzwunde seines Opfers am Hinterkopf, die sein Knüppel verursacht hatte.
    »Hübsche Beule«, brummelte er. »Aber merk dir, Kumpel, man säuft nicht im Dienst.« Er durchwühlte seine Taschen, fand ein Päckchen Zigaretten. »Pech«, sagte er, »aber mit einem Knebel im Mund kannst du sowieso nicht rauchen.« Kopetzky schüttete sich Whisky in die hohle Hand und wischte fast zärtlich die Kopfwunde des Sergeanten aus. »Morgen früh finden sie dich – dann gibt's 'nen hübschen Anschiss. Vielleicht ein paar Wochen Bau. Alles halb so schlimm!«
    »Lass den Quatsch!« rief ihm Panizza zu. »Wo ist das Verbandszeug?«
    »Fehlanzeige«, erwiderte der Gorilla, »kein Verbandszeug. Nicht einmal Fressalien, dafür 'ne volle Pulle, und immerhin 'n ganzer Kanister Sprit.« Er reichte Panizza das angebrochene Camel-Päckchen. »Rauch erst mal eine, Bruno, das beruhigt die Nerven«, sagte er und gab ihm Feuer. Er warf auch Sollfrei eine Zigarette zu, der die Straße nicht aus den Augen ließ.
    Der Oberleutnant untersuchte noch einmal den kleinen Kopatsch. Behutsam hievten sie den Stöhnenden in den Jeep; er spürte tobende Schmerzen. Der hohe Blutverlust machte ihnen Sorge. Es mußte ihn schlimm erwischt haben, nicht nur am Arm.
    »So«, sagte der Gorilla. »Jetzt auf zum großen Maskenball.« Panizza begriff, daß Kopy mit den Überwältigten die Uniform tauschen wollte.
    »Bist du verrückt?« fragte Bruno voller Anerkennung.
    »Natürlich sind wir verrückt«, antwortete der Oberleutnant. »Aber nun ist es passiert, und wenn wir unsere Flucht im Jeep fortsetzen wollen, müssen wir auch wie Amis aussehen.«
    »Was soll denn schon passieren?« brummelte der Gorilla.
    »Nur, daß sie uns als Spione und Saboteure aufhängen«, entgegnete der Münchener.
    »Falls sie uns schnappen«, schränkte der Gorilla ein.
    »Wir haben

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