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Pitch (German Edition)

Pitch (German Edition)

Titel: Pitch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weski
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denkt an Frühling, an Botticelli, an Picknicke an
Valentinstagen, also, meine Damen und Herren, reißt ihn
Mellendorf aus seiner Betrachtung, was haben Sie uns denn Schönes
mitgebracht.

39
Eigentlich
müsste er aufpassen, …

    … sagt
sich Bastian Brandt, zuständig für globale
Unternehmenskommunikation, andererseits fragt er sich, wofür,
Keiser ist gestorben, oder wenn nicht, so ist er jedenfalls draußen,
jetzt werden die Karten neu gemischt, und Worbs und Mellendorf sind
die Topfavoriten, einer von den beiden wird das Rennen machen, und
wenn er nur ein bisschen zwischen den Zeilen zu lesen versteht oder
die leisen Töne aus dem lauten Rauschen herauszuhören
vermag, hat Worbs bei Keiser und dem Aufsichtsrat die besseren Karten
gehabt, extra geholt haben sie ihn, Öl, Raffinerien, damit hat
er zu tun gehabt, war wohl auch in den großen Deal im Osten
involviert gewesen, ohne dass man ihm hat ans Zeug flicken können,
aber jetzt, da Keiser abgetreten ist, ist er nicht da, wie Trotzki
beim Tode Lenins, denkt er, Mellendorf hat es heute sofort
verstanden, die Initiative zu ergreifen, gerade eben war er im
Krankenhaus und hat dort mit dem Ministerpräsidenten gekungelt,
jetzt wird er Worbs Agentur abservieren, Mellendorf ist es, der die
Weichen für die zukünftige Strategie stellt, warum also
soll Brandt dieser Frau da vorne zuhören, er wirft einen Blick
auf ihre Karte, Schweikert, Kontakterin, hübsch, diese
hochgesteckten Haare, das hat was Hexenhaftes, wie Schlangen ringeln
sich die Locken, sie strahlt etwas Energisches aus, nur dass sie
furchtbar blass ist, weiß zugepudert, aber schöner
Ausschnitt, sie beugt sich über den Schreibtisch, bohrt ihren
Zeigefinger in die Tischplatte und packt die ihr gegenüber
sitzenden Stiere bei den Hörnern, ich weiß, sagt sie, dass
Sie sich fragen, was ich hier mache, aber die Herren gucken nur noch
auf ihren schon nicht mehr dezent zur Schau gestellten Busen, der da
im vorgebeugten Decolletee in schwarzen Körbchen wogt, was,
fragt sie scheinbar sich selbst, macht diese Frau hier, bei einem
Automobilkonzern von Weltrang, beim Briefing war noch Herr Werner
Deich da und nun steht diese Bärbel Schweikert vor Ihnen,
vielleicht fragen Sie sich auch, ob die das kann, wohl formuliert,
denkt Brandt, er weiß nicht einmal genau, ob er damit die
kleine Ansprache oder die gewährten Einblicke meint, aber ihm
wird klar, dass diese Frau nicht zu unterschätzen ist, sie hat
hier den schwersten Stand, sie ist allein unter Männern, die
drei anderen Frauen im Raum, Angela Punkte, Annette Milenz und diese
Praktikantin spielen keine Rolle, sie kämpft gegen alle, das
macht sie gut und sie wagt es, das Problem beim Namen zu nennen, ich
kann Sie beruhigen, fährt die Schweikert fort und nennt einige
Kunden aus branchennahen Bereichen, die sie früher schon betreut
hat, ich bin also, sagt sie, durchaus technikaffin, ich kann auch,
und wer kann das heute noch, im Notfall die Zündkerzen wechseln,
ich fahre einen Sportwagen, aber nur einen kleinen, einen
italienischen, aber wenn Sie sich für uns entscheiden und mit
mir zufrieden sind, kann ich mir von der dann fälligen
Gehaltserhöhung vielleicht eines Ihrer Modelle leisten, Sie
würden damit früher den return of investment erreichen,
das ist der erste Lacher, den sie für sich verbuchen kann, auch
Brandt lacht, da steht eine attraktive Frau, die intelligent und
selbstbewusst ist, doch, er wird ihr zuhören, gerne sogar, seien
Sie alle versichert, sagt sie, dass, was immer ich für Sie tue,
ich mit ganzer Kraft tun werde, hundert Prozent, unabhängig von
der Tageszeit, und das gilt auch für mein Team, damit möchte
ich auch schon überleiten zur Agenturvorstellung, dann erzählt
sie von Magellan’s Ads, von einer vergleichsweise kleinen
Agentur, die Großes leistet, sie erzählt von der
Firmenphilosophie, dass sie Pioniere der Kreation sind, immer bereit
neue Wege zu beschreiten und für die beste Idee die ganze Welt
zu umsegeln, ebenso wie Magellan es tat, als er sich auf die Suche
nach den Gewürzinseln machte, wir, sagt sie, schauen einfach
genauer hin, fragen gezielter nach, und bringen die Dinge schärfer
auf den Punkt, am Schluss steht immer eine Kampagne, die beides im
Blick hat, die Marke und den Verkaufserfolg, denn am Markt
entscheidet immer der Ertrag, Brandt ist ganz hingerissen, nicht von
dem, was sie sagt, das ist nur das allgemeine Blabla, das ihr von
ihren internen Profilneurotikern gepredigt worden sein wird, aber

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