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Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter

Titel: Piter - Wrotschek, S: Piter - Metro-Universum: Piter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schimun Wrotschek
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natürlich auch für Bestien, sie mussten nur ein bisschen warmblütig sein.
    Weder Nebel noch Rauch noch Lichtmangel beeinträchtigen die Funktion eines Wärmebildgeräts. Mit einem solchen Wunderding konnte man sogar völlig ohne Lampe einen Metrotunnel begehen. Mit einem Nachtsichtgerät wäre das nicht möglich gewesen, da es zumindest Restlicht benötigt. Doch den größten Nutzen für einen Digger brachte das Wärmebildgerät oben in der Stadt. Selbst an schwaches Licht gewöhnte Augen waren nicht in der Lage, eine Bestie in einem Kilometer Entfernung auszumachen. Das Wärmebildgerät schaffte das hingegen ohne Weiteres.
    Apropos Bestien.
    Iwan drehte den Kopf und spähte durch die Okulare. Tatsächlich.
    »Was ist dort?«, erkundigte sich der Oberführer, dem bereits klar war, dass es Ärger geben würde.
    »Pawlowsche Hunde«, antwortete Iwan. »Wenn uns die bemerken, sind wir erledigt. Keine Bewegung jetzt und keinen Mucks. Sonst fressen sie uns mit Haut und Haaren. Ich will kein Gewehr klicken und keine Eier klappern hören.« Das hatte Kossolapy in solchen Situationen immer gesagt. »Die Biester reagieren vor allem auf Geräusche.«
    Das Warten war eine echte Geduldsprobe.
    Das riesige Hunderudel floss als grün-rot-gelbe Masse über die Schlossbrücke, teilte sich in schmale, bunte Streifen und flutete auf die Uferstraße.
    Es war das U-Boot mit der BezeichnungS-189 auf dem Turm. Der einst hellgraue Rumpf war mit der Zeit dunkler geworden und hatte Rost angesetzt. Vor vielen Jahren hatte man das U-Boot aus einem Hafenbecken für ausrangierte Schiffe gehoben, es wieder instand gesetzt, zur Leutnant-Schmidt-Uferstraße überführt und ein Museum daraus gemacht.
    »Und was sollen wir mit einem Museums-Boot?«, hatte Iwan Krassin bei ihrem ersten Gespräch gefragt.
    »Keine Sorge, die Innereien des Schiffs – der Schiffsdiesel, die Geräte und so weiter – wurden komplett konserviert. Es ist durchaus realistisch, dass sie noch intakt sind. Möglicherweise ist es das einzige fahrtüchtige Schiff in ganz Sankt Petersburg.«
    Fahrtüchtig … Iwan schüttelte den Kopf. Das werden wir ja sehen.
    Er zog das Wärmebildgerät vor die Augen und beobachtete. Es war etwas mühsam, mit diesem Ding auf dem Kopf herumzulaufen, dafür machte es umso mehr Spaß, damit ein Ziel aufzuspüren und es ins Visier zu nehmen.
    Die grün-rot-gelb leuchtende Masse der Pawlowschen Hunde hatte die Schlossbrücke inzwischen verlassen und streunte weiter die Schloss-Uferstraße entlang, vorbei an der Eremitage. Wie viele Hunde es waren? Schwer zu sagen. Im Sichtfeld des Wärmebildgeräts verschmolzen sie zu einem einzigen Organismus, der aussah wie eine Qualle mit langen, dünnen Tentakeln. Die ersten Ausläufer dieser wandelnden Biomasse hatten bereits die Troizki-Brücke erreicht.
    »Vorwärts!«, kommandierte Iwan. »Schnell!«
    Sie rannten los. Stiefelgetrommel auf dem Bürgersteig. Klatschende Pfützen. Von den leeren Häusern schallte ein nasses Echo zurück. Die Digger liefen jetzt die Englische Uferstraße entlang.
    Wären sie hier nicht zur Brücke abgebogen, sondern geradeaus weitergelaufen, wären sie nach kurzer Strecke an drei Geisterschiffen vorbeigekommen. Das erste war ein schwarzer, halb versunkener Fischkutter, der nur aus stumpfen Winkeln bestand, das zweite irgendein Versuchsschiff – Iwan hatte beim letzten Mal die Aufschriften gesehen –, das eher wie ein Marineschnellboot aussah, und das dritte ein blau-gelbes Miniaturschiff mit rostigen Kranauslegern. Iwan erinnerte sich nicht mehr, wie es hieß. Toni oder Tom? Egal. Heute wollten sie sowieso woandershin.
    Jetzt so schnell wie möglich über die Brücke!
    Als Iwan um die Ecke biegen wollte, rutschte er auf einer nassen Stufe aus und fiel.
    Mist! Mit so einem Wärmebildgerät sieht man aber auch gar nichts.
    Im letzten Moment fing er sich mit den Armen ab – seine Hände klatschten auf das Granitpflaster der Uferstraße. Klonk! Das Wärmebildgerät stieß gegen die Brüstung und fiel zu Boden. Die morschen Befestigungsbänder waren gerissen.
    Iwan rappelte sich auf. Um ihn herum war alles grau. Großartig, verdammt. Der Oberführer stand bereits neben ihm und gab ihm Deckung. Die anderen Digger kamen keuchend herbeigelaufen und blieben stehen.
    »Alles klar, Mann?«, erkundigte sich der Oberführer.
    »Ja.«
    Iwan bückte sich und hob das Gerät auf. Die Okulare waren gesprungen. Er hielt es vor die Sichtscheiben seiner Gasmaske. Alles dunkel. Scheiße. Dann

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